Der Prozess gegen drei georgische Entführer eines in Karlstadt lebenden Syrers hat am Dienstag in Würzburg mit Problemen begonnen. Der Auftakt verzögerte sich um drei Stunden, weil kein Auto bereitstand, um einen Beschuldigten von der JVA Aschaffenburg zum Landgericht Würzburg zu bringen.
Indessen scheiterten Gespräche über eine Abkürzung des Prozesses. Die Angeklagten wollten nicht auf ein Angebot des Vorsitzenden Reinhold Emmert eingehen: Geständnisse gegen Zusicherung einer milden Strafe.
Müssen die drei den Mund halten? Ein Verteidiger sagte zum Angebot des Vorsitzenden an seinen Mandanten: "Ich habe intensiv beraten, aber er will schweigen." Oder war dem Trio das Angebot nicht gut genug? Richter Emmert sagte mit Blick auf die Beweislage: "Ein Freispruch ist nicht ausgeschlossen, aber angesichts der Beweislage eher nicht zu erwarten."
Bei der Entführung in Karlstadt spricht die Staatsanwaltschaft von weiteren Mittätern
Auf der Anklagebank sitzen drei Entführer, die dank dilettantischem Vorgehen rasch von der Polizei gefasst wurden. In der Anklage ist von "zwei anderweitig Verfolgten" und "weiteren, bisher unbekannten Mittätern" die Rede, die nicht gefasst wurden. Außerdem spricht die Staatsanwaltschaft von Lösegeldzahlungen "im Auftrag irakischer Großhändler" und von Geld, das das Opfer angeblich in Syrien gestohlen haben soll.
Die drei Kidnapper sollen ihr 33 Jahre altes Opfer in Karlstadt in einen Lieferwagen gezerrt, fünf Tage gefangen gehalten und gefoltert haben. Mal sollen sie 3000 Dollar verlangt haben, mal 500.000 Dollar. Am Ende bekamen sie keinen Cent. Die Polizei fand das Fahrzeug der Entführer in Kassel und in einer Wohnung "umfassende Beweismittel, die auf eine unmittelbare Tatbeteiligung schließen lassen".
Angeklagte schweigen, das Entführungsopfer soll am Freitag aussagen
Doch die Angeklagten schweigen. Deshalb soll das Entführungsopfer sprechen. Dessen tagelange Leidensgeschichte müsste eine Dolmetscherin aus dem Arabischen fürs Gericht ins Deutsche übersetzen – und dann drei Dolmetscher den drei Angeklagten vom Deutschen in ihre georgische Muttersprache.
Am Dienstag musste das Opfer unverrichteter Dinge nach Hause gehen. Zu viel Zeit war vergangen, das Gericht vertagte sich.
Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.