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Streit auf der Entbindungsstation

Karlstadt

Streit auf der Entbindungsstation

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    Dr. Hartmut Dangendorf ist stinksauer. Vor acht Jahren kam der frühere Oberarzt von Sindelfingen nach Karlstadt, um dort als Belegarzt zu praktizieren. "Mein längerfristiger, nicht-kündbarer Vertrag wurde nun aus fadenscheinigen Gründen fristlos gekündigt", sagt er. Er soll Patienten die Behandlung verweigert haben. "Das ist völliger Blödsinn." Seit 20. April darf er in Karlstadt nicht mehr entbinden. Noch bevor die Kündigung bei ihm eintraf, wurde er ohne sein Wissen bei der kassenärztlichen Vereinigung abgemeldet.

    Auch den anderen Belegärzten am Gesundheitsportal, Dr. Gerd Kuppe aus Marktheidenfeld und Dr. Harald Hess aus Gemünden, wurde gekündigt. "Mein Arbeitsverhältnis wurde fristgerecht zum 30. Juni beendet", sagt Hess. So lange werde er in Karlstadt noch Entbindungen durchführen. Auch Dr. Kuppe werde bis Ende Juni noch Entbindungen in Karlstadt durchführen, hieß es aus seiner Praxis. Der Frauenarzt befindet sich derzeit in Urlaub und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

    Hess ist auf die Klinikleitung ebenso wenig gut zu sprechen wie Dangendorf. "Die Arbeit wurde immer wieder durch strukturelle Probleme beeinträchtigt. Gegen den Willen von Dr. Dangendorf und mir gab es Personaländerungen bei Hebammen und Schwestern." Auch Dangendorf sagt: "Gute Hebammen wurden entlassen und durch unerfahrene ersetzt."

    Ab Januar Hauptabteilung

    Laut Klinikleitung soll ab 1. Januar 2007 eine hauptamtliche Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe die Arbeit aufnehmen. Das Verfahren zur Besetzung der Chefarzt-Stelle sei bereits eingeleitet. Trotz dieser Umstrukturierung und personeller Veränderungen sei der Facharztstandard in der geburtshilflichen und gynäkologischen Abteilung im Karlstadter Krankenhaus rund um die Uhr gewährleistet, heißt es in der Pressemitteilung der Klinikleitung. Auch Notfälle könnten zu jeder Tages- und Nachtzeit von Fachärzten versorgt werden. Mit der Einrichtung der hauptamtlichen Abteilung würden sich deutliche Vorteile für Eltern und Neugeborene ergeben, heißt es.

    Wer jedoch diese Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Patientinnen nach dem Ausscheiden der gekündigten Belegärzte übernehmen soll, ist unklar. "Es ist doch heute schon so, dass man teilweise nicht weiß, wer am nächsten Tag Dienst hat", so Dangendorf. Die Klinikleitung war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

    Hess hält die Umstrukturierung für dubios: "Jetzt, wo die Geburtenzahlen zurückgehen, soll sich eine Hauptabteilung rechnen? Was sollen die sechs Gynäkologen, davon mindestens drei Fachärzte, den ganzen Tag arbeiten?"

    Dangendorf vermutet: "Ich glaube, die wollen das Scheitern der Klinikreform nicht eingestehen und das den Ärzten in die Schuhe schieben. Dabei gab es von Anfang an die illusorische Vorstellung von 500 Geburten im Jahr. De facto gab es im vergangenen Jahr 352 Geburten."

    Der Gynäkologe aus Karlstadt will seine fristlose Kündigung jedenfalls nicht hinnehmen. "Das Landratsamt will mit fadenscheinigen Gründen die Abfindung umgehen. Ich klage gegen diese Kündigung."

    Auch die werdende Mutter Gisela Fischer zieht aus dem Streit im Gesundheitsportal ihre Konsequenzen. "Ich werde mein Kind in Würzburg zur Welt bringen."

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