Eineinhalb Millionen Menschen sind bereits aus dem Kriegsgebiet der Ukraine in die im Westen und Süden angrenzenden Nachbarstaaten geflohen. Auch in Deutschland treffen vermehrt Kriegsflüchtlinge ein. Bereits vier Tage nach Beginn der Kriegshandlungen, sind drei Familien in das Wiesenfelder Pfarrhaus eingezogen.
Organisiert hat die rasche Flucht der polnischstämmige Unternehmer Andrzej Ciborowski, der in Wiesenfeld seinen Geschäfts- und Wohnsitz hat. In seinem Renovierungs- und Bauunternehmen Cibobau beschäftigt er auch Ukrainer. Die Angehörigen seiner Mitarbeiter holte er in einer Privatinitiative umgehend nach Ausbruch der Kriegshandlungen nach Deutschland. Seine Arbeitnehmer fuhren mit Fahrzeugen bis an die polnisch-ukrainische Grenze, nahmen dort die zum Grenzübergang geflohenen Angehörigen auf und brachten sie nach Main-Spessart. Eine weitere Motivation für seinen Hilfseinsatz ist, wie Ciborowski in einem Telefonat sagte, dass seine Freundin aus der Ukraine stamme.
Pfarrer stimmte umgehend zu
Bereits am Freitag hatte eine 65-jährige Wiesenfelderin von dem Unternehmer erfahren, dass er Unterkünfte für ukrainische Flüchtlinge suchen würde. Sie sprach daraufhin Pfarrer Simon Mayer an, ob das derzeit nicht bewohnte Wiesenfelder Pfarrhaus für Flüchtlingsfamilien zur Verfügung gestellt werden könnte. Pfarrer Mayer stimmte gemeinsam mit der örtlichen Kirchenverwaltung umgehend dem Einzug der Familien zu.
Er übernahm auch die Meldung der Personen und die Anzeige des Pfarrhauses in Wiesenfeld als Unterkunft im Landratsamt. Die hilfsbereite Wiesenfelderin besorgte Betten, Matratzen, Federbetten, Bettwäsche und stellte auch Lebensmittel für die Erstversorgung der jungen Familien mit ihren Kindern zur Verfügung.
Freie Wohnungen gesucht
Ciborowski konnte zwei weitere Familien in Wiesenfeld privat unterbringen sowie eine Familie in Karlstadt. Übers Wochenende seien weitere Familien angekommen und auch kommende Woche erwarte er weitere Flüchtlinge, die von seinen Leuten an der polnisch-ukrainischen Grenze abgeholt werden. Für deren Unterbringung suche er weiter nach freien Wohnungen, so Ciborowski. Zu den drei Familien im Wiesenfelder Pfarrhaus, es handelt sich um sechs Erwachsene und vier Kinder, seien vorübergehend weitere Personen hinzugekommen, die allerdings nicht dauerhaft im Pfarrhaus bleiben können.
Da seine Mitarbeiter bei ihren Familien wohnen möchten, suche er Wohnungen rund um seinen Firmensitz, sagt Ciborowski. Er befürchte sogar, dass einige seiner ukrainischen Mitarbeiter als Helfer oder Soldaten in die Ukraine zurückkehren könnten, sobald sie ihre Familien in Sicherheit wüssten.
Die Hilfsbereitschaft im Ort sei sehr groß, erzählt die Wiesenfelder Helferin. Neben Sachspenden wurden auch Gutscheine vom Wiesenfelder Dorfladen für die Flüchtlinge abgegeben. Aus ganz Main-Spessart kommen Sachspenden und Anfragen, wie man helfen könne.