Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

MARIABUCHEN: Tierquälerei: Weiße Taube nach Hochzeit überfahren

MARIABUCHEN

Tierquälerei: Weiße Taube nach Hochzeit überfahren

    • |
    • |
    Tragisches Ende eines Glücksbringers: Weiße Tauben wie diese werden bei Hochzeiten gerne als Glückssymbol in den Himmel entlassen. Im Fall einer Hochzeit in Mariabuchen hat sich nun jedoch das Veterinäramt eingeschaltet, weil zwei der aufgelassenen Tauben orientierungslos waren und eine davon überfahren wurde.
    Tragisches Ende eines Glücksbringers: Weiße Tauben wie diese werden bei Hochzeiten gerne als Glückssymbol in den Himmel entlassen. Im Fall einer Hochzeit in Mariabuchen hat sich nun jedoch das Veterinäramt eingeschaltet, weil zwei der aufgelassenen Tauben orientierungslos waren und eine davon überfahren wurde. Foto: ArchivFoto: Bertzky

    Eigentlich sollen Sie dem Brautpaar Glück bescheren. Ob das den weißen Tauben gelingt, die am Wochenende bei einer Hochzeit im Wallfahrtsort Mariabuchen aufgelassen wurden, kann niemand sagen. Fest steht jedoch, dass die Geschichte, die sich an die Freilassung anschloss, jetzt das Veterinäramt Main-Spessart.

    Was war geschehen? Wie bei Hochzeiten nicht unüblich, hatte ein Teilnehmer der Hochzeitsgesellschaft weiße Tauben besorgt, dem Vernehmen nach vier, um sie vor der Kirche symbolträchtig aufsteigen zu lassen. Anders, als bei waschechten Brieftauben üblich, setzten zwei der Vögel jedoch nicht zum zielstrebigen Heimflug an. Stattdessen, so die Schilderung, flatterten sie nur einige Meter weit und hockten sich dann auf das Dach einer nahen Gaststätte.

    Und da hockten sie dann. Tagelang. Bis zum Mittwoch trieben sich die beiden weißen Tauben um die Wallfahrtskirche herum, ohne Anstalten zu machen, den Heimflug antreten zu wollen. Das offenbar orientierungslose Taubenpaar wurde schnell zum Gesprächsthema. Es gab wohl auch Fütterungsversuche.

    Am Mittwochnachmittag dann nahm das Tierdrama seinen Lauf: Eine der beiden Tauben tippelte auf der Parkplatzfläche direkt vor der Wallfahrtskirche umher, als ein Auto nahte. Die Taube flüchtete nicht vor den heranrollenden Autoreifen, sondern geriet unter selbige.

    Ein kleines Mädchen, das den Tiertod miterlebte, rannte und schreiend in die Kirche und war kaum mehr zu trösten. Auch Holger Steiger war einigermaßen entsetzt von dem Anblick. Der Pressesprecher des Landratsamtes Main-Spessart war zu diesem Zeitpunkt zufällig in Mariabuchen, um die Radtour des Landrats vorzubereiten, die in der kommenden Woche in Mariabuchen Station macht.

    Um zu verhindern, dass die zweite Taube ein ähnliches Schicksal erleidet, machte sich Steiger daran, das Tier einzufangen. Die Betreiberin des nahen Kiosks half, indem sie Kuchenstreusel auf dem Boden verteilte. Als die von diesen angelockte Taube zu picken begann, stülpte Steiger einen Karton über das Tier.

    Die Taube brachte er sodann in das Tierheim nach Sackenbach. Von dort gelangte sie schließlich zu dem Taubenzüchter Gerhard Ullrich. Dieser ist für den Raum Lohr als Vertrauensmann der Taubenzüchter registriert. Als solcher nimmt er herrenlose Tauben auf und versucht, sie an den Eigentümer zu vermitteln.

    Im aktuellen Fall jedoch war das nicht möglich. Denn die Taube hatte keinen Ring am Fuß. „Sie stammt nicht von einem organisierten Taubenzüchter“, folgert Ullrich. Bei dem Tier handele es sich um eine erst wenige Wochen alte Taube, die sich vermutlich noch nicht auf ihren Heimatschlag eingeflogen habe, so Ullrich. Dass der Eigentümer diese Taube als Hochzeitstaube verkauft habe, hält Ullrich für eine „Sauerei“. Man könne eine untrainierte Taube nicht für solche Zwecke hergeben. „Das macht man nicht“, sagt Tauenzüchter Ullrich.

    Unterdessen hat er für die weiße Taube bereits einen neuen Besitzer gefunden. Er gebe sie an einen Züchterkollegen weiter, der weiße Tauben züchte und dem der Marder in der vergangenen Woche zahlreiche Tiere geraubt habe. Der gesamte Fall beschäftigt mittlerweile das Veterinäramt des Landkreises. „Das fällt auf jeden Fall unter Tierquälerei“, begründet Pressesprecher Steiger. Die Frage sei nur, ob sich derjenige, der die Tauben gekauft und aufgelassen habe, oder der Züchter der beiden Tiere strafbar gemacht habe.

    Entscheidend ist laut Steiger dabei, ob die Taube als Schlacht- oder als Brieftaube den Besitzer gewechselt hat. Wenn die Taube als Schlachttaube verkauft worden sei, habe sich derjenige, der sie in Mariabuchen hat fliegen lassen, eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz schuldig gemacht. Wenn hingegen der Züchter die Taube als Brieftaube verkauft habe, habe dieser den Verstoß begangen, so Steiger. Denn in diesem Fall hätte der Käufer davon ausgehen können, dass die Tauben den Heimweg antreten.

    Da sich der Käufer der Tauben gegenüber dem Veterinäramt offenbar über die Herkunft der Tiere ausschweigt, hofft das Veterinäramt laut dessen Leiter Dr. Martin Korneli nun auf Hinweise aus der Bevölkerung.

    Wer Hinweise geben kann, solle sich unter Tel. (0 93 53) 7 93 14 04 melden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden