Einmal mehr ist die Alte Synagoge von Arnstein ihrer jetzigen Bestimmung gerecht geworden, ein Zentrum der Begegnung und der Begegnung mit der Kunst zu sein. Nach dem hervorragenden Konzert mit Anja Gutgesell vor zwei Wochen brillierten jetzt mit Carola Bach, Ursula Maria Echl und Ingeborg Purucker drei Damen in einem kleinen Opernabend mit „Primadonna Furiosa – Arien von charmant bis grant“.
Eigentlich war der zentrale Raum der Synagoge trotz seiner beeindruckenden Höhe völlig überfordert von der Stimmgewalt der beiden Sängerinnen Bach und Echl, die mühelos einen weitaus größeren Saal hätten füllen können. So aber war der genussreiche Streifzug durch die Opernwelt kaum drei Dutzend Besuchern vorbehalten. Das Badewetter und zahlreiche Veranstaltungen in der nahen Umgebung hielten wohl viele Kunstfreunde ab.
Die Musiklehrerin und Pianistin Purucker begleitete ihre Kolleginnen nicht nur mit einfühlsamem und vielseitigen Spiel am Flügel, sie gab auch eine ausführliche, informative Einführung in das Programm. Mit vergnüglichem Augenzwinkern ging es rund anderthalb Stunden um das Thema Nummer eins für Frauen: Männer. In erster Linie natürlich um deren zweifelhaften Seiten wie Narzissmus, Flatterhaftigkeit und Untreue. „Männer halt!“.
Da war das pfiffig inszenierte Duett aus den „Lustigen Weibern von Windsor“, in dem der windige Falstaff zwei Damen gleichzeitig zu betören sucht – in Arnstein nicht etwa per Brief, vielmehr per SMS. Auch in Albert Lortzings „Waffenschmied“ blitzte die Erkenntnis auf: „Keiner von denen ist etwas wert!“.
Selbstverständlich durften die verruchten Nachstellungen des Grafen Almaviva aus „Figaros Hochzeit“ nicht fehlen. Dabei aber verriet die Moderatorin Purucker die wenig bekannten Verbindungen dieser Mozart-Oper mit Rossinis „Barbier von Sevilla“, wobei erstere die inhaltliche Fortsetzung der zweiten ist, obwohl sie deutlich eher aufgeführt wurde.
Zarte Töne
Es gab in der Alten Synagoge von Arnstein aber auch gefühlvolle, zarte Töne. Beispielsweise das bezaubernde Duett der Gräfin mit der Zofe Susanna „Che soave zeffiretto“ aus „Figaros Hochzeit“ oder die traumhaft romantische „Irmentraudebarcarole“ aus „Hoffmanns Erzählungen von Jaques Offenbach. Richtig liebevoll und versöhnlich wurde es dann in dem Schlussduett „Sous le dome epais“ von Delibes.
Ursula Maria Echl und Carola Bach sind zwei hervorragende Sängerinnen mit brillanten Stimmen und perfektem Vortrag. Die gebürtige Österreicherin Echl brachte nicht nur verschmitzten Schmäh ins Programm, sondern auch eine mitreißende Ausdruckskraft, wie bei Joseph Haydns „Arianna auf Naxos“, wo sie bewegend die anfängliche tiefe Liebe zu Theseus, dann die Verzweiflung und schließlich die unsägliche Wut über dessen Treulosigkeit interpretierte. Carola Bach glänzte in dem packenden, verzweifelten Klagelied der Gräfin aus dem „Figaro“ „Dove sono“ (Wo sind die guten Zeiten?)
Ingeborg Purucker glänzte nicht nur als Begleitung ihrer Sängerinnen. Mit dem Triumphmarsch aus „Aida“, dem berühmten Rondo aus Mozarts „Don Giovanni“ und dem frechen Narzissten Cherubino aus „Figaros Hochzeit“ trug sie ihre Interpretation zum Thema Männer bei.
Zickenkrieg und Stutenbeißen
Natürlich zeigten die drei Primadonnen zum Schluss auch die andere Seite der Medaille: In dem berühmten witzigen „Katzen-Duett“ von Rossini gab es köstlichen Spaß mit weiblichem Zickenkrieg und Stutenbeißen. Weiber halt!
Fazit: Die Kunstausstellungen und die erlesenen Konzerte in der Alten Synagoge von Arnstein sind mittlerweile zu kulturellen Kleinodien geworden – mit beschränktem Platzangebot, dafür aber mit hohem Anspruch.