1976: Das Hallenbad Maradies mit angrenzender Sauna wird eröffnet. Vorausgegangen waren heftige Diskussionen im Stadtrat und in der Bevölkerung, ob sich eine Stadt dieser Größenordnung ein eigenes Bad leisten sollte. Es herrschte die Angst vor, dass sich Marktheidenfeld hoch verschulden könnte

1983: Das Freibad wird mit einem „Rutsch“ von Bürgermeister Armin Grein eingeweiht. Auch über die Notwendigkeit eines Freibads wurde kontrovers gestritten – die finanziellen Sorgen waren die gleichen. Die gesamte Anlage kostete 5,5 Millionen Mark, davon musste die Stadt selbst 1,65 Millionen aufbringen. 1,45 Millionen Mark gab der Freistaat Bayern und eine Million kam aus dem Programm „Freizeit und Erholung“.
1980er/90er Jahre: Nach seiner kompletten Fertigstellung strömen Jahr für Jahr rund 250 000 Gäste ins Maradies. Die größte Attraktion des Bades: die über 70 Meter lange Außenrutsche, die sowohl vom Hallenbad als auch durch eine Treppenanlage vom Freibad aus zu erreichen ist.

November 1998: Die neue Saunalandschaft wird nach nur einem Jahr Bauzeit fertig. Im Oktober 1997 hatte ein Brand die alte Sauna zerstört. Für 2,6 Millionen Mark wurde daraufhin auf zwei Etagen „nachgerüstet“.
2003: Die
Euro sollte die Stadt zwölf Millionen Euro finanzieren; die restlichen sechs Millionen Euro sowie Zins und Tilgung wollte die Bäder-Gruppe übernehmen.2004: In einem Bürgerentscheid, angestoßen von der Bürgerinitiative „Besorgte Bürger“, sagen am 25. April rund 72 Prozent der Bürger „Nein“ zu den Plänen, die die Stadtratsmehrheit befürwortet hat.
2006: Der Stadtrat legt Eckpunkte fest, die für die Zukunft des Bades Maradies maßgeblich sein sollen: Die Baufinanzierung und das jährliche Bad-Defizit werden auf die Summe von 900 000 Euro begrenzt. Unterstützung sucht die Stadt bei einem privaten Partner. In einem europaweiten nichtöffentlichen PPP-Verfahren (private und öffentliche Partnerschaft) wird die Stuttgarter Interspa-Gruppe als bester Anbieter ermittelt. Das neue Marktheidenfelder Schwimmbad soll nach den Vorstellungen des Unternehmens in die Bereiche Sauna, Therme, Familienbad (Halle) und Freibad unterteilt werden.
Februar 2008: Der Stadtrat befürwortet das insgesamt rund 25 Millionen Euro teure Interspa-Konzept für Neubau und Betrieb eines Bades mit dem Namen Wonnemar. Zugleich entschließt er sich in einem Ratsbegehren, den Bürgern das letzte Wort zu überlassen.
April 2008: Der erneute Bürgerentscheid fällt denkbar knapp aus: Mit einer Mehrheit von 17 Nein-Stimmen lehnen die Marktheidenfelder das Bad in der geplanten Form ab. In seiner Analyse kommt der Stadtrat zu der Einschätzung, dass das Konzept vor allem wegen fehlender Attraktionen im Freibad gescheitert sei.

Juli 2009: Ein Jahr nach dem herben Rückschlag setzt der Stadtrat genau an diesem Punkt an. Alle Fraktionen sind sich einig: Damit die Bürger Gefallen am neuen Bad finden können, soll der Spaßfaktor für Jugendliche und Familien größer geschrieben werden. Die gescheiterte Interspa-Gruppe kündigt an, ihr Konzept nachzubessern.
Oktober 2009: Wie auch weitere Konkurrenten reicht Interspa bis Ende Oktober 2009 ihre veränderten Pläne ein.
Juni 2010: Der Stadtrat stimmt in seiner Sitzung dann doch dem veränderten Gestaltungskonzept der Stuttgarter Interspa-Gruppe und einem Badneubau zu. Der Vertrag wird am 23. August 2010 notariell beurkundet. Die Investitionssumme, die in dem Public-Private-Partnership-Vertrag (PPP) festgeschrieben wurde, beläuft sich auf rund 16 Millionen Euro. Bei der Finanzierung handelt es sich nicht mehr um ein Investorenmodell, sondern sie wird durch Kommunal- und Bankdarlehen gesichert. Darin verpflichtet sich die Stadt, für 30 Jahre mit jährlich 840 000 Euro für die Darlehen geradezustehen.
Dezember 2010: Das Maradies wird geschlossen. Ein Großteil des Inventars kommt unter den Hammer.

