Im Oktober hat der Bundestag ein Gesetzespaket beschlossen, nach dem Asylbewerber und Geduldete mit guter Bleibeperspektive eine bessere und schnellere Sprachförderung erhalten sollen. Entsprechende Mittel wurden bereit gestellt.
Die Stadt Marktheidenfeld reagierte schnell. Mit der Volkshochschule wurde in kürzester Zeit ein Kurs organisiert, an dem 25 Asylbewerber teilnehmen können. In 320 Stunden lernen diese nun bis März 2016 Deutsch. Das einzige Problem: der fehlende Raum. Die Volkshochschule platzt aus allen Nähten. Hier war nichts zu machen. Da kam das Angebot der Friedrich-Fleischmann-Grundschule gerade recht: Man könne einen Raum, der derzeit nicht benötigt werde, zur Verfügung stellen.
An zwei Vormittagen, am Dienstag und am Donnerstag vergangener Woche, hat der Unterricht nun schon stattgefunden. Für den Sprachkurs hat man zudem extra eine Besuchertoilette für Erwachsene eingerichtet.
Nun aber gibt es Kritik daran, dass die Grundschule als Lernort für Flüchtlinge genutzt wird. Sowohl bei Rektor Dieter Beckmann als auch bei der Stadt Marktheidenfeld haben sich rund zehn Eltern über die Anwesenheit der Flüchtlinge im Schulgebäude und auf dem Gelände beschwert beziehungsweise ihre Sorgen darüber geäußert. „Ein Vorwurf war, dass die Flüchtlinge angeblich auf dem Pausenhof geraucht hätten“, sagte der Rektor auf Nachfrage der Main-Post. Dass das nicht gehe und dass sie sich an die Schulregeln halten müssten, das will Rektor Beckmann ihnen noch einmal persönlich ans Herz legen.
Was die Standortfrage angeht, hat sich der Rektor mit seinem Kollegium beraten und einen Beschluss gefasst: „Vor zwei Jahren haben wir uns an der Aktion ,Marktheidenfeld ist bunt‘ beteiligt. Da können wir doch jetzt nicht sagen: Und euch lassen wir nicht rein.“ Zumal mit der geplanten Gemeinschaftsunterkunft künftig auch zunehmend Kinder aus Flüchtlingsfamilien und somit auch deren Eltern an die Schule kämen.
22 Männer und drei Frauen sind derzeit in dem Sprachkurs, berichtete Monika Oetzel, Leiterin der Volkshochschule. Sie sind von der Caritas gemeldet und kommen aus Unterkünften wie Rothenfels, Oberndorf, Neustadt oder Zimmern. Der Raum an der Schule sei gut, sagte Oetzel. Der Sachaufwandsträger sei die Stadt und für die Flüchtlinge sei er über den Busbahnhof gut zu erreichen, erklärte sie. Die nächsten zwei Wochen soll der Kurs zunächst an Ort und Stelle bleiben. Zukünftig suche man aber nach einer Alternative.
Das bestätigte Heinz Matschiner, der geschäftsleitende Beamte der Stadt. „Wir werden uns nach Erstatzräumen umschauen“, sagte er auf Nachfrage. Auf diese Art wolle man die Bedenken der Eltern ernst nehmen. Allerdings wies er ebenso wie Rektor Beckmann darauf hin, dass die Zahl der Flüchtlinge, seien es Kinder oder Erwachsene, zunehmen werde. Der Bedarf an öffentlichen Räumen werde also steigen.