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Steinmark: Suchhunde der Feuerwehr Steinmark: Warum ihr Einsatz auch dann ein Erfolg ist, wenn sie einen Vermissten nicht finden

Steinmark

Suchhunde der Feuerwehr Steinmark: Warum ihr Einsatz auch dann ein Erfolg ist, wenn sie einen Vermissten nicht finden

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    Labrador Olana und Besitzer Andreas Götz sind seit Gründung der Rettungshundestaffel der freiwilligen Feuerwehr in Steinmark im Sommer 2017 mit dabei. "Mantrailing" trainieren sie schon seit sieben Jahren.
    Labrador Olana und Besitzer Andreas Götz sind seit Gründung der Rettungshundestaffel der freiwilligen Feuerwehr in Steinmark im Sommer 2017 mit dabei. "Mantrailing" trainieren sie schon seit sieben Jahren. Foto: Johannes Kiefer

    Wenn Andreas Götz sich für einen Einsatz bereit macht, dann hat er neben der richtigen Kleidung immer eine Stirnlampe, Funkgerät sowie ein Geschirr, eine Leine und eine Belohnung in Form von Spielzeug oder Futter für seine Hündin mit dabei. Denn Götz und seine Labradorhündin Olana sind ein Team der Rettungshundestaffel der freiwilligen Feuerwehr in Esselbach-Steinmark. Insgesamt gibt es dort derzeit drei einsatzreife Teams, bestehend aus einem Hundeführer und seinem Tier.

    Was genau die Rettungshundestaffel in Steinmark macht

    "Wir machen Rettungshundearbeit über die Feuerwehr in Steinmark und haben uns auf den Bereich Personensuche, 'Mantrailing', spezialisiert", sagt Götz, der einen Kfz-Betrieb leitet. Das heißt, dass die Hunde anhand eines "Geruchartikels" der vermissten Person eine Spur finden und verfolgen sollen. Der Unterschied zu Lawinensuchhunden, Wasserrettungshunden, Trümmersuch- und Flächensuchhunden ist, dass die Hunde hierbei den Geruch eines bestimmten Menschen verfolgen. In den anderen Bereichen kommt es darauf an, überhaupt menschliche Gerüche wahrzunehmen.

    Hündin Olana bekommt nach erfolgreicher Such–Übung beim Training ein Leckerli und ihr Lieblingsspielzeug von ihrem Herrchen Andreas Götz. 
    Hündin Olana bekommt nach erfolgreicher Such–Übung beim Training ein Leckerli und ihr Lieblingsspielzeug von ihrem Herrchen Andreas Götz.  Foto: Johannes Kiefer

    Zudem sind die Rettungshunde beim Mantrailing angeleint. Der Mensch muss die Signale des Hundes also richtig deuten. Um das zu lernen, braucht es sehr viel Zeit, weshalb die Ausbildung ungefähr drei bis vier Jahre oder länger dauert. 

    Andreas Götz bildet seine Hündin Olana seit sieben Jahren aus. Anfangs noch in einem Verein für Mantrailing in Würzburg. Daraus schloss sich eine Gruppe zusammen, die später in Steinmark eine Rettungshundestaffel gründete und immer wieder neue Mensch-Hund-Teams aufgenommen hat. Die meisten Mitglieder stammen daher aus dem Raum Würzburg. Letztendlich war es das Umfeld, das Götz und die anderen zur Feuerwehr Steinmark brachte. "Wir erhalten die volle Unterstützung der Gemeinde. Wenn man sich andere Hundestaffeln anschaut, können wir uns nicht beschweren, denn viele finanzieren sich selbst."

    Welche Voraussetzungen ein Mantrailer mitbringen sollte

    Olana hat die erste Einsatzreifeprüfung vor rund zweieinhalb Jahren bestanden. Zuvor musste sie eine Eignungsprüfung (Begleithundeprüfung) meistern, danach folgte die Vorprüfung (RH1-Rettungshund eins) und die "Einsatzsreifeprüfung" RH2.

    Diese Prüfung wird alle zwei Jahre wiederholt. Außerdem müssen die Mantrailer bei der Feuerwehr in Steinmark eine allgemeine Ausbildung zum Feuerwehrmann oder -frau (die sogenannte Modulare–Truppmann–Ausbildung) absolvieren, denn sie werden zum Beispiel auch bei Brandfällen alarmiert.