2011: Der Abriss des Hallenbads und der Sauna beginnt.
2012: Das Wonnemar feiert Neueröffnung.
Juli 2020: Im ersten Coronajahr gerät das Wonnemar in Schieflage. Die Stadt hilft.
September 2020: Alle Bäder der interspa-Gruppe gehen in eine Insolvenz in Eigenverwaltung – auch das Marktheidenfelder Wonnemar.

Dezember 2020: Die Stadt Marktheidenfeld soll den Notbetrieb für das Wonnemar übernehmen.
Januar 2021: Weil die vertragliche Vereinbarung aus Sicht der Stadt nicht eingehalten wurde, soll interspa die Therme zurückgeben. Die Stadt erklärt den "Heimfall" des Schwimmbads.
Februar 2021: Das Wonnemar Marktheidenfeld bekommt mit der AIM Center GmbH, einem Unternehmen aus Passau, einen neuen Investor.
September 2021: Die Stadt Marktheidenfeld reicht eine Schiedsgerichtsklage ein, mit dem Ziel, das Bad von der interspa-Gruppe zurück in städtisches Eigentum zu führen. Auch erwirkt die Stadt eine einstweilige Verfügung, die ihr den weiteren Zugang zum Bad und damit die Kontrolle über den Zustand dort ermögliche.

Februar 2022: AIM Spa bereitet die Wiedereröffnung des Wonnemars vor. Im Freizeitbad laufen Reparaturarbeiten, um die Wiedereröffnung zu ermöglichen. Ein Termin dazu wird nicht genannt.
Mai 2022: Trotz Ankündigung ist keine Öffnung des Schwimmbades in Sicht
Juli 2022: Das Freizeitbad Wonnemar geht zurück in den Besitz der Stadt Marktheidenfeld. Nachdem das Urteil des Schiedsgerichtsverfahrens zugunsten der Stadt Marktheidenfeld ausgefallen ist, ist der Heimfall, also die Rückkehr des Bades in den Besitz der Stadt, entschieden.
August 2022: Nach dem positiven Ausgang des Schiedsgerichtsverfahren für die Stadt Marktheidenfeld wird nun spekuliert: Bekommt das Bad seinen alten Namen "Maradies" zurück?
September 2022: Die Besitzgesellschaft des Erlebnisbades Wonnemar Marktheidenfeld, die InterSPA GmbH & Co. KG, hat beim zuständigen Amtsgericht in Stuttgart einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Diesem Antrag wurde stattgegeben und ein vorläufiges Insolvenzverfahren angeordnet. Die Stadt fordert beim Oberlandesgericht München die Herausgabe des Bades, doch der Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz erkennt die Niederlage der Besitzgesellschaft im Schiedsgerichtsverfahren nicht an. Die Argumente der InterSPA GmbH seien nicht genügend gewürdigt worden. Das Oberlandesgericht gewährt dem Insolvenzverwalter eine Frist bis Mitte Januar, um diesen Schritt zu begründen.

