LEngfurt
(mac)
Berufsimker sind in Deutschland eine Seltenheit, junge Frauen in diesem Beruf gar eine Rarität. Die 25-jährige Dorothea Heiser aus Lengfurt ist geradezu einzigartig: Als einzige Imkerin in Deutschland produziert sie das hochwertige Gelee Royale. Zurzeit züchtet sie Königinnen für Bienenvölker, etwa 400 bis 500 in diesem Sommer.
„Der größte Arbeitgeber Unterfrankens“ sei die Imkerei Heiser, scherzt Heinrich Heiser. „Wir haben etwa 16 Millionen Arbeiter.“ Seine Tochter Dorothea Heiser kam auf Umwegen zur Imkerei und kümmert sich zurzeit weniger um die gewöhnlichen Arbeiterbienen als um die Königinnen. Von Mai bis September züchtet sie etwa 400 bis 500 Königinnen. Diese diffizile Arbeit kann nicht jeder Hobbyimker bewältigen. Heiser verkauft deshalb einen Teil ihrer Königinnen und verschickt sie per Post. „Man braucht gute Augen und eine ruhige Hand zur Vermehrung der Königinnen“, erklärt Dorothea Heiser. „Für viele ältere Imker ist diese Arbeit sehr mühsam.“
Ab in den Brutschrank
Aus Bienenvölkern, die sich durch Qualitäten wie Sanftmut, Honigertrag und geringe Neigung zum Ausschwärmen auszeichnen, wählt sie Larven aus, die sie zur Königin züchtet. Diese werden in speziellen Behältnissen mit Nahrung versorgt und bei konstanten 35 Grad Celsius bis zum Schlüpfen im Brutschrank aufbewahrt. Dann entnimmt Dorothea Heiser die Königinnen, klebt ihnen eine farbige Nummer auf und notiert sich diese Nummer sowie die Herkunft der angehenden Königin. In der Regel werden erst begattete Königinnen verkauft. „Die Begattung durch Drohnen erfolgt im Flug. Das ist ein Risikofaktor“, erklärt die junge Imkerin. Wenn die Königin ihre Eier in einer geschlossenen Ordnung abgelegt hat und so ihre Zeugungsfähigkeit bewiesen hat, ist sie bereit für den Verkauf.
Die Königinnenvermehrung lernte Dorothea Heiser unter anderem in Italien, wo sie nach ihrer Ausbildung zur „Tierwirtin im Fachbereich Bienenhaltung“ am niedersächsischen Landesinstitut für Bienenkunde in Celle ein Jahr lang arbeitete. „Ich habe in der Toskana viel Neues gelernt, was ich von der Arbeit meines Vaters nicht kannte“, sagt die Imkerin. Dazu gehört auch die Gewinnung von Gelee Royale, jenem hoch konzentriertem Futtersaft, der normalerweise den Bienenköniginnen vorbehalten ist. Dem eiweißhaltigen Stoff werden antibiotische und antivirale Eigenschaften zugeschrieben.
Dass sie im Durchschnitt täglich einmal gestochen wird, nimmt Dorothea Heiser mit Gleichmut hin. „Das gehört dazu. Mein Körper hat sich daran gewöhnt, die Stiche schwellen meistens nicht mehr sehr stark an.“
Abwechslungsreiche Arbeit
Die 25-Jährige liebt ihren Job. „Als ich aufwuchs, war ich vom Beruf meines Vaters nicht gerade fasziniert“, gibt sie zu. Nach der Mittleren Reife absolvierte sie zunächst eine Lehre zur Industriekauffrau. „Erst bei der fremdbestimmten Arbeit im Büro habe ich erfasst, was den Beruf des Imkers ausmacht: Die selbstständige Arbeit im eigenen Rhythmus, die Arbeit in der Natur und die Vielfalt der Aufgaben.“
Während im Sommer die Arbeit mit den Bienen im Vordergrund steht, bereisen die Heisers im Winter einige Märkte mit ihrem Honig-Verkaufsstand. Außerdem hat Dorothea die Webseite der Imkerei gestaltet und hält Kontakt mit den Kunden.
Grundsätzlich sei die Main-Spessart-Region für die Imkerei sehr günstig. „Das Klima ist mild, die Luftfeuchtigkeit wegen des Mains recht hoch, die Vegetation ist wegen des Kalksteinbodens auf der fränkischen Platte und dem Sandstein im Spessart vielfältig“, erklärt Heiser. Deshalb sei ihr Vater auch vor Jahren aus Rheinland-Pfalz nach Lengfurt gezogen.
Nun strebt sie den Meistertitel an. „Ich habe mich bereits angemeldet. Es gibt erst dann einen Kurs, wenn sich genügend Interessierte aus dem ganzen Bundesgebiet angemeldet haben.“ Der Schwerpunkt dieser Ausbildung liege im betriebswirtschaftlichen Bereich. „Fachlich gibt es da nicht mehr sehr viel Neues“, sagt Heiser.
Online-Tipp
Weitere Informationen zum Thema unter www.heiserimkerei.de