    "Das meiste sind eigentlich Senioren aus dem Altenheim, die wir versuchen wiederzufinden."

    Andreas Götz, Mantrailer der Rettungshundestaffel in Steinmark

    Die Rettungshundestaffel sucht zum Beispiel Seniorinnen und Senioren, die aufgrund ihrer Erkrankungen aus dem Altenheim verschwinden, suizidgefährdete oder geistig verwirrte Personen und Menschen, die aus Streitsituationen fliehen. Vom Senior bis zum kleinen Kind ist alles dabei. "Manchmal sind auch Einsätze dabei, bei denen man sich denkt: Wofür sind wir jetzt die ganze Nacht unterwegs gewesen?", erzählt Götz. "Einmal hat sich zum Beispiel eine Frau vor uns versteckt und ein Katz- und Mausspiel mit uns gespielt: Wenn sie uns gesehen hat, ist sie weitergegangen."

    Das Wichtigste für den Hund soll der Spaß und die Belohnung danach sein

    Neben der achtjährigen Olana trainiert Götz noch Tara, eine Hannoversche Schweißhündin. Beim Training sollen die Hunde lernen, die Geruchsspur eines Menschen zu verfolgen. So versteckt sich für die Übung eine Person, die "Versteckte Person" (VP) oder "Runner" genannt wird. Anschließend wechseln sich die Mitglieder der Hundestaffel ab. So sucht immer ein Hund-Mensch-Team die versteckte Person, während die anderen beobachten, wie der Hundeführer und sein Hund zusammenarbeiten, um später Feedback zu geben. Zudem wird die Suchübung immer von einer Person mit dem Handy aufgenommen, um später an den individuellen Problemen zu arbeiten.

    Jenny Geis trainiert mit ihrem Hund Goofy (ein Ridgeback) seit ungefähr acht Jahren. Auf dem Bild kann man die beiden beim Training sehen. Gesucht wird eine versteckte Person des Rettungshundestaffelteams.
    Jenny Geis trainiert mit ihrem Hund Goofy (ein Ridgeback) seit ungefähr acht Jahren. Auf dem Bild kann man die beiden beim Training sehen. Gesucht wird eine versteckte Person des Rettungshundestaffelteams. Foto: Johannes Kiefer

    Jenny Geis ist mit ihrem Hund Goofy seit Februar einsatzreif. Sie erklärt: "Wir arbeiten mit der Kocher-Methode, die aus den Vereinigten Staaten stammt. Das heißt, wir arbeiten mit einem Anreiz." Bei der Übung zeigt der Runner, also der Lockvogel, dem Hund zunächst ein Leckerli oder Spielzeug, das den Geruch des Lockvogels trägt. Dann läuft dieser mit dem Spielzeug vor dem Hund weg und versteckt sich. Das Wegrennen und das Spielzeug sind Anreize, die den Trieb und die Arbeitsbereitschaft des Hundes wecken sollen. Auch bei einem echten Einsatz macht die Hundestaffel diese Übung zum Aufwärmen.

    Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, verlängern die Hundeführer im Training die Pause zwischen dem Verschwinden des Lockvogels und dem Suchbeginn. Dann kann der Lockvogel im Weglaufen einen Geruchsartikel fallen lassen, der dem Hund den Geruch ins Gedächtnis ruft. Wichtig ist, dass vorher keine andere Person diesen Gegenstand berührt hat – sonst haften zwei Gerüche daran.

    Wie genau eine Übung mit einem Rettungshund abläuft

    Bei beiden Übungen nimmt der Hundeführer den Hund zwischen seine Beine. Der Runner läuft dann in die Richtung weg, in die der Hund nicht schaut. Ziel ist es, dass der Hund den Geruch des Runners verfolgt und seinen Kopf in dessen Richtung dreht. So weiß der Hundeführer, in welcher Richtung der Hund die Spur der Person wittert. Wichtig ist, dass nach der Übung oder dem Einsatz immer gespielt wird, denn es geht darum, dass der Hund dabei Spaß hat. Da es sehr oft vorkommt, dass eine Person nicht gefunden wird, machen die Mantrailer auch nach den Einsätzen eine aus dem Training bekannte Übung mit anschließender Belohnung, um dem Hund trotzdem einen Erfolg zu vermitteln.