Oktober 2022: Ein Paukenschlag: Es wird öffentlich bekannt, dass der Betreiber des Freizeitbades die Stadt Marktheidenfeld über mehrere Jahre um Abwassergebühren geprellt hat. Die Freibäder wurden mit einer Schlauchkonstruktion an der Wasseruhr vorbei mit Wasser der dortigen Heubrunnenquelle befüllt. Dies räumte der Geschäftsführer der Gesamtgesellschaft der InterSPA GmbH vor dem Amtsgericht Gemünden ein. Er wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 9000 Euro verurteilt. Ebenfalls öffentlich bekannt wurde, dass dies der Hauptgrund war, warum die Stadt den Heimfall des Bades gefordert hat.
Januar 2023: Rechtzeitig begründet Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz den Widerspruch gegen die Entscheidung des Schiedsgerichts zum Heimfall , der Stadt Marktheidenfeld das Bad zurückzugeben. Das Oberlandesgericht in München muss daher über die Frage entscheiden, wer der künftige Besitzer des Bades ist.
Februar 2023: Die Stadt Marktheidenfeld fordert von der Betreibergesellschaft, die Leitungen im Wonnemar regemäßig zu spülen, um eine Keimbildung zu vermeiden und bekommt vor dem Landgericht Würzburg recht. Alle drei Tage müssen die Leitungen gespült werden, entschieden die Richter. Zuvor waren die regelmäßigen Spülungen vom Insolvenzverwalter, der die Geschäfte übernommen hat, eingestellt worden.
März 2023: Ebenfalls vor dem Landgericht Würzburg wurde die Frage entschieden, wie oft die Stadt Marktheidenfeld in das Bad darf, um dort nach dem Rechten zu sehen. Die Verhandlung endete mit einem Vergleich. Die Stadt Marktheidenfeld darf mindestens zweimal in der Woche ins Bad.
Juli 2023: Das Oberste Landesgericht in München trat zusammen, um eine Entscheidung über die künftigen Besitzverhältnisse zu finden. Eine Urteil gab es nicht, dafür einen dringenden Appell der Richterin an die streitenden Parteien, eine gütliche Einigung zu finden. Die Lösung könnte sein, dass die Stadt Marktheidenfeld das Bad übernimmt und die Gläubiger-Rechnungen der insolventen GmbH bezahlt, über die Frage einer möglichen Entschädigung könnte später verhandelt werden.
September 2023: Die zweite Verhandlung vor dem Obersten Landesgericht in München am 20. September endete mit einem Erfolg für die Stadt Marktheidenfeld. Die Richter gaben deutliche Hinweise, dass sie dazu tendieren, der Stadt Recht zu geben. Ein Urteil sprachen sie nicht, dies wurde für den 29. November angekündigt. Bis dahin haben die Streitparteien Zeit, sich gütlich zu einigen.
Dezember 2023: Am 13. Dezember feiert die Stadt Marktheidenfeld einen weiteren Erfolg vor Gericht: Das Oberste Landesgericht bestätigt in einem Teilbeschluss den Schiedsspruch von Juli 2022. Damit kann das Urteil in Bezug auf die Herausgabe des Bades vollstreckt werden. Notfalls mit einem Gerichtsvollzieher – doch dass das nötig sein wird, davon geht man im Rathaus noch nicht aus.
Januar 2024: Trotz des OLG-Beschlusses hat der Insolvenzverwalter der Stadt Marktheidenfeld noch nicht die Schlüssel zum Bad übergeben. Ein kleiner Fortschritt: Das Erbbaurecht wurde zurück auf die Stadt übertragen. Die Pachtverhältnisse zwischen der Besitz- und der Betriebsgesellschaft sind noch unklar. Die Stadt sucht für ihre Bädergesellschaft nach einem Geschäftsführer, um sich auf eine baldige Öffnung vorzubereiten. Auch Interspa sucht im Januar Personal und schreibt Stellen von der Reinigungskraft bis zum technischen Mitarbeiter aus.
