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Bischbrunn: Sissy ist zu frech: Abschied vom kleinen Wildschwein in Bischbrunn

Bischbrunn

Sissy ist zu frech: Abschied vom kleinen Wildschwein in Bischbrunn

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    Wildschwein Sissy auf dem Arm von Leni Thauer, der Schwester von Finderin Emma Thauer.
    Wildschwein Sissy auf dem Arm von Leni Thauer, der Schwester von Finderin Emma Thauer. Foto: Tabea Goppelt

    Weit in den Wald hinein, wo die Straße schon zum kurvigen Feldweg wird, liegt die zur Gemarkung Bischbrunn gehörende Schleifmühle der Familie Thauer. Im Hof wartet Emma Thauer, in der Hand eine Leine aus festem Strick. Am anderen Ende hängt weder Hund noch Pferd: Ein kleines Wildschwein läuft ungeduldig hin und her und reckt den Rüssel in alle Richtungen. Als die Reporterin sich nähert, bleibt das Tier ruhig – sie ist an Menschen gewöhnt. Aber ein Schritt zu nah, und schon will Sissy nach den Hosenbeinen des "Eindringlings" schnappen.

    Emma Thauer hatte den Frischling im Winter gefunden, als einziges Überlebendes eines verlassenen Wurfes. Eigentlich sollte sie den Sommer noch bei Familie Thauer verbringen, doch Sissy wird langsam ganz schön frech. "Für meine Prüfungen bleibt sie noch, als Glückschwein", sagt Schwester Leni Thauer, die gerade die Realschule abschließt. Dann soll Sissy in ein Wildgehege umziehen.

    "Das war wie mit einem Kleinkind."

    Anne Thauer, Mutter der Finderin Emma Thauer

    Die ersten elf Wochen hat der Frischling mit im Wohnhaus der Thauers gelebt. Geschlafen hat sie im Hundekorb zusammen mit Hündin Polly – wenn sie denn geschlafen hat. "Das war wie mit einem Kleinkind daheim: Alles ausräumen", sagt Mutter Anne Thauer. Am Anfang sei es nicht so schlimm gewesen, erklärt Emma Thauer: "Da ist sie ins Bad gegangen, hat eine Klopapierrolle genommen und sie durch die Gegend geschleppt." Irgendwann sei es dann die ganze Packung Küchenpapier gewesen. Einer aus der Familie musste also immer Nachtwache halten. "Wenn sie mal ihren Willen nicht gekriegt hat, dann hat sie die Katzentoilette nicht benutzt und mit Absicht daneben gemacht", sagt die Mutter. "Da haben wir gesagt: Jetzt langt’s! Weil wirklich nichts mehr sicher war."

    Wildschwein Sissy mit Hofhündin Polly. Die beiden haben sich von Beginn an gut verstanden.
    Wildschwein Sissy mit Hofhündin Polly. Die beiden haben sich von Beginn an gut verstanden. Foto: Tabea Goppelt

    Das war im April. Danach ist Sissy in den Schweinestall umgezogen. Zunächst hat das so gut geklappt, dass Sissy auch noch etwas länger hätte bleiben dürfen, aber das kleine Schweinchen wird immer größer und aufmüpfiger. "Man kann nicht wissen, wen sie sympathisch findet", sagt Anne Thauer. Es gebe Leute, die werden dann auch ordentlich gezwickt. Bisher hätten sie noch keine ernsthaften Verletzungen gehabt, aber: "Die Zähne werden ja auch länger und spitzer. So ein Gebiss vom Schwein ist nicht ohne", erklärt sie. 

    Brav wie ein Hund – aber zu gefährlich für Menschen

    Während die Besitzer von ihren kleinen Frechheiten erzählen, rennt Sissy einmal quer über die Eselweide und zurück. Im kühlen Wasserloch bleibt sie stehen, nah bei ihrer menschlichen Adoptivfamilie. Gleich zeigt das Wildschwein, dass es auch anders kann: Auf Leni Thauers Kommando macht sie Sitz, Platz und dreht sich. "Dadurch, dass sie mit Menschen aufgewachsen ist, geht es nicht mehr, sie auszuwildern", sagt Emma Thauer. Sissy würde auf Menschen zugehen und Essen fordern –das wäre zu gefährlich für Spaziergänger. 

    Sie hatten auch viel Spaß miteinander: Leni Thauer, Schwester Emma Thauer und Mutter Anne Thauer (von links) mit Wildschwein Sissy und Hofhund Polly.
    Sie hatten auch viel Spaß miteinander: Leni Thauer, Schwester Emma Thauer und Mutter Anne Thauer (von links) mit Wildschwein Sissy und Hofhund Polly. Foto: Tabea Goppelt

    Voraussichtlich kommt sie daher bald ins Wildgehege nach Heigenbrücken. Einmal waren die Thauers schon mit Sissy in Schollbrunn und haben ihr im Gehege dort Wildschweine gezeigt. "Sie war sich ein bisschen unsicher, was sie machen soll", sagt Emma Thauer. Sissy sei ganz vorsichtig gewesen und habe sich hinter ihnen versteckt, erklärt Mutter Anne Thauer. Wie die erste Zeit mit der Wildschweinrotte im Gehege werde, könne sie nicht einschätzen: "Wenn ich es richtig verstanden habe, wird sie am Anfang erst separiert, sodass es nur so ein Schnupperkontakt ist. Und dann wird sie Stück für Stück integriert", sagt sie.

    Für die Thauers war es auf jeden Fall eine "komplett andere Art von Begegnung mit Schweinen." Eigentlich wären die Begegnungen eher unschön: "Sie machen uns die Grünlandfläche links, stellen große Schäden an", sagt Anne Thauer. Sissy dagegen hätten sie unglaublich lieb gewonnen. "Sie macht unheimlich viel Spaß", sagt sie.

    Auch während der Coronazeit und dem Homeschooling sei Sissys Gesellschaft super gewesen. "Wenn sie jetzt nicht permanent an die Hosenbeine gehen würde und wirklich massiv schütteln würde, wäre es vielleicht eine andere Geschichte. Aber sie ist und bleibt ein Wildtier." Schwer fällt der Abschied den Thauers trotz aller Einsicht: "Es ist einfach besser für sie", sagt Emma – aber ihre Mutter fügt an: "Ich weiß nicht, wer mehr leidet: Wir oder das Schwein."

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