Wenn Lea Dangendorf am frühen Morgen an ihrem Arbeitsplatz im Würzburger Elferweg ankommt, schlägt ihr schon aufgeregtes Hundegebell entgegen. Ihre Schützlinge spüren, dass sie da ist, und sich jetzt jemand um sie kümmern wird. Ihre Schützlinge, das sind derzeit 17 Hunde, sechs Katzen sowie eine ganze Reihe von Kleintieren wie Hamster, Schildkröten, Vögel sowie verschiedene Mäusearten. Und dann ist da noch Henry, das Zwergschweinchen, das vor Kurzem neben der Eingangstür des Tierheims ausgesetzt wurde. Dangendorf ist seit kurzem ausgelernte Tierpflegerin – und die Karlstadterin hat ihre Ausbildung als Beste von Unterfranken absolviert. Dafür wurde sie auch bei einem Festempfang des Landkreises geehrt.

"Ich mochte Tiere schon immer, denn ich bin im Karlstadter Stadtteil Rohrbach naturnah aufgewachsen", sagt sie von sich. So hatte sie schon frühzeitig Kontakt mit den üblichen Haustieren, aber auch mit den Pferden und Schweinen in der Nachbarschaft; außerdem hat sie stets ausgiebig das dortige Feuchtbiotop erkundet. "Schon in der Grundschule wusste ich, dass ich später einmal beruflich etwas mit Tieren machen will", so die 21-Jährige. Demzufolge meldete sie sich nach der Mittleren Reife zu einem Jahrespraktikum im Tierheim an, denn bei den sonst üblichen Kurzbesuchen konnte man nur einen sehr oberflächlichen Überblick gewinnen. Von diesen zwölf Monaten weiß sie heute: "Das hat für mich eingeschlagen!"
Hundeerziehung und Tiermedizin in der praktischen Prüfung
Drei Jahre lang erwarb sich Dangendorf im Tierheim die praktischen Grundlagen, die schulische Ausbildung erfolgte dann im Blockunterricht im Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Ansbach-Triesdorf. Neben den allgemeinbildenden Fächern geht es im spezifisch beruflichen Bereich um Betriebsprozesse und Öffentlichkeitsarbeit, um Tierhaltung und -pflege sowie um Tiergesundheit.
In der praktischen Prüfung musste Lea beispielsweise über Grundzüge der Futtermittelprüfung (Nährwerte und Inhaltsstoffe) referieren und wurde eingehend über Themen der Tiermedizin befragt. Ein wichtiger Bestandteil war auch die Hundeerziehung. Hier zeigte sich Lea Dangendorf so sattelfest, dass sie nicht nur ihre Gesamtprüfung mit Auszeichnung bestand, sie wurde auch die beste Absolventin des Regierungsbezirks.
"Man sieht da gelegentlich Dinge im Zusammenhang mit den Tieren, die nicht jeder erträgt. Es ist oft unglaublich, was Menschen verursachen können."
Lea Dangendorf, Tierpflegerin aus Karlstadt
Tierliebe alleine reicht nicht für die Arbeit in der Tierpflege, Dangendorf lernte die Herausforderungen des Berufs bereits kennen. Körperliche Robustheit gehört ihr zufolge auf jeden Fall dazu: Futtersäcke schleppen, verletzte Tiere tragen oder auch mal einen Dobermann fixieren sind Tätigkeiten, die anfallen.
Auch eine gewisse seelische Strapazierfähigkeit ist vonnöten. "Man sieht da gelegentlich Dinge im Zusammenhang mit den Tieren, die nicht jeder erträgt. Es ist oft unglaublich, was Menschen verursachen können", sagt sie. Insbesondere spricht sie auch Folgen von "Animal Hoarding" an – das heißt soviel wie "Tierhorten" und bedeutet oft, dass die Tiere nicht ausreichend versorgt werden. Traurig sei auch, wenn wieder einmal ein Hund vor dem Gelände des Tierheims einfach angeleint stehen gelassen werde und die Mitarbeiter nicht wissen, wie sie diesen jetzt adäquat weitervermitteln können.
Löwenbaby aus dem Zirkus betreut
Zuletzt ist da noch ein weiterer körperlicher Aspekt: Ein starker Magen und ein gutes Immunsystem ist nötig, denn man hat mit Exkrementen, Gerüchen und mit Krankheiten zu tun. Flexibilität ist auch bei den zu betreuenden Tierarten nötig. Der wohl skurrilste Bewohner war für wenige Tag ein Löwenbaby, das aus dem Bestand eines Zirkus genommen worden war.

Dangendorf erlebt aber auch, dass ihr der Beruf viel zurückgibt. Für sie ist das zum einen das "superstarke, familiäre Team", in dem sich einer auf den anderen verlassen kann, schwärmt sie. Und dann ist da noch die vielseitige Arbeit, die viel fordert und gleichzeitig eine große Erfüllung geben kann. "Ich spüre die Dankbarkeit, wenn wir einmal Zeit haben und uns mehr um die Tiere zu kümmern als unbedingt nötig", so Dangendorf. Diese Dankbarkeit, die emotionale Bindung und das entgegengebrachte Vertrauen wirke sich dann auch auf den Menschen aus.
Leas Tierheim ist Tag und Nacht rund um die Uhr besetzt, das bedeutet auch Schichtdienst für das Betreuerteam. Im Hinblick auf das Gehalt sagt die junge Frau: "Ich gehe lieber glücklich morgens zur Arbeit und abends mit dem Gefühl nach Hause, etwas Gutes getan zu haben."
Für den Landkreis Main-Spessart ist das Wally-Bangert-Tierheim in Lohr die Anlaufstelle. In der Anlage können bis zu 12 Hunde, 50 Katzen und 15 Kleintiere betreut werden. Im Durchschnitt werden dort pro Jahr 50 bis 60 Hunde, 200 bis 230 Katzen und 50 bis 60 Kleintiere beherbergt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.tierheim-wuerzburg.de oder für Main-Spessart unter tierschutzverein-msp.de.