"Ich bin nicht der Hüne, wie man ihn sich vorstellt", sagt Otto Haamann. Der kleine, drahtige Mann arbeitet als Schmied im Hammermuseum in Hasloch. Ein Schmied muss nicht immer unbedingt groß und breitschultrig sein, will er damit sagen. "Es geht viel über die richtige Technik", erklärt er. Derzeit sucht das Museum in Hasloch, das die Anfänge der Schmiede bis zum heutigen Konzern Kurtz-Ersa zeigt, einen zweiten Schmied und damit Verstärkung für Haamann. Wir haben uns in der Schmiede umgeschaut und dabei erfahren, was ein Schauschmied so können muss.

"Es ist keine gewöhnliche Schmiede, da muss man sich erst einmal dran gewöhnen", sagt Haamann. Er arbeitet seit acht Jahren im Hammermuseum und ist Quereinsteiger. Eigentlich ist der 59-Jährige Metallbaumeister, hat aber in seiner Freizeit auch schon früher geschmiedet.
Die Schmiede steht für den Ursprung des Maschinenbauers Kurtz Ersa. 1779 haben die Brüder Wenzel in Hasloch eine mit Wasserkraft betriebene Hammerschmiede in Hasloch gebaut. Der Eisenhammer war der erste seiner Art in der damaligen Grafschaft Wertheim. Im Jahr 1800 kaufte dann Johann Georg Kurtz mit seinem Bruder Johann Friedrich den Eisenhammer und legte damit den Grundstein für das heutige Unternehmen. Noch bis 1957 wurde dort geschmiedet. Früher haben in dem Gebäude bis zu 16 Schmiede gleichzeitig gearbeitet, in den Zimmern über der Werkstatt haben sie gewohnt.
Großteil der Arbeit eines Schauschmieds besteht aus der Pflege
Heute dient die Schmiede nur noch dem Museumsbetrieb. Das benachbarte Hammermuseum zeigt die Firmen- und Industriegeschichte und erklärt, wie ein Eisenhammer eigentlich funktioniert. Bei Vorführungen in der Schmiede können sich die Besucherinnen und Besucher die Theorie dann in der Praxis anschauen.

Denn das Herzstück der Museumsschmiede sind die zwei historischen Eisenhammer, die noch ganz ursprünglich mit Wasserkraft betrieben werden. An der Außenseite des Gebäudes ist ein Mühlrad angebracht, das mit dem Wasser des Haselbachs angetrieben wird. 350 Liter Wasser müssen pro Sekunde durch das Rad laufen, damit es den Hammer zum Laufen bringt. Der Hammer wird durch das sich drehende Rad angehoben und rauscht dann mit enormer Kraft auf das heiße Stück Eisen, das bearbeitet werden soll.

"Um die Kraft zu erzeugen, die ein Eisenhammer hat, bräuchte man sechs oder sieben Leute", sagt Haamann. Viele andere Museen würden die Eisenhammer inzwischen elektrisch betreiben, weiß er. "Bei uns geht's noch zu wie bei den alten Römern." Aktuell sind die zwei Hammer in Hasloch jedoch nicht funktionsfähig. Auch wenn der Schmied vieles selbst machen kann, muss er derzeit für eine Reparatur auf einen Mühlenbauer warten.
Ein Tagesgeschäft gibt es in der Schmiede nicht, erklärt Haamann. "Zwei Drittel meiner Arbeit ist die Wartung und Pflege der historischen Gegenstände." Außerdem bereitet er die Vorführungen vor und muss täglich an seinem Hammer überprüfen, ob alles gut sitzt. "Das Holz arbeitet und die Witterung spielt deshalb eine Rolle", erklärt Haamann.

Quereinsteiger sind in der Hammerschmiede willkommen
Doch warum braucht es überhaupt einen zweiten Schmied in einem Museum? Es gebe einige Arbeiten, die man nicht alleine machen könne, sondern für die man ein zweites Paar Hände brauche, erklärt Haamann. Fast noch wichtiger sei aber, dass das Wissen über die historische Schmiede weitergegeben werde, auch wenn er selbst noch einige Jahre zu arbeiten habe. "Hier läuft nichts nach Schema F. Jeder Hammerstiel ist anders, jeder Keil ist anders", sagt er. Quereinsteiger aus anderen verwandten Branchen – so wie er selbst – sind auf jeden Fall willkommen.
Das Hammermuseum hat von März bis Oktober von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 11 bis 16 Uhr geöffnet, im November von Freitag bis Sonntag. Von Dezember bis Februar ist Winterpause. Vorführungen in der historischen Schmiede können unter info@hammer-museum.de angefragt werden.