Sie sind nicht gerade groß und sie fallen den wenigsten Waldbesuchern auf. Dennoch sind die seltenen Blockschuttfelder im Lohrer Stadtwald ökologisch wertvoll und ein sichtbares Überbleibsel aus der letzten Eiszeit.
Im Spessart sind typische Blockschuttfelder eher selten, relativ häufig dagegen im Stadtwald. Um die 50 Hektar insgesamt macht die Fläche im Lohrer Stadtwald aus, verteilt auf weniger als zehn größere Flächen zwischen 2,9 und 15 Hektar. Dies sind knapp 1,5 Prozent der Gesamtwaldfläche des Stadtwaldes. Die unförmigen Gesteinsblöcke verschiedener Größen liegen eng über- und aneinander und die Flächen sind somit oft schwer begehbar. Diese Blockhalden unterscheiden sich deutlich von Waldbodenflächen, die locker mit Gesteinsblöcken durchsetzt sind. Ihr Flächenanteil ist mit knapp 500 Hektar und über zehn Prozent der Stadtwaldfläche auch deutlich größer.
Sonderstandorte für die Waldbildung
Als ein Zeugnis der Erdgeschichte liegt ihre Entstehung mehr als 10.000 Jahre zurück. Die Verwitterungsprozesse der bis 250 Millionen Jahre alten Gesteine des Felssandsteins im Mittleren Buntsandstein fanden mit dem Ende der letzten Eiszeit ihr Ende. Der durch Frost und Eis gesprengte Blockschutt blieb seither in den Mulden der Hänge als Felder liegen, ohne sich üppig mit Boden oder Humus zu verfüllen. Die Blockschuttfelder sind seither landschaftsuntypische Bodenoberflächen und sogenannte Sonderstandorte für die Waldbildung. Im Stadtwald finden sich solche Flächen beispielhaft in den Waldabteilungen Beilstein, Heeg, Rutsche oder Dunkel.
Wärme, Trockenheit und der Mangel an Feinmaterial begünstigen diese besonderen Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Fuchs, Dachs, Wildkatze und Luchs finden Unterschlupf und ihr Versteck. Neben den typischen Baumarten Buche und Eiche wachsen hier die im Stadtwald eher seltenen Baumarten Winterlinde, Bergahorn, Mehlbeere, Moor- und Karpatenbirke. Als Besonderheiten siedeln außerdem spezialisierte und seltene Farn-, Moos- und Flechtenarten auf den Gesteinsblöcken. Besonders die farblich bunten Moose und Flechten sorgen für die abwechslungsreiche Oberflächengestaltung. Das Begehen dieser Blockschuttfelder durch den zufällig vorbeikommenden Waldwanderer, angezogen durch Licht- und Farbspiel, ist nicht ohne Gefahr.
Material für den Bau von Häusern
Mehr als ein Jahrhundert zurück wurde an einigen der Blockhalden im Stadtwald noch regelmäßig Material für den Wege- und Straßenbau, aber auch für den Gebäudebau, aufgearbeitet. Durch die Entnahme für den Bau der Häuser und Ställe in der alten Stadt, aber auch wahrscheinlich für die alte Lohrer Mainbrücke, wurden die Blockschuttfelder im Stadtwald in ihrer Größe wohl deutlich verkleinert.
Obwohl immer wieder einfallsreiche Bauherrn und Gartengestalter nach Felsblöcken und Findlingen Ausschau halten, geht heute keine direkte Gefahr für den Fortbestand dieser ökologisch wertvollen Flächen mehr aus. Der Fortbestand wird extern kontrolliert, Naturschutzgesetze schützen sie vor Abbau und Zerstörung. Die Schutzgebietsausweisung großer Flächen im Spessart nach EU-Recht garantiert zusätzlich den Erhalt dieser Sonderbiotope.