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Lohr: Tote Hose in Lohr? Stadt vermietet Leerstände deutlich vergünstigt an Existenzgründer

Lohr

Tote Hose in Lohr? Stadt vermietet Leerstände deutlich vergünstigt an Existenzgründer

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    Tote Hose in der Stadt Lohr? Zumindest nach Ansicht von Stadträtin Brigitte Riedmann ist in der Lohrer Fußgängerzone zu oft zu wenig los. Die Stadt setzt nun auf eigene Rechnung ein Projekt fort, das bislang mit staatlichen Zuschüssen neues Leben in die Innenstadt bringen sollte.
    Tote Hose in der Stadt Lohr? Zumindest nach Ansicht von Stadträtin Brigitte Riedmann ist in der Lohrer Fußgängerzone zu oft zu wenig los. Die Stadt setzt nun auf eigene Rechnung ein Projekt fort, das bislang mit staatlichen Zuschüssen neues Leben in die Innenstadt bringen sollte. Foto: Johannes Ungemach

    Seit geraumer Zeit mietet die Stadt Lohr leerstehende Geschäftsräume in der Innenstadt an, um sie deutlich vergünstigt an Existenzgründer weiterzuvermieten. "Lohrer Starthilfe" nennt sich das Projekt, mit dem bislang sechs Läden wieder in Nutzung gebracht wurden und für das es üppige staatliche Zuschüsse gab. Doch jetzt läuft der Zuschuss aus. Die Stadt Lohr will ihr Starthilfe-Projekt dennoch weiterführen, komplett auf eigene Rechnung. Die Mittel dafür hat der Stadtrat jetzt mit der Verabschiedung des Finanzhaushalts 2024 freigegeben. Allerdings nicht ohne kritische Töne.

    Ein Kosmetik-Studio, ein "Leerstandshotel", ein Fachbüro für Geothermie, eine Werbeagentur oder auch ein Klavierbauer – es ist ein bunter Mix an Geschäften und Betrieben, die über das Starthilfe-Projekt bislang eine Bleibe in der Lohrer Innenstadt gefunden haben. Knapp 90.000 Euro hat das Bemühen, durch einen Mietzuschuss Leerstände zu füllen, bislang gekostet. Der Großteil davon wurde aus staatlichen Fördertöpfen abgedeckt. Die Stadt selbst steuerte gut 10.000 Euro bei.

    Wider das Ausbluten der Stadt Lohr

    Bürgermeister Mario Paul ebenso wie Citymanagerin Simone Neubauer bezeichneten das Modell der Starthilfe bei den Haushaltsberatungen im Stadtrat unisono als außerordentlich erfolgreich. Aktuell reicht das Budget noch, um ein bis zwei weitere Leerstände in Angriff zu nehmen. Es stellte sich im Stadtrat also die Frage, wie es nach dem Ausschöpfen des Etats weitergehen soll.

    Auch da waren sich Paul und Neubauer einig. Beide sprachen davon, dass sich in der Lohrer Innenstadt weitere Geschäftsschließungen und Leerstände abzeichneten. Man könne entweder zuschauen, wie die Innenstadt ausblute, oder dagegen ankämpfen, folgerte Neubauer. Die Citymanagerin plädierte klar für das Fortführen des Starthilfe-Projekts allein auf städtische Rechnung. Sie bezeichnete das Modell des Mietzuschusses als wirksames Instrument zur Leerstandsbekämpfung, welches verschiedene Branchen anziehe. Geschäftsgründungen zu fördern, sei "auf jeden Fall eine gute Idee", warb Neubauer für einen Etat, um weiter handlungsfähig zu sein.

    "Wichtiges Zeichen für die Lohrer Innenstadt"

    Paul sprach davon, dass es "ein wichtiges Zeichen für die Innenstadt" wäre, wenn die Stadt das Projekt fortsetzen würde. Die bislang auf zwei Jahre begrenzte Starthilfe sei ein Mittel, um das Risiko für Existenzgründer abzumildern, sagte Paul. Es handle sich jedoch um keinen dauerhaften Eingriff der Stadt in den Markt. Vielmehr gehe es darum, "Unternehmen zu animieren, sich in Lohr anzusiedeln und nicht in einer anderen Stadt".

    Im Stadtrat gingen die Meinungen über das Konzept jedoch auseinander. So bekannte Brigitte Riedmann, dass sie das Starthilfe-Projekt kritisch sehe. Zwar sei festzustellen, dass "in der Innenstadt teilweise tote Hose" sei und es an Kundenfrequenz fehle. Gerade deswegen brauche man jedoch Frequenzbringer, also Geschäfte, die viele Kundinnen und Kunden in die Fußgängerzone locken. Bislang habe man über die Starthilfe jedoch "keinen einzigen Frequenzbringer" ansiedeln können. "Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe", sagte Riedmann.

    Starthilfe in Lohr: Nicht jeder Gründer wird automatisch gefördert

    Bürgermeister Paul erwiderte, dass die Frage, welchen Nutzen ein Gründer für die Innenstadt bringe, bei der Beurteilung eines Förderantrags geprüft werde. Frequenz sei dabei nicht das einzige Kriterium. "Es geht auch um Arbeitsplätze", so Paul. Ein weiterer Effekt sei, dass die Aussicht auf Vermietung Gebäudeeigentümer dazu animiere, in die Räume zu investieren. Die Stadt müsse alles in ihrer Macht Stehende tun, um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken, warb Paul für die Fortführung des Projekts.

    Karl-Hermann Hummel fragte sich, ob es überhaupt noch Gründer gebe, die sich in Lohr ohne Inanspruchnahme der Starthilfe ansiedelten. Dazu erklärte Citymanagerin Neubauer, dass nicht jeder Gründer automatisch gefördert werde. Voraussetzung seien ein "innovatives Konzept und die Bereicherung der Innenstadt". Unter Umständen sei es sogar denkbar, dass nicht nur Gründer, sondern auch Geschäftsübernahmen gefördert würden – "bei einer gewissen Innovation", so Neubauer.

    Lohrer Starthilfe: 21.000 Euro von der Stadt

    Am Ende votierte der Stadtrat einstimmig dafür, für das laufende Haushaltsjahr unterm Strich gut 21.000 Euro für die Fortführung des Starthilfe-Projekts allein auf städtische Kappe lockerzumachen. Allerdings sollen Nutzerinnen und Nutzer des Projekts künftig nicht mehr – wie bisher anfänglich – nur ein Fünftel des tatsächlichen Mietpreises zahlen müssen, sondern zwei Fünftel.

    "Die Innenstadt hat es nötig", sagte Mathilde Lembach (Grüne) über die Fortführung des Projekts. Eric Schürr (Bürgerverein) begrüße, dass unter den bislang Geförderten nicht nur Einzelhandel sei. Die Lohrer Starthilfe sei ein Erfolgsmodell, so Schürr, "auch wenn nicht jeder Betrieb überleben wird".

    Standgebühren auf dem Lohrer Bauernmarkt senken?

    Michael Kleinfeller regte schließlich noch an, den gut frequentierten Lohrer Bauernmarkt durch ein Absenken der Standgebühren für weitere Anbieterinnen und Anbieter interessant zu machen. Es gebe Kommunen, die bei solchen Märkten gar keine Gebühren verlangten.

    Man habe sich darüber Gedanken gemacht, sagte Paul, sei jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass die Standgebühren des Lohrer Marktes "im Vergleich sehr, sehr günstig" seien. Aber womöglich, so Paul, könne man eine "Anwerbeoffensive" für weitere Beschicker des Marktes starten.

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