Hinter einem Volksfest wie der Spessartfestwoche in Lohr steht eine große Logistik von Genehmigungen, dem Einstellen von Personal über Aufbau und Einkauf bis hin zu dem, was übrig bleibt. Wir haben Festwirt Franz Widmann nach dem Rest vom Fest gefragt: Was wird getrennt, was wiederverwertet, welche Rolle spielt Mehrweg und was passiert mit den Haxen, die am Vortag keine Abnehmer mehr gefunden haben?
Einen Einblick in die festwochenbedingten Hinterlassenschaften bekommt man von der alten Mainbrücke aus. Von dort ist gut zu sehen, was sich hinter Sichtschutzzäunen verbirgt: ein Container für Glas, einer für Kartonage und einer mit Presse für Restmüll. Bei einem Rundgang zeigt Festwirt Franz Widmann noch eine Kolonne gelber Tonnen. Über sie wird das Fett entsorgt, das hauptsächlich beim Frittieren und Grillen anfällt, erläutert Widmann.
Kein Pfand von Gästen
Im Container für Glas landen laut Festwirt zerbrochene Maßkrüge und Flaschen, für die es kein Mehrwegsystem gibt: "Wodkaflaschen und solche Sachen", berichtet er. "Die Weinflaschen bekommen wir direkt in Holzkisten vom Winzer. Die gehen so wieder zurück." Die nichtalkoholischen Getränke seien ausschließlich in Glasflaschen und würden wieder an die Lieferanten zurückgegeben. "Von unseren Gästen verlangen wir aber kein Pfand", erläutert Widmann. Der Aufwand mit der Rückgabe und dem Auszahlen des Pfands wäre zu groß.

Einweggeschirr spiele kaum eine Rolle, erläutert Widmann: das Käsepapier und die Verpackung, wenn mal jemand ein Gericht mitnehmen möchte. "99 Prozent werden bei uns stationär gegessen", gibt Widmann Auskunft. Das, was auf den Teller kommt, werde größtenteils in Mehrwegkisten wie Euro-1- und Euro-2-Boxen geliefert. Seine Händler für Salat und Fleisch säßen in Aschaffenburg und Würzburg. Da sei der Kreislauf kein Problem.
Kartonagen fielen durch Verpackung von Dingen wie Papierhandtüchern, Flüssigseife, Servietten und Ähnlichem an, außerdem für Pommes sowie Brezel- und Semmelteiglinge. Mehrwegverpackung sei in diesem Bereich schwer möglich, weil die Lieferanten zu weit weg seien und kein enger Takt zwischen den Lieferungen bestehe. Die Pappe-Verpackungen füllen laut Festwirt rund einen Zehn-Kubikmeter-Container eines örtlichen Entsorgungsunternehmens. Sollte mal ein Container voll sein, sei das kein Problem. Er werde kurzfristig durch einen leeren ersetzt. Ungefähr die gleiche Menge falle an Glas an.
Vom Eimer bis zum Haxen
Bleiben noch die Eimer von Mayonnaise, Ketchup und Co.: "Eimer brauchen wir immer. Die werden ausgewaschen und zum Beispiel als Putzeimer verwendet", berichtet Widmann. Auch bei den Lebensmitteln werde so gut wie nichts weggeworfen: der Strunk vom Salat und die Schale vom Rettich, viel mehr sei es nicht. Aufgrund der vielen Jahre an Volksfesterfahrung komme es selten vor, dass Vorrat und Nachfrage weit auseinanderliegen.
Ein paar Haxen oder Hähnchen stecken am ein oder anderen Abend dann doch noch auf dem Grillspieß, wenn sich das Festzelt leert. "Wenn Hendl übrig sind, gibt es am nächsten Tag Paprikahendl fürs Personal", sagt Widmann. Es werde täglich für rund 200 Personen frisch gekocht. Übrige Haxen finden sich demnach in Schinkennudeln wieder. Salat mit Putenbruststreifen gebe es, wenn die Nachfrage nach Salat nicht so groß gewesen sei, wie veranschlagt. Der Käse werde als 90-Kilo-Laibe geliefert. Der Anschnitt werde mit Folie abgedeckt und am nächsten Tag frisch angeschnitten.
Das Fleisch kommt laut Widmann schon zugerichtet in den Plastik-Boxen an. Was dann bei der Zubereitung noch an Fleischabschnitten und Knochen anfalle, lande im Topf. "Daraus kochen wir unsere Soßen." Semmeln und Brezeln von den Vortagen würden zu Knödeln verarbeitet.
Biomüll nicht bewährt
Was an Küchenabfällen und von den Tellern der Gäste anfalle, werde mit dem Restmüll entsorgt, "Die Biotonne hat sich nicht bewährt. Gerade im Hochsommer gibt es Probleme mit Maden", informiert der Festwirt. Bei der geringen Menge an Biomüll seien die Leerungsintervalle länger, was das Problem verstärke.
Der Restmüll werde vor Ort gepresst und auf die Dauer der Festwoche in Lohr gesehen drei- bis fünfmal geleert. Ein Aufruf beim Entsorger genüge und der Container werde ausgetauscht. Über den Restmüll wird, nach Auskunft Widmanns, auch Kunststoff entsorgt, der nicht getrennt erfasst werde. Das Ganze werde in der Müllverbrennungsanlage Schweinfurt hygienisch entsorgt.
Separat gesammelt wird hingegen Fett. Es tropft in Auffangschalen oder kommt aus der Fritteuse und wird, wie man hinter der Küchenzeile sehen kann, in gelben Tonnen erfasst. Diese würden von einem Spezialunternehmen abgeholt, das das Fett wiederverwerte, berichtet Widmann.
Spielen Apps, also mobile Anwendungen, zum Retten von Lebensmitteln eine Rolle? "Nein", sagt der Festwirt. In Aschaffenburg, wo Widmann ebenfalls als Festwirt agiert, arbeite sein Team mit der Tafel zusammen.
Anschluss an Kanalisation
Zum Rest vom Fest gehören auch die Abwässer, sei es vom Spülen oder den menschlichen Ausscheidungen. "Es gibt bestimmte Einleitepunkt in die öffentliche Kanalisation", erläutert Widmann. Daran würden die Abwasserrohre von den Festeinrichtungen samt Toiletten angeschlossen.
Was dabei konkret zu beachten ist, regelt nach Auskunft der Pressestelle der Stadt Lohr die Entwässerungssatzung. Diese Einleitebedingungen der Stadtwerke seien einzuhalten. Vorgeschrieben ist demnach der Betrieb eines Fettabscheiders, der entsprechend geleert werden müsse, teilt Rathaussprecher Dieter Daus auf Anfrage der Redaktion mit.
Trotz der vielen Festgäste macht sich nach Auskunft von Daus deren Besuch in Lohr in der Kläranlage nicht bemerkbar. Eine weitere Vorschrift zum Thema Entsorgung verlangt laut Pressesprecher, ausreichende nicht brennbare Abfallbehälter mit dicht schließenden Deckeln bereitzuhalten.