Februar 2024: Aus Interspa-Betriebsgesellschaft wird "0815 Men & Sta GmbH". Mit einem Gerichtsvollzieher versucht die Stadt, das Bad zurückzubekommen. Doch der Insolvenzverwalter der Besitzgesellschaft klagt gegen die Vollstreckung. Sedlitz beruft sich darauf, dass er das Bad gar nicht herausgeben könne, weil dort die Betriebsgesellschaft sei. Das OLG weist die Klage vorerst ab. Die Begründung: Sedlitz hätte als Vertreter der Besitzgesellschaft den Pachtvertrag mit der Besitzgesellschaft kündigen müssen, um der Stadt den Schlüssel übergeben zu können. Die Interspa Betriebsgesellschaft tritt jetzt unter dem Namen "0815 Men & Sta GmbH" auf. Mitte Februar reicht die Stadt Marktheidenfeld beim Landgericht Würzburg eine Herausgabeklage gegen die Betriebsgesellschaft ein, da sich alle bisherigen Gerichtsentscheidungen nur gegen die Besitzgesellschaft richten.
März 2024: Unklare Verhältnisse zwischen der Betriebs- und der Besitzgesellschaft. Im Zentrum des Streits stehen die Verhältnisse zwischen der Besitz- und Betriebsgesellschaft. Während des Schiedsgerichtsverfahrens und vor dem OLG hatte Interspa immer behauptet, das Bad selbst zu betreiben. Erst nachdem der OLG-Beschluss vollstreckt werden sollte, meldete sich die Betriebsgesellschaft als Besitzerin.
Im Februar erfährt die Stadt von Nachträgen zum Pachtvertrag zwischen der Wonnemar Besitz- und Betriebsgesellschaft. Diese sollen bereits kurz nach der Heimfallerklärung der Stadt, im Frühjahr 2021, abgeschlossen worden seien, wurden der Stadt aber nie offenbart. Der Pachtvertrag wurde dabei massiv zulasten der Besitzgesellschaft verändert. Er wurde bis zum Jahr 2042 verlängert, eine ordentliche Kündigung ausgeschlossen. Mit dem erfolgreichen Heimfall ist jedoch die Stadt Marktheidenfeld an die Stelle der Besitzgesellschaft getreten. Als Verpächterin sollte sie also quasi alle Kosten für das Bad übernehmen.
Die Stadt bezeichnete die Vertragsänderungen als sittenwidrig und beruft sich darauf, dass sie den Pachtvertrag gekündigt habe.
April 2024: Interspa kündigt überraschend Öffnung an. Der Betreiber kündigt überraschend an, im Mai das Familienbad und die Sauna des Wonnemar öffnen zu wollen. Das Freibad und die Therme sollen weiter geschlossen bleiben. Der Termin für die Öffnung wird jedoch mehrfach verschoben. Als Grund werden die Personalsuche und die Wasserqualität in den Becken genannt.
Juni 2024: Interspa öffnet die Sauna, der Rest bleibt geschlossen. Am 6. Juni eröffnet Interspa die Sauna, der Rest des Areals bleibt geschlossen. Wegen der mangelhaften Wasserqualität habe man noch keine Genehmigung des Gesundheitsamtes zur Eröffnung der Schwimmbecken, so die Begründung des Betreibers. Die Eröffnung des restlichen Bades wird immer wieder verschoben.
Vor dem OLG wird über eine Klage des Insolvenzverwalters der Interspa-Besitzgesellschaft verhandelt. Sedlitz möchte damit verhindern, dass der Beschluss zur Herausgabe des Bades vollstreckt werden kann. Einen Entscheidung gibt es noch nicht, doch das Gericht deutet an, dass die Klage vermutlich abgewiesen werde.
Am 25. Juni treffen sich der Betreiber und die Stadt vor dem Landgericht Würzburg. Jetzt geht es darum, ob die Betriebsgesellschaft das Bad an die Stadt herausgeben muss. In der Verhandlung scheint eine Einigung nahe, doch Streitpunkt ist die "Ablöse", die die Stadt für das Inventar zahlen soll, damit sie das Bad bekommt. Die Stadt schlägt 200.000 Euro vor, der Betreiber fordert 400.000 Euro.
Juli 2024: Einigung über Ablöse für das Inventar rückt näher. Zur Vollstreckungsabwehrklage vor dem OLG gibt es einen Gerichtsbeschluss: Die Klage von Insolvenzverwalter Jochen Sedlitz wird abgewiesen. Das Gericht ist der Auffassung, dass Sedlitz im Verfahren nie klargemacht habe, dass er nicht im Besitz des Bades sei. Das Urteil hat jedoch nur eine geringe Bedeutung für die Öffnung des Bades, es geht vielmehr darum, wer die Prozesskosten trägt.
Im Verfahren um die Herausgabeklage gibt es noch keine Entscheidung, im September soll weiter vor Gericht verhandelt werden. Die Stadt deutet jedoch an, dass man einer Lösung über den Kaufpreis des Inventars näher komme.