Während Heßlar bereits 2002 angeschlossen wurde, dauerte es doch noch fünf Jahre, bis Stetten endlich angeschlossen werden konnte, verdeutlichte Karlstadts Bürgermeister Karl-Heinz Keller. Wolfgang Beck, der Leiter der Stadtwerke, gab einen kleinen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte. Nachdem die Stadt Karlstadt das Angebot der Marktgemeinde Thüngen vom Januar 1998 angenommen hatte, wurde 1999 eine Zweckvereinbahrung unterschrieben. Dabei wurden die Einwohnergleichwerte für Thüngen auf 3000, auf Stetten 2400 und auf Heßlar 400 festgelegt. Nach diesem Schlüssel werden auch die jeweiligen Kosten umgelegt. Als Alternative hätte die rund 40 Jahre alte Kläranlage in Stetten saniert werden müssen.
Die Kläranlage in Thüngen wird, wie bisher auch, von der Marktgemeinde Thüngen betrieben. Die Stadt Karlstadt zahlt einmalig einen Baukostenzuschuss in Höhe von 46 000 Euro für den Anschluss von Heßlar sowie 150 000 Euro für den Anschluss von Stetten. Neben der Einleitungsgebühr, die sich nach der Menge des Abwassers richtet, beteiligt sich die Stadt Karlstadt an zukünftigen Investitionen entsprechend dem prozentualen Ansatz, der knapp unter 50 Prozent liegt.
„Die Gesamtkosten für den Anschluss belaufen sich auf rund 620 000 Euro“, verdeutlichte der Leiter der Stadtwerke. Dazu kamen noch 680 000 Euro, die für die Sanierung der Kanäle und Hauptsammler in Stetten benötigt wurden. „Damit sind knapp 1,3 Millionen Euro nach Stetten geflossen“, betonte der Bürgermeister. Finanziert werden diese Beträge durch Gebühren, Eigenkapital, Kredite sowie Verbesserungsbeiträge. „Es gab dafür keine staatlichen Zuschüsse“, verdeutlichte Wolfgang Beck. Nächstes Jahr soll in Stetten noch der Kanal in der Stockbrunnengasse für rund 200 000 Euro ausgewechselt werden.
Bei der Planung der neuen Thüngener Kläranlage an der Bundesstraße war man seinerzeit davon ausgegangen, dass die Brauerei in Thüngen weiterhin abfüllt sowie von drei schlachtenden Metzgereien im Ort. Heute wird das in Thüngen gebraute Bier in Arnstein abgefüllt und von den drei Metzgereien hat nur noch eine geöffnet, und die schlachtet nicht mehr selbst. Aber nicht nur beim Abwasser, sondern auch bei der Wasserversorgung und dem Projekt „Werntal - Grundwasserverträglicher Landbau“ arbeiten die beiden Kommunen schon längere Zeit zusammen.
„Zwei Pumpen der Firma KSB sind das Kernstück der Anlage“, erläuterte der Abwassermeister der Stadt Karlstadt, Heinz Ehrenfeld. Die beiden Pumpen werden immer im Wechsel betrieben und bei Ausfall einer Pumpe kann die andere sofort deren Aufgabe übernehmen. 2250 Meter lang ist die Druckleitung, die nach Thüngen verlegt wurde.