    Hund Leo, ein Bayrischer Gebirgsschweißhund, mit Besitzerin Evelyn Witzel am Anfang ihrer Suchübung. Wenn Witzel die Beine öffnet, ist das ein Startsignal für Leo. 
    Hund Leo, ein Bayrischer Gebirgsschweißhund, mit Besitzerin Evelyn Witzel am Anfang ihrer Suchübung. Wenn Witzel die Beine öffnet, ist das ein Startsignal für Leo.  Foto: Johannes Kiefer

    Was passiert, wenn die Hunde die vermisste Person finden? Götz erklärt: "Es ist meistens recht gesittet, sie setzen sich vor die Person hin und schauen diese an und erwarten eine Belohnung, weil sie die im Training ja dann immer bekommen."

    "Uns sollte man mehr als Informationsmittel sehen", sagt Götz. Es gehe oft nicht darum, dass bei einem Einsatz sofort die vermisste Person gefunden wird, sondern um neue Anhaltspunkte. "Die Polizei muss zum Beispiel wissen, ob die Person ins Wasser gegangen ist, weil sie sich umbringen wollte." Das würde Götz erkennen, wenn sich der Hund nicht mehr von der Stelle löst, an der die Spur aufhört. "Wir haben 30 Einsätze letztes Jahr gehabt und zweimal davon die Person gefunden. Das ist überdurchschnittlich viel."

    "Wir haben 30 Einsätze letztes Jahr gehabt und zweimal davon die Person gefunden. Das ist überdurchschnittlich viel"

    Andreas Götz, Mantrailer der Rettungshundestaffel in Steinmark

    Über eine Alarm-App werden alle Teammitglieder, die einsatzfähig sind, gerufen. Meistens erfolgt das aber erst drei bis vier Tage nach dem Verschwinden einer Person, wenn die Angehörigen schon andere Suchmaßnahmen ergriffen und die Polizei verständigt haben. Dann noch einen Geruchsartikel – ein Kleidungsstück, Schmuck oder einen Schuh – zu finden, der nicht von der Polizei angefasst wurde, sei oft schwer, sagt Götz.

    Sogar Chihuahuas können als Rettungshunde arbeiten

    "Es ist auch immer eine Hand-in-Hand-Arbeit." Geht es zum Beispiel in ein Waldgebiet, wären Flächenhunde, Hubschrauber oder Drohnen im Einsatz. So eine große Fläche sei für Mantrailer, die mit angeleinten und häufig wenigen Hunden arbeiten, nicht geeignet.  

    Mantrailing als Hobby könne man mit jedem Hund machen, weiß Götz. Als Rettungshunde würden sich besonders Rassen eignen, die als Jagdhunde klassifiziert werden. "Ich arbeite ganz gerne mit Labradoren oder Schweißhunden, da diese auch beim Jagen gebraucht wurden. Es gibt aber auch viele Schäferhunde. Eigentlich eignen sich alle Hunde, die einen gewissen Arbeitstrieb haben. Man muss immer schauen, was ein Hund mitbringt, was man umpolen kann und wie viel Arbeit das macht", sagt Götz.

    Wichtig ist: "Es muss im Team funktionieren." Sogar Chihuahuas werden als Rettungshunde eingesetzt. Eigenschaften, die der Hund mitbringen sollte, sind ein hoher Arbeitswille, Spieltrieb, Motivation – und natürlich eine gute Spürnase.

    So kann man die Rettungshundestaffel unterstützenAktuell gibt es elf Hundeführer und -führerinnen mit zwölf Hunden bei der Rettungshundestaffel der freiwilligen Feuerwehr Steinmark. Nach neuen Mantrailern wird laut Götz nicht aktiv gesucht. Über Unterstützung freut sich die Hundestaffel trotzdem. Das kann auch ganz ohne Hund gehen: Freiwillige können zum Beispiel Straßen absichern, über Funk informieren, wo das Team unterwegs ist oder Erste Hilfe leisten. Einzige Voraussetzung ist eine allgemeine Feuerwehr-Ausbildung. Unternehmen könnten helfen, indem sie das Team zum Beispiel auf dem Firmengelände üben lassen.aöz

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