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ZELLINGEN: Verunreinigtes Wasser: Landrat gesteht Defizit ein

ZELLINGEN

Verunreinigtes Wasser: Landrat gesteht Defizit ein

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    Ein Baucontainer im Areal des Wasserhochbehälter in Zellingen (Lkr. Main-Spessart). Achim Muth
    Ein Baucontainer im Areal des Wasserhochbehälter in Zellingen (Lkr. Main-Spessart). Achim Muth Foto: Achim Muth

    Fäkalkeime im Trinkwasser: Die bei Proben im Hochbehälter Zellingen (Lkr. Main-Spessart) festgestellte Verunreinigung befeuert weiter die Debatten in der Region. Knapp 50 000 Menschen nordwestlich von Würzburg sind betroffen und müssen ihr Wasser weiter abkochen. Noch immer haben die Verantwortlichen den Grund der Verschmutzung nicht ermittelt. Laut Christiane Höller, Trinkwasserexpertin am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, sind die häufigsten Ursachen witterungsbedingte Abschwemmungen oder Versickerungen bei Schneeschmelze oder Starkregen, Probleme bei der Wasseraufbereitung oder durch Mängel bei der Trinkwasserinstallation.

    Expertin: „Informationspflicht liegt beim Betreiber“

    Die Haftungsfrage bei Erkrankungen durch eine Trinkwasserverunreinigung ist laut Höller eindeutig geregelt: „Der Wasserversorger ist bis zur Übergabestelle in die Hausinstallation verantwortlich, dass nur Trinkwasser abgegeben wird, welches den Anforderungen der Trinkwasserverordnung genügt, danach der Inhaber der Hausinstallation.“

    Ebenfalls eindeutig geregelt sei bei einer Verunreinigung, wie die Verbraucher benachrichtigt werden: „Die Informationspflichten liegen grundsätzlich beim Betreiber.“ Darüber hinaus müsse das jeweils örtlich zuständige Gesundheitsamt sicherstellen, dass das verursachende Unternehmen, der Wasserversorger oder die zuständige Behörde „selbst die betroffene Bevölkerungsgruppe über Verwendungseinschränkungen informiert“, so Christiane Höller.

    Soll verschleiert werden?

    Im aktuellen Zellinger Fall steht genau diese Informationspolitik der Behörden und der Wasserversorger im Zentrum der Kritik. „Man hat das Gefühl, es soll alles verschleiert werden“, sagt Dieter A. Schrüfer aus Helmstadt (Lkr. Würzburg). In einem Brief an die zuständige Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) hat er seinem Ärger Luft gemacht: Die Informationen auf der Internetseite des Versorgers seien „so nichtssagend, dass es schon wehtut“. Dann verweist er auf die Berichterstattung dieser Redaktion: Die Bilder von der Baustelle am Zellinger Hochbehälter „sprechen Bände. Wer solches Verhalten an den Tag legt, hat im Bereich von Trinkwasserversorgung nichts verloren. Und wer sich weigert ,Ross und Reiter' zu nennen, hat jegliches Anrecht auf Vertrauen verspielt.“ Abschließend fragt er die FWM: „Wer kommt für die mir/uns entstehenden Mehrkosten auf?“

    Eine Leserin aus Höchberg (Lkr. Würzburg) schreibt der Redaktion, dass man sich angesichts der unzureichenden Informationspolitik „nur noch ans Hirn fassen kann“.

    Massive Kritik der Bürger

    Die Berichterstattung dieser Redaktion wird auch auf mainpost.de im Internet intensiv diskutiert: „Wer ist verantwortlich für diesen Saustall um den Hochbehälter?“, fragt ein Nutzer, ein anderer schreibt: „Vielleicht war der Informationsfluss auch deswegen so schlecht, weil es gar nicht gewollt war, dass es an die Öffentlichkeit kommt?“ Ein anderer fragt: „Werden solche Baustellen nicht regelmäßig kontrolliert? Erst muss etwas passieren, damit mal jemand aufwacht.“

    Selbstkritik bei Landrat Eberhard Nuß

    Es gibt Kritik an den Zuständen rund um die Baustelle am Hochbehälter Zellingen (Lkr. Main-Spessart). Achim Muth
    Es gibt Kritik an den Zuständen rund um die Baustelle am Hochbehälter Zellingen (Lkr. Main-Spessart). Achim Muth Foto: Achim Muth

    FWM-Verbandsratsvorsitzender ist der Würzburger Landrat Eberhard Nuß. Er lässt im Gespräch mit der Redaktion durchblicken, dass nach Bekanntwerden der Verunreinigung am Nachmittag des 14. September bei der Weitergabe der Information „ein Defizit zwischen Senden und Empfangen aufgetreten ist, und das müssen wir gründlich aufarbeiten“, so Nuß. Die Info sei an jenem Freitagnachmittag per E-Mail versandt worden, „aber die Erfüllung der gesetzlichen Informationspflicht reicht nicht aus. Da ist eine Lücke, die wir schließen müssen“. Der Landrat habe das Thema bereits auf die Tagesordnung der nächsten Bürgermeister-Dienstversammlung setzen lassen, „denn wir müssen künftig sicherstellen, dass die Informationen auch beim Bürger ankommen“.

    Wie die Fäkalkeime ins Trinkwasser gekommen sind, steht noch nicht fest. „Wir wollen das unbedingt wissen, aber wir haben die Ursache noch nicht gefunden“, so Nuß. Die Hotline des Gesundheitsamtes Würzburg ist unter der Nummer 0931/8003-5984 auch am Samstag und Sonntag von jeweils 9 bis 14 Uhr besetzt.

    Die Hotline des Gesundheitsamtes Main-Spessart ist am Samstag und Sonntag unter der Telefonnummer 09353-793-1608 jeweils von 9 bis 14 Uhr für Fragen erreichbar, von Montag bis Freitag zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamtes von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr. und Mo, Di, Do von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr.

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