Hund, Katze oder Pferd – das sind die Stammkunden von Lea Büdel, die als Tierphysiotherapeutin und Tierosteopathin arbeitet. Egal, ob das Tier ängstlich oder schüchtern ist, alle sind bei ihr willkommen. Während ihr eigener Hund von ihrer Mitarbeiterin behandelt wird, erklärt Büdel: "Tierphysiotherapie ist wie Physiotherapie für Menschen." Die Tiere kommen oft nach einer Operation, zur Prävention von Erkrankungen oder als Dauerpatienten infolge einer chronischen Krankheit.
Ein Besuch in der Praxis in Lohr beginnt damit, dass sich die Tiere an die Umgebung gewöhnen, bevor Büdel mit der Kontaktaufnahme, zum Beispiel in Form von Streicheleinheiten, beginnt. Danach schaut sie sich behutsam jeden Muskel und alle Gelenke des Tieres an, erklärt sie. In der Praxis gibt es außerdem unterschiedlichste Behandlungsgeräte, von therapeutischem Ultraschall und Elektrotherapie über Massagegeräte bis hin zum Unterwasserlaufband.

Auf diesem können die Tiere lernen, sich wieder ohne Schmerzen zu bewegen, denn durch das Wasser werden sie vom eigenen Körpergewicht fast gänzlich entlastet. Nach fünfundvierzig Minuten ist eine Sitzung auch schon vorbei und es geht zur Kasse. Bei Hunden kostet die erste Behandlung 65 Euro, alle weiteren 60 Euro. Einige Tierkranken- oder Operationsversicherungen übernehmen die Kosten, erklärt Büdel.
Vom Wunsch, Tiermedizin zu studieren zu Tierphysiotherapie
Auf die Tierphysiotherapie kam Büdel, als ihrem kranken Pferd kein Arzt mehr helfen konnte. "Ich war so begeistert, was die Therapeutin alles wusste, dass mir klar wurde, dass ich das auch machen will", sagt sie. Schon als Jugendliche wusste Büdel, dass sie später mit Tieren arbeiten möchte. Damals war ihr Wunsch nach dem Abitur Tiermedizin zu studieren, doch der Notendurchschnitt reichte dafür nicht. So entschied sie sich für eine Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin.

"Es war ungewöhnlich, dass ich direkt nach der Schule mit der Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin begann. Die meisten erlernen den Beruf neben ihrer Arbeit", erzählt sie. Mittlerweile ist sie selbst Dozentin an der Akademie für Tierheilkunde. Auch ihre Schüler sind hauptsächlich berufstätig.
Keine einheitlichen Ausbildungsstandards für den Beruf
Gesetzlich ist der Beruf laut Büdel noch nicht anerkannt, obwohl es immer mehr Berufsverbände und Schulen gibt, die sich für einheitliche Regelungen zur Ausbildung einsetzen. Im Grunde kann sich jeder als Tierphysiotherapeut betiteln. Das wirft kein gutes Licht auf den Beruf, findet Büdel. Sie empfiehlt Besitzern deshalb, bei Unsicherheiten immer nach der Ausbildung zu fragen und wie lange diese ging.
Aufmerksamkeit ist ihrer Meinung nach auch geboten, wenn absolute Heilversprechen gegeben oder Behandlungspraktiken ausgeübt werden, die durch ruckartige und kraftvolle Bewegungen weit über die Schmerztoleranz der Tiere hinausgehen. Auch Tierärzte seien oft skeptisch, berichtet Büdel. "Am Anfang habe ich mich bei fast allen Tierärzten in der Region vorgestellt. Dabei war eine Ärztin besonders kritisch, doch ihre Meinung hat sich inzwischen geändert. Es war einfach nur Unsicherheit, da sie sich selbst mit dem Beruf nicht auskannte."
Was können Tierbesitzer selbst tun, um Bewegungsproblemen vorzubeugen?
Inzwischen laufe die Zusammenarbeit gut, sodass einige Patienten aufgrund der Empfehlung der Tierärzte zu Büdel in die Praxis kommen. Allgemein würde sie sich dennoch wünschen, dass die Ärzte den Beruf weniger als Konkurrenz sehen, sondern als Ergänzung zur Behandlung des Tieres. "Wenn etwas meine Fähigkeiten übersteigt oder ich merke, dass das Tier ärztliche Behandlung benötigt, verweise ich die Besitzer zum Tierarzt", sagt sie.

Doch was können Besitzer tun, damit ihre Tiere gar nicht erst Probleme bekommen? "Auf jeden Fall sollte Übergewicht vermieden werden", sagt Büdel. Daneben rät sie dazu, lieber einmal mehr eine Zweitmeinung einzuholen und sein Tier genau zu beobachten. Erste Schmerzanzeichen würden sich oft in einem veränderten "Komfortverhalten" zeigen, zum Beispiel, wenn Tiere ungewohnte Liegeplätze aufsuchen oder anders als gewohnt sitzen.