Jeder kennt sie – die Geschichte vom Klapperstorch, der die Babys bringen soll. Bis heute ist der Storch ein Symbol für die Geburt eines Kindes. Der Klapperstorch findet sich auf Glückwunschkarten zur Geburt und anderen freudigen Anlässen. Auch in Uettingen hat sich der Klapperstorch zu einem besonderen Symbol entwickelt, das seit nunmehr elf Jahren den Nachwuchs im Ort willkommen heißt. Dieser Storch steht für Glück und Freude und hat seit seinem ersten Auftritt bereits 57 Kinder begrüßt und ihre Geburt verkündet.

Die Geschichte des Uettinger Klapperstorches begann mit der Geburt von Leo Stollberger. Zum ersten Mal wurde der Storch damals vor dem Haus von Martina und Jens Stollberger aufgestellt, als ihr Sohn das Licht der Welt erblickte. Die Idee dazu hatte Oma Doris, die sich an eine ähnliche Tradition erinnerte, die sie selbst bei der Geburt ihrer Tochter Martina vor 46 Jahren erlebt hatte. Damals war es üblich, einen Storch auf dem Schornstein zu platzieren, was jedoch ein recht abenteuerliches Unterfangen war. Um das Ganze etwas sicherer und moderner zu gestalten, entwickelte die Familie eine neue Variante: Ein großer, liebevoll gestalteter Holzstorch, der im Garten oder vor der Haustür seinen Platz finden sollte.
Bau des Uettinger Storchs war ein Familienprojekt
Der Bau dieses ersten Uettinger Storches war ein echtes Familienprojekt. Doris Bauer hatte die Idee und brachte alle zusammen. Patenonkel Wolfram stellte das Holz zur Verfügung, Franziska – eine Freundin der Familie – übernahm das kreative Design und zeichnete den Storch auf das Holz. Opa Kurt war für das Aussägen zuständig, während Patentante Beate zusammen mit anderen Familienmitgliedern den Storch anmalte. "Es war eine wunderbare Gemeinschaftsarbeit, an die wir uns alle gern erinnern", erzählt Doris Bauer.

Seitdem hat der Storch viele Male seinen Platz gewechselt, um neuen Familien Freude zu bringen, und musste dabei immer wieder ausgebessert oder frisch gestrichen werden – ein Zeichen dafür, wie lebendig diese Tradition ist. Auch heute, elf Jahre später, ist der Klapperstorch ein fester Bestandteil des Dorflebens in Uettingen. Sobald ein neues Baby geboren wird, organisiert die Familie, der Freundeskreis oder die Nachbarschaft, dass der Storch vor dem Haus der frischgebackenen Eltern aufgestellt wird. Die Botschaft ist klar: "Hurra, das Baby ist da!" Für alle Dorfbewohner sichtbar steht er da und verkündet die frohe Nachricht.
Liebgewonnenes Ritual
Melanie Fuchs erinnert sich noch gut an den Moment, als sie vor fünf Monaten mit ihrer kleinen Tochter Theresa aus der Klinik nach Hause kam. "Ich war völlig überrascht, als ich den Storch vor unserem Haus gesehen habe. Papa Daniel hatte mir zwar schon ein Bild ins Krankenhaus geschickt, aber ihn dann in echt zu sehen, war ein sehr emotionaler Moment", erzählt sie. "Nach Hause zu kommen, mit einem Herz voller Glück, und dann von so einem stummen Gratulanten begrüßt zu werden, das war einfach unvergesslich."
Auch Melanie Kamolz, die mit ihrem Sohn Henri überrascht wurde, berichtet von ähnlichen Gefühlen. "Ich war sprachlos, als ich den Storch gesehen habe. Es hat uns das Gefühl gegeben, dass wir und unser Baby in Uettingen willkommen sind."

Die Tradition hat sich mittlerweile zu einem liebgewonnenen Ritual entwickelt. Für Katja Roos und ihren Mann Thomas war es besonders bewegend, den Klapperstorch gleich zweimal vor ihrer Haustür stehen zu sehen – zuerst bei der Geburt ihres Sohnes Moritz und später bei David. "Das war etwas ganz Besonderes für uns. Es hat uns gezeigt, wie willkommen wir in der Gemeinde sind", erzählt Katja.
Symbol für das Zusammenleben in Uettingen
Der Storch ist in Uettingen nicht nur ein Glücksbringer für frischgebackene Eltern, sondern auch ein Symbol für das Zusammenleben im Dorf. "Manchmal wissen wir gar nicht, wo er gerade steht", erzählt Doris Bauer schmunzelnd. Wenn er zwischendurch wieder zurück nach Hause kommt, wird er von der Familie Bauer gepflegt und ausgebessert. In diesem Jahr musste Opa Kurt ein zusätzliches Brett anbringen, weil der vorhandene Platz für die Namen und das Geburtsdatum der Kinder aufgebraucht war.

Die Kinder, die einst vom Klapperstorch begrüßt wurden, wachsen mittlerweile mit der Geschichte dieser Tradition auf. Einige von ihnen freuen sich jetzt schon darauf, eines Tages selbst mitzuhelfen, den Storch für die nächste Generation zu gestalten. Ob aufwendig auf dem Schornstein befestigt oder schlicht im Garten platziert – der Klapperstorch von Uettingen ist weit mehr als nur ein dekorativer Gruß. Er ist ein liebevoller Ausdruck von Freude und Gemeinschaft, der das Wunder der Geburt feiert und die Menschen miteinander verbindet. Ein Stück lebendige Tradition, das in Uettingen sicher noch viele Jahre weiterleben wird.