Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

ERLACH: Trauer um eine gefällte Weide

ERLACH

Trauer um eine gefällte Weide

    • |
    • |
    Der traurige Rest: Dominik Storr am Stumpf einer kürzlich gefällten Trauerweide bei Erlach. Der Anwalt kritisiert das Wasser- und Schifffahrtsamt.
    Der traurige Rest: Dominik Storr am Stumpf einer kürzlich gefällten Trauerweide bei Erlach. Der Anwalt kritisiert das Wasser- und Schifffahrtsamt. Foto: Foto: Steffen Standke

    Dominik Storr kann es nicht fassen. Jahrzehntelang stand eine Trauerweide am Ortseingang von Erlach. Jetzt ist sie weg, einfach gefällt von Mitarbeitern des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA). Storr kritisiert nicht nur den Tod der Trauerweide. Allgemein greift ihm die Behörde viel zu schnell in die wertvolle Natur am Main ein.

    Der Rechtsanwalt aus Erlach setzt seinen Fuß auf den Stumpf. Mehr blieb nicht übrig von dem alten Baum. Im vergangenen Jahr sei die Trauerweide zurechtgestutzt worden, jetzt ganz verschwunden.

    Storr versteht nicht, warum: „Das Holz des Baumes war doch gesund.“ Grund der Fällung dieses und anderer Bäume soll gewesen sein, dass Er-lacher Bürger wieder einen freien Blick auf den Main haben wollten. So will es Storr vor Ort von Arbeitern des WSA gehört haben.

    Außerdem glaubt er, dass das WSA Geld mit dem Holz machen wollte. Er nennt weitere Stellen, wo gefällt wurde. Zum Beispiel bei Pflochsbach, wo Pappeln fielen.

    Wer darunter leidet, ist für ihn sonnenklar: „das sensible Ökosystem Fluss“. Die Vogelwelt brauche die alten Bäume, ziehe sich ohne sie vom Flussufer zurück.

    Und noch etwas prangert Dominik Storr an: Nach seinen Angaben brennen oft „Riesenfeuer“ am Main. Gestrüpp werde dort verbrannt. Für ihn ein ziemlicher Umweltfrevel.

    In die Kategorie gehöre auch, dass mitten im August die prächtige Begrünung am Main einfach rasiert werde. „Warum den Uferstreifen nicht erst im September abmähen?“ Storr versuchte nach eigenen Angaben mehrmals, das WSA zu überzeugen. Vergebens.

    „Das Holz des Baumes war doch gesund.“

    Dominik Storr Beschwerdeführer

    Und überhaupt: Die Behörde ist für den Anwalt „völlig kritikresistent und uneinsichtig“. Was ihr Leiter Heinrich Schoppmann in Schweinfurt in einem Brief zu lesen bekam.

    Auch möchte Storr vom Landratsamt als Unterer Naturschutzbehörde wissen, ob die Fällungen in Erlach von dort abgesegnet waren.

    Bernd Imhof ist Leiter des WSA-Außenbezirks Gemünden. Er kennt Dominik Storr schon. Weil man sich „seit sieben oder acht Jahren“ mit ihm „behänge“, weil er um jeden Baum und Strauch kämpfe.

    Die Erlacher Trauerweide zu fällen, hält Imhof für vertretbar: „Wir haben Verkehrssicherungspflicht.“

    Äste des Baumes hätten über einen Radweg geragt; in der Krone habe viel Totholz gehangen. Außerdem wies der Stamm Verletzungen und Fäule auf: „Wenn da etwas auf Fahrradfahrer fällt, sind wir in der Verantwortung.“

    Der schlechte Zustand der Weide fiel laut Imhof schon in der Verkehrsschau auf. Die wird zwei Mal im Jahr durchgeführt – wenn die Bäume belaubt und wenn sie kahl sind.

    In der Zeit von November bis Februar darf geschnitten oder gefällt werden. Immer in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt, versteht sich.

    Imhof weist zurück, dass seine Behörde Feuer am Main macht: „Das Material wird zusammengefahren und gehäckselt oder an unzugänglichen Stellen mit Fahrzeuggreifern auf Pontons geholt, klein gesägt und abtransportiert.“ Ähnlich sei es bei der Trauerweide geschehen. Sie wurde per LKW abgeholt. Das Holz sei krank gewesen. Eine wirtschaftliche Verwertung, wie von Storr unterstellt, war undenkbar. „Wir wollen die Natur erhalten. Einen gesunden Baum würden wir nie fällen.“

    „Wir haben Verkehrssicherungspflicht.“

    Bernd Imhof Wasser- und Schifffahrtsamt

    Bernd Imhof dementiert auch, dass der Uferstreifen im August gestutzt werde: „Wir mähen am Erlacher Liegeplatz nur noch im Herbst.“ Der einstige Termin im Frühjahr sei schon weggefallen.

    Laut seinem Vorgesetzten Heinrich Schoppmann steht das WSA im Spannungsfeld: „Die einen wollen mehr, die anderen weniger Bäume und Geflecht weghaben.“

    Man halte sich an Vorgaben. Die orientierten sich an der Sicherungspflicht im öffentlichen Verkehrsraum und in der Schifffahrt. Das Radar dürfe nicht gestört werden.

    Für Dominik Storr zählt das Argument der Verkehrssicherheit nicht. Es werde gern als Alibi vorgeschoben. „Als Anwalt kenne ich keinen Fall, dass eine Behörde wegen Verletzung der Verkehrssicherungspflicht belangt wurde.“

    Er fürchtet nun, dass weitere Bäume fallen werden – und das Mainufer bei Erlach bald kahl ist.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden