Rolf Herzel trug als Hauptmann im zackigen Militärjargon seine Verse vor, flirtete heftig mit den Frauen im Publikum und verpasste der kleinen Politik so manchen Seitenhieb. Er meinte, in Euße Schneiderts, erst Herbert und dann Dieter, so komme Euße nie aus dem Schneider. „Viel wurde ausprobiert und dies jetzt einstudiert“, mit diesen Worten begrüßte Sitzungspräsident Thomas Wolf die Jüngsten des Eußenheimer Faschings. Mit ihrem flotten Marschtanz begeisterten sie das Publikum. Mit großem Trara und lautstarker Guggemusik zogen die Gassenfetzer aus Hettstadt mit ihren rund 70 Mitgliedern in die vollbesetzte Halle ein, bevor die Bambinos, diesmal mit einem Schautanz, erfreuten.
Dass es auch mit den Eußenheimer Nachwuchs in der Bütt nicht schlecht bestellt ist, bewiesen Kristina Wankel und Angelina Hopf als genervte und gestresste Faschingsnarren, die das Weihnachtslametta gleich im Fasching weiter verwenden. Mit dem Marschtanz der Nachwuchsgarde zeigten die Lorbser ihre gute Nachwuchsarbeit.
Mit Rudolf Löber als Till von Euße, kam ein Altgedienter des Faschings in die Bütt. Mit wohlgesetzten Reimen nahm er die große Politik unter die Lupe. Mit einem Rundumschlag teilte er nach allen Seiten aus und hatte die damit die Lacher auf seiner Seite.
Frauenbewegung
Nach dem Schautanz der Hundsbacher Seniorengarde betrat das „Höppele“ im wirklichen Leben Berthold Geßner, als Sportvereinsvorsitzender und Hausherr der Sporthalle, die Bütt. In seiner ihm eigenen Art zog er vom Leder: Er sei für die Frauenbewegung, so lang diese sich im Raum zwischen Herd und Kühlschrank bewege. Warum Frauen statistisch gesehen älter würden als Männer, erklärte er damit, dass der liebe Gott die benötigte Zeit für das Einparken gutschreiben würde.
Mit einem Marschtanz der ebenfalls als Gäste anwesenden Tanzgarde aus Stetten klang schwung- und stimmungsvoll der erste Teil des Abends aus.
Nicht ohne Zugabe kamen die Mädels der Eußenheimer Prinzengarde nach der Pause von der Bühne. Mit ihrem fetzigen Marschtanz schürten sie erneut die Stimmung im Saal an, bevor Ortspfarrer Stefan Mollner in die Bütt ging und, in gut gereimte Verse gesetzt, von einer (Alp)-Traumvision über die Auflösung des Zölibats berichtete. Schweißgebadet musste er in seinem Traum feststellen, dass die Suche nach einer Frau viel schwerer sei, als er sich dies vorgestellt habe. Nach dem Aufwachen, zurück in die Wirklichkeit, schickt er dem Papst in einem brief die Bitte, das Zölibat nicht aufzuheben. Mit dem dreimaligen Ruf „unser Pfarrer ist spitze“ wurde Mollner aus der Bütt entlassen.
Mit Marianne Höfling und Hanne Löber betraten zwei Tramps, die unter der Eußenheimer Wernbrücke zu Hause sind, die Bühne. Sie glossierten das Orts- und Bachgrundgeschehen und nahmen auch die kürzliche Bullenjagd mit den Worten aufs Korn: „Mir zwä wissens doch am besten, gleich nach Aschfeld beginnt der Wilde Westen.“ Selbst der Nachbarort Heßlar, „das kleine kriegerische Bergdorf mit seiner Rotlichtmeile“ (gemeint sind die des Nachts rot blinkenden weithin sichtbaren Windräder), wurde nicht verschont. Auch die Ortspolitik wurde nicht ausgespart, wenn sie, in Anspielung auf das Dienstende des Bürgermeisters meinten, der Weg nach Haus sei schwer für einen Aschfelder.
Bauchredner
Pierre Rubi jun. aus Würzburg trieb als exzellenter Bauchredner mit den Gästen seinen Schabernack. Mit dem Schautanz der Prinzengarde als Mädels auf dem Bau, Michel Bechthold als gedopten Radfahrer und dem Eußenheimer Männerballett, das mit seinem tänzerischen Rückblick auf 25 Jahre Männerballett Eußenheim nochmals das Publikum begeisterte, wurde nach einem über sechsstündigen Mammutprogramm zum prachtvollen Finale übergeleitet.
Besonders erwähnenswert sind dabei auch die Eußenheimer Musikanten, die voll im Abendprogramm integriert waren und immer wieder mit ihren musikalischen und auch humoristischen Einlagen die Stimmung anheizten.
Online-Tipp
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