Am Samstagabend eröffneten die Lohrer Gaukler die Spielzeit für ihr diesjähriges Stück „Was dem einen recht ist“ im ausverkauften Mehlingskeller. Begeistert gefeiert wurde von den Besuchern eine Darstellerin, die nach fast fast zehn Jahren endlich wieder einen Gastauftritt bei den Gauklern hatte. Nackt wie Gott sie schuf, und mehr noch, sogar geschrappt, spielte sie leider nur eine Nebenrolle: die Möhre!
Der Szenenapplaus galt dann aber doch wohl Herbert Lochner-Grossmann, der an diesem Abend den Chirurgen Paul Burdick verkörperte. Denn auf der Bühne ging es bei den Gauklern diesmal, anders als noch im Vorjahr, doch recht sittsam zu. Trotzdem ließen Handlung und Dialoge genug Raum, sich über die Abgründe menschlichen Zusammenlebens Gedanken zu machen.
„Mein Vater hat uns wegen eines 29-jährigen Flittchens verlassen“, kommentiert Tochter Donna, gespielt von Gaukler-Neuzugang Juliane Witton, die Entscheidung, die ihr Vater an seinem 60. Geburtstag den Partygästen verkündet hatte. „War wohl eher eine Überraschungsparty“, sinniert die nach 37 Ehejahren verlassene Patricia (Susanne Balzer-Endres), „und die am meisten überraschte Partie war ich“.
Freundinnen sind kein Trost
Während ihr Paul eine Weile lang von der Bühne verschwindet, sucht sie Trost bei ihren Freundinnen Geraldine und Mona (Steffi Staub und Inge Schwab). Fraglich, ob die wirklich in der Lage sind, Trost zu spenden. Während Mona hadert „du willst, dass dein Mann bleibt, ich will, dass meiner geht“, hat Geraldine die Hoffnung noch nicht aufgegeben einen Mann zu finden: „Die Kerle sind's ja nicht wert, aber ich hätte doch gerne einen.“
Trost findet Patricia eher bei dem jungen Journalisten Stephen Green (Lucas Nicht), der ihre Liebe zu Musik, Kunst, Italien und gutem Essen zu teilen scheint. Das holt dann doch wieder den untreuen Ehegatten auf die Bühne zurück, der nur für sich den gewaltigen Altersunterschied in Ordnung findet. „Hat denn der Papst eine Enzyklika herausgegeben, dass der Hahn darf, und die Henne nicht?“ kontert Patricia.
„Flott von der Leber weg“, wollten sie spielen, hatte Herbert Lochner-Grossmann bei der Vorstellung des Stückes angekündigt. Genau so ist den Gauklern die Umsetzung der Vorlage von Donald Wilde auch gelungen.
Die Zeit, die sie in diesem Jahr bei Umbauarbeiten am Bühnenbild sparten, nutzten sie für gute Dialoge und Wortwitz. Sie erklären dem Publikum, was eine „Asthma-Party“ ist, den Verwendungszweck einer Fliegenpatsche und warum es gut ist, dass Paul nicht mit seiner Tochter Donna verheiratet ist.
Ausgang „ganz anders als erwartet“
In deren Rolle hat Juliane Witton gegen Ende des Stückes noch einmal einen großartigen Auftritt – und verändert alles. Denn – die Gaukler hatten es angekündigt – der Ausgang der Geschichte ist „ganz anders als erwartet“.
Für den Vorstand des Vereins dankte Jörg Engelhard dem Ensemble und den Unterstützern sowie der Familie Mehling, die den Gauklern den Keller des Weinhauses als Bühne bietet. „Machen wir ein Fass auf“, wünschte sich Regisseur Andreas Walther-Schroth, „das haben sie sich verdient“.
Premiere der zweiten Schauspielergruppe ist am Freitag, 2. November, um 20 Uhr. Dann wirken mit: Georgia Viola-Richartz (Immobilienmaklerin Patricia Burdick), Gerhard Kolbert (Chirurg Dr. Paul Burdick), Jörg Engelhard (Journalist Stephen Green), Tanja Nätscher (Donna, Rechtsanwältin und Tochter der Burdicks) sowie Ditte Remmel und Martina Rausch (Freundinnen Geraldine und Mona). Hinter den Kulissen: Manuel Emrich, Julian Lübeck (Technik), Hanni Herrmann (Kostüme und Näharbeiten) und Matthias Mehling (Bühne). Am Samstag, 16. März 2019, findet eine Benefizvorstellung zugunsten des Palliativ- und Hospizzentrums der Stiftung Juliusspital Würzburg statt.