In der Marktheidenfelder Innenstadt gab es im vergangenen halben Jahr viele Veränderungen. Bis zum Herbst hinein waren die meisten Schaufenster belebt. Seit Anfang des Jahres scheint es wieder mehr leere Geschäfte zu geben, bei denen nicht absehbar ist, dass dort in nächster Zeit neue Läden eröffnen.
Vor allem in der Obertorstraße in Richtung Petzoltstraße ist das sichtbar. Seitdem in der Nummer 17 ein neues Haus gebaut wurde, steht das Ladengeschäft im Erdgeschoss leer. Bis 2014 verkaufte Wilma Wegner dort Stahlwaren und Jagdwaffen. In der Straße haben im Dezember 2023 sowohl der alteingesessene Babyfachmarkt Ludwig als auch das Ladengeschäft der Metzgerei von Anja Mathes geschlossen.
Ladengeschäft der Metzgerei Mathes in der Obertorstraße ist seit Dezember geschlossen
1950 hatte Metzgermeister Karl Mathes das Geschäft gegründet, 20 Jahre später übernahm Dieter Mathes das Geschäft von seinem Vater. Bis heute hilft der 84-Jährige bei der Verarbeitung von Fleischstücken. Seine Frau Anita hat sich bis zum Schluss um das Ladengeschäft gekümmert. Im Jahr 2009 hat Dieter Mathes den Betrieb an Tochter Anja übergeben. Sie hat sich im elterlichen Betrieb erst zur Fleischereifachverkäuferin, dann zur Metzgerin ausbilden lassen. Als sie 1994 ihre Meisterprüfung ablegte, war sie erst die zweite Frau in Main-Spessart in diesem vermeintlichen Männerberuf.

Ob das Ladengeschaft wieder belegt wird, bleibt abzuwarten. Anita und Dieter Mathes wollten dazu keine Auskunft geben. Helmut Ludwig sagte, es gäbe Interessenten. Ob die Familie vermietet, verkauft oder umbaut, entscheide sich bis Frühjahr. Inge Albert, Leiterin des Stadtmarketings in Marktheidenfeld, sagt: "Die Schließung eines Fachgeschäfts wie Baby Ludwig und das damit weggebrochene Sortiment ist für die Stadt sehr schmerzhaft." Doch als Stadt habe man darauf keinen Einfluss.
Größte Schwierigkeit: Fachpersonal finden
Sie weise Interessenten, die für eine Neugründung oder einen Umzug ein Ladengeschäft suchen, auf Leerstände hin. Und sie gehe aktiv auf Großhändler, Verbände, Filialisten und Unternehmer, die bereits anderswo ein Geschäft betreiben zu, und preist Marktheidenfeld als Standort an. "Die Räumlichkeiten oder die Mieten sind oftmals nicht das Problem, sondern Fachpersonal zu finden", weiß Albert.
Sie sagt, dass vor allem im Winter wenig Laufkundschaft in die Innenstadt komme. Das sei nicht nur in Marktheidenfeld so, sondern auch in anderen Städten vergleichbarer Größe. Sie sehe als ihre Aufgabe an, Menschen in die Stadt zu locken. Da sei in den vergangenen Jahren viel passiert, etwa der Neubau der Stadtbibliothek, der Umzug der Touristinformation an den Marktplatz oder die Lage von Volkshochschule und Franck-Haus.
Géraldine Barrois, Vorsitzende der Werbegemeinschaft Marktheidenfeld und Inhaberin von Optik Wolf, sagt, der Rückgang der Laufkundschaft in der kalten Jahreszeit sei für manche Händlerinnen und Händler problematisch. Anderen Branchen, in denen die persönliche Beratung eine entscheidende Rolle spiele, seien sehr gut frequentiert. Barrois sagt, sie freue sich, dass in Marktheidenfeld nach wie vor eine große Sortimentsvielfalt angeboten werde, wünsche sich aber, dass sich zum Beispiel wieder ein Anbieter von Herrenmode ansiedle.

Die meisten Veränderungen gibt es wohl in der Mitteltorstraße. Bereits im August 2023 hat DecoArt Schnarr (Mitteltorstraße 19) seine Türen für immer geschlossen, Ende Januar folgt auf der gegenüberliegenden Straßenseite MyLocalFarm. Schilder im Schaufenster der Hausverwaltung Skuthan (Nr. 26) kündigen an, dass diese an den Nordring umziehen wird.
Vier neue Gastronomiebetriebe in Marktheidenfeld
Aus dem früheren Asia Quan wurde der Asia-Imbiss Zendo. In der Mitteltorstraße 13 hat mit "Ricky's Sporttreff" ein Sportgeschäft eröffnet. Die ehemalige Vegeria hat Mitte Januar als VeggieKitchen unter neuer Führung wieder geöffnet. Neben Burgern und Wraps gibt es dort jetzt unter anderem auch Suppen, Bagels, Pfannkuchen und ab 9 Uhr Frühstück.
In den Räumlichkeiten in der Mitteltorstraße 6, in denen bis vor einigen Jahren die Parfümerie Memory war, wird ein Café einziehen. Ein weiteres Café und Bistro gibt es seit Anfang Januar in der Luitpoldstraße 15 gegenüber des ehemaligen Udo-Lermann-Kaufhauses. Es betreibt der in Roden lebende Sandor Madarascz, der aus Ungarn stammt.

Seit 2018 lebt der gelernte Koch in Deutschland und arbeitet als Kraft- und Busfahrer. Zusammen mit seiner Frau und der Tochter, ebenfalls Köchin, betreibt er das Bistromania. Serviert werden unter anderem Kaffee, Torten und Cocktails. Auch frisch zubereitete ungarische Spezialitäten, zum Beispiel Gulasch, und deutsche Küche stehen auf der Speisekarte.
Wer lieber rohen Fisch und andere asiatische Speisen isst, findet am Marktplatz im Restaurant "Young's Sushi Asia" vielleicht das Passende. Auch dort hat ein neuer Pächter übernommen. Die Gastronomieräume am Adenauerplatz 5 (früher: Hotvolee) werden in Kürze wieder vermietet, heißt es auf Anfrage beim Vermieter, dem Heimstättenwerk Marktheidenfeld.