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Gössenheim: Traumfänger aus Gössenheim: Alfred Göpfert lernte vom Indianer

Gössenheim

Traumfänger aus Gössenheim: Alfred Göpfert lernte vom Indianer

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    Alfred Göpfert aus Gössenheim stellt indianische Traumfänger und anderen Schmuck her.
    Alfred Göpfert aus Gössenheim stellt indianische Traumfänger und anderen Schmuck her. Foto: Björn Kohlhepp

    Schlechte Träume haben bei Alfred Göpfert in Gössenheim keine Chance: Er hat einen ganzen Raum voller selbst gemachter Traumfänger, die diese fangen sollen. Aber er hat auch welche im Garten und im Auto. Selbst am Giebel seines Hauses finden sich ein großer und fünf kleine aufgemalte. Die Traumfänger, die der 60-Jährige macht, sind aber nicht irgendwelche.

    Sie mögen knallbunt sein oder Engelflügel samt Beleuchtung haben – sie sind nicht nur reine Deko, sondern alle nach indianischem Ritual beräuchert. Und ein echter Lakota-Indianer war es auch, der ihm gezeigt hat, wie ein Traumfänger herzustellen ist. Früher hat er sie nur für sich oder Bekannte gemacht, seit September verkauft er sie auch, dazu Ketten und Bilder.

    Erfolgreicher Verkauf auf dem Weihnachtsmarkt

    Neulich hatte Göpfert mit seinen Traumfängern einen Stand auf dem Gössenheimer Weihnachtsmarkt am Sportheim. Es sei sehr gut gelaufen. Schon während des Aufbaus hätten die Leute ihm welche abgekauft. "Ich war total überrascht." Eine Bekannte habe jetzt schon zehn Stück in verschiedensten Farben. Über 70 hängen noch in dem Zimmer bei Göpfert zu Hause, vor dem Weihnachtsmarkt waren es mehr als 100.

    Er hat auch eckige und ovale, solche mit einem zweiten Traumfänger eingewebt, mit Yin und Yang, welche mit Krippenmotiv oder herbstlich gestaltete. "Ich habe Ideen und wenn ich die Ideen hab, muss ich sie umsetzen", sagt er. Und wenn ein Kunde einen zwei Meter großen will, sei das auch kein Problem.

    Alfred Göpfert beim Herstellen eines kleine Traumfängers.
    Alfred Göpfert beim Herstellen eines kleine Traumfängers. Foto: Björn Kohlhepp

    Göpfert, der ein schwarzes T-Shirt mit einem Indianer darauf anhat und um den Hals einen Anhänger mit einem heulenden Wolf trägt, war früher Vorsitzender des Gössenheimer Country- und Westernclubs "Nashville Rangers". Für Indianer und den Wilden Westen interessiert er sich schon, seit er 16 ist. Damals ist er mit dem Moped herumgefahren und kam auf ein Fest in Hammelburg, wo auch Indianer waren. Da war es um ihn geschehen. "Die Kultur und allein, wie die anzogen sind..."

    Früher war er Vorstand des Country- und Westernclubs

    Er war auf Truckertreffen, ging auf Konzerte von Countrybands, baute in Gössenheim für den Countryclub eine große Ranch auf, wo jahrelang große Feste stattfanden. "Jedes Wochenende warst du unterwegs oder oben auf der Ranch. Das war unsere Welt." Und künstlerisch war er auch schon immer tätig.

    Im Zimmer mit den Traumfängern stand früher seine Staffelei, auf der er Bilder malte. Ein Bild mit einem Indianer und eines mit einem verzierten Rinderschädel stehen dort neben den Traumfängern. Einmal, erzählt er, malte er für eine Countryband als Bühnendeko ein drei mal sechs Meter großes Bild mit einer Lok, die durch einen Canyon fährt mit Indianerzelten im Hintergrund.

    Göpfert hat Traumfänger in allen Größen und Farben.
    Göpfert hat Traumfänger in allen Größen und Farben. Foto: Björn Kohlhepp

    Seit er 18, 20 ist habe er Kontakt zu Lakota-Indianern in Süddakota. Mit dem Countryclub haben sie oft über Tage Westernstädte in Deutschland besucht, erzählt der 60-Jährige, und in einer in der Nähe von Berlin traf er auf den Lakota Hunting Wolf. Jahre später kamen sie nach Pullman City in der Nähe von Passau, und da habe ihn dieser, inzwischen umgezogen, angesprochen: "Ich habe lange auf dich gewartet." Göpfert habe sich gewundert.

    Mystische Begegnung mit dem Lakota-Indianer Hunting Wolf

    Noch viel mehr habe er sich gewundert, als ihn der Indianer auf seine Tätowierungen auf den beiden Oberarmen (darunter ein Wolf, sein indianisches Sternzeichen) ansprach – dabei habe er eine Lederkutte getragen und der habe sie gar nicht sehen können. Es war eine mystische Begegnung. Und dieser Hunting Wolf habe ihm in seinem Erdhaus gezeigt, wie man richtige Traumfänger macht und sie beräuchert (mit weißem Salbei und Lavendel). So kam es, dass der Gössenheimer vor etwa 25 Jahren seinen ersten Traumfänger machte.

    Aber auch die Traumfänger sorgten bei ihm nicht immer für einen ruhigen Schlaf. Der gelernte Maler und Lackierer hat jahrzehntelang für Dachdeckerfirmen gearbeitet, ist auch mal Lkw gefahren und war die vergangenen zehn Jahr als Bestatter tätig. Was er als Bestatter miterlebte, hat den gestandenen Mann aus den Schuhen kippen lassen. Es waren weniger die normalen Toten als vielmehr Wasserleichen oder die, die von Zügen zerrissen waren, die ihm zu schaffen machten. Hinzu kam die körperliche Belastung. Seit Januar ist er deshalb krank geschrieben. Beim Basteln der Traumfänger kann er abschalten, dabei lassen ihn die Toten in Ruhe.

    Woraus ein Traumfänger besteht

    Ein Traumfänger besteht aus einem umwickelten Ring (für ganz große greift er einfach zu Hula-Hoop-Reifen), einem darin gespannten Netz und einem Behang aus Schnüren und Federn. Die Federn von Gänsen, Enten und Hühnern bezieht er von einem Gössenheimer, der Federvieh hält, andere Federn, etwa von Marabu, Strauß oder Perlhuhn, kauft er zu. Über seine Traumfänger sagt er: "Es funktioniert. Die Kundschaft ist zufrieden. Sie können schlafen, es geht ihnen gut."

    Trotz seiner Verbundheit mit der Kultur des amerikanischen Westens und der der Lakota-Indianer war er bisher noch nie in den USA. Irgendwann wolle er das endlich mal machen. "Ich muss da mal rüber. Es hilft alles nichts", sagt Alfred Göpfert. Und wenn der in die USA fliegt, dann natürlich zu den Lakota. Sein Geschäft nennt sich schließlich auch "Stern der Lakota".

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