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"So sieht das Glück aus"

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"So sieht das Glück aus"

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    Auf der Couchgarnitur liegt Magret und strampelt vor sich hin. Mutter Karin Popp sitzt dabei und spielt mit Magrets Füßchen. Ein babyhaftes Quietschen und Gurren erfüllt den Raum. Die Brüder Florian und David sitzen auf dem Boden und spielen mit einem ferngesteuerten Rennauto. Das Hupen und Heulen der Fahrzeuge erfüllt den Raum. Rebecca, die jüngste Schwester von Magret, kuschelt schüchtern auf dem Schoß ihrer großen Schwestern Nadine und Melanie.

    Der Weg ins Wohnzimmer führt über eine schmale Eichentreppe in den ersten Stock. Efeuranken und Rosenstöcke zieren die alten Fachwerkmauern, die Magrets Vater Andreas Popp als gelernter Maurer in mühevoller Kleinarbeit für seine Familie aus dem alten Mauerwerk herausgearbeitet hat. Das Haus der Familie Popp wurde 1897 erbaut. Andreas Popp, der Urgroßvater von Magret und namensgleich mit ihrem Vater, war von 1928 bis 1934 Bürgermeister von Arnstein.

    "Sicherlich wollten wir Kinder, aber nicht unbedingt sieben", erzählt die gelernte Hotelfachfrau Karin Popp. Sie hat lange blonde Haare. Sie und ihr Ehemann betreiben ein kleines Fuhrunternehmen. Vor drei Jahren hat sie die Unternehmensprüfung mit Erfolg abgelegt. Karin Popp managt, organisiert und leitet das Büro, während ihr Ehemann Andreas mit dem eigenen Laster oft tage- oder auch wochenlang auf Tour ist. "Leider kann mein Ehemann nicht jeden Tag zu Hause sein und die Kinder sehen ihn nicht so oft; aber wenn er da ist, kümmert er sich rührend sie", berichtet Karin Popp vom Alltagsleben der Familie.

    Um die Lebenshaltungskosten zu bestreiten, muss einiges verdient werden. "Allein beim Einkauf von Lebensmitteln geht schon was weg", erklärt sie weiter und erzählt von den großen Portionen, die bei einer neun- beziehungsweise zehnköpfigen Familie aufgegessen werden. Zehnköpfig deshalb, weil die älteste Tochter Nadine auch schon eine Tochter hat. Magrets Nichte heißt Aisha und ist zweieinhalb Jahre alt.

    Eigentlich hat Nadine seit über einem Jahr ihre eigene Wohnung. Doch arbeite Nadine bei einem nahe gelegenen Lebensmittelgeschäft und während der Arbeitszeit von Nadine ist Aisha bei Oma Karin. In dem Moment betritt Vater Andreas das Wohnzimmer und gesellt sich hinzu.

    Auf die Frage, wie und wer die anfallende Hausarbeit verrichte, kommt die Antwort: "Das geht so zwischendurch". Karin Popp war bis zu ihrer letzten Schwangerschaft Zeitungszustellerin bei der MAIN-POST. "Früh um 1 Uhr bin ich aufgestanden", sagt sie. Bis früh um 4 Uhr sei sie unterwegs gewesen. Dann ging sie immer noch mal bis 6 Uhr schlafen. "Bis die Kinder um 7 Uhr aufstanden, habe ich schon alles gerichtet und aufgeräumt", erzählt sie weiter. Bis 9 Uhr sind dann auch die kleinsten im Kindergarten.

    "Jetzt ist erst mal Zeit für Magret", sagt sie und schmiegt die Kleine an sich. Bis der Kindergarten aus ist und Manuel, Florian und Rebecca von der Schule kommen, sei der Haushalt gemacht, in den fünf Kinderschlafzimmern aufgeräumt und das Mittagessen gerichtet.

    Dabei blickt Karin Popp auf die Uhr und sagt: "Die Waschmaschine müsste jetzt fertig sein". Beim gemeinsamen Gang in das Badezimmer sind zwei Waschmaschinen und ein Trockner zu sehen. Mutter Karin öffnet die Maschine und füllt die nasse Wäsche in den Trockner. Jeden Tag, auch am Wochenende, liefen mindestens zwei bis drei Maschinen voll Wäsche. "Die Menge an dreckiger Wäsche habe ich mir auch nie vorstellen können, aber heute ist es für mich normal", sagt Karin Popp und schaltet den Trockner an.

    Im Wohnzimmer zurück erzählt sie vom weiteren Tagesablauf. Am Nachmittag stünden die Hausaufgaben und die Hobbies wie Fußball und Musikspielen auf dem Programm. Wenn dann die Kleinen schlafen, ist endlich Zeit für Manuel und Melanie. Auch die "Großen" suchten noch oft den Rat und die Hilfe ihrer Mutter. Melanie hat Verkäuferin gelernt und ist derzeit arbeitslos. So unterstützt sie ihre Mutter im Haushalt, aber viel lieber würde sie arbeiten gehen. Magret wird langsam quengelig und schreit. Mutter Karin legt sie zum Stillen an.

    Schicksalsschläge hat die Familie Popp auch hinnehmen müssen. Im April 2005 wurde ihr eigentliches siebtes Kind tot geboren. Ein schmerzhafter Verlust, der bis heute noch nicht ganz verarbeitet sei.

    Auf die Frage, ob und wie oft sie schon in Urlaub gefahren seien, kommt die Antwort: "Für sechs Tage waren wir einmal in Dänemark". 2005 seien sie, allerdings ohne die zwei ältesten Töchter, mit dem Siebensitzer-Bus los gefahren. "Es war so schön dort. Davon zehre ich heute noch", erinnert sich Karin Popp.

    Mit dem Blick in die Zukunft geben beide Eheleute zu, schon ein bisschen Angst zu haben. Sie wollen ihren Kindern ja schließlich einen "guten Start" mit auf dem Lebensweg geben. Aber mit einer Armbewegung auf ihre Kinder resümieren sie: "So sieht das Glück aus".

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