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MAIN-SPESSART: Vorsicht bei Spenden für Teddys

MAIN-SPESSART

Vorsicht bei Spenden für Teddys

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    Öffnet man die Internetseiten des Vereins, wird man fast erschlagen von Teddy-Übergabe-Bildern mit Ärzten aus Kliniken quer durch Deutschland. Referenzschreiben in Hülle und Fülle, Dankbekundungen aus angesehenen Kliniken. Was auf den ersten Blick so seriös erscheint, wirkt bei genauer Betrachtung doch eher nebulös.

    Rückfragen bei Kliniken und Rettungseinrichtungen in der Region jedenfalls haben schon vor Monaten ein merkwürdiges Bild abgegeben (wir berichteten mehrfach): So hatten die Verantwortlichen der meisten Einrichtungen keine Ahnung, dass in ihrem Namen oder gar mit ihren Logos geworben und Geld für Trösterbären gesammelt wird.

    Dass Kuscheltiere eine schöne Sache für kranke oder verletzte Kinder sind, mag niemand abstreiten. Doch bei groß angelegten Aktionen diverser Vereine wie „Kinderhilfe e.V.“ oder „Kleine Patienten in Not“ muss Transparenz gewährleistet sein. Und genau die vermissen viele Verantwortliche in Kliniken und Rettungsleitstellen. In Bad Tölz etwa ermittelte jetzt sogar die Polizei wegen des Verdachts auf Betrug gegen den Verein „Kleine Patienten in Not“. Auch dieser ist in der Region Würzburg aktiv.

    Das Bayerische Rote Kreuz in Würzburg hat dem Verein Kinderhilfe die Nennung seines Namens untersagt und sich genau wie die Kinderklinik der Uni Würzburg öffentlich von den Aktionen der beiden Vereine distanziert.

    Gratis und überraschend

    Gerade mal acht Monate ist es her, dass der Verein Kinderhilfe in der Region Würzburg auf gut Glück Trösterbären durch die Gegend schickte. Allein 106 Bären landeten beim Direktor der Uni-Kinderklinik, Professor Christian Speer. Der saß damals recht ratlos zwischen den ebenso gratis wie überraschend gelieferten „Knuddel-Ralphis“. Die Teddy-Aktion war mit der Klinikleitung nicht abgesprochen.

    Lediglich ein Lieferschein des Vereins lag bei, versehen mit dem Hinweis, dass aus einem Spendenetat kostenlos Bärchen zur Verfügung gestellt werden und der Bitte um ein Referenzschreiben. Genau jene Schreiben hortet der Verein offenbar ganz gezielt, um bei möglichen Sponsoren mit bekannten Einrichtungen und Namen aufzuwarten.

    43 Spendenwillige aus Würzburg und Umgebung haben sich laut Liste des Vereins in diesem Jahr bislang gefunden. Die Beträge reichen von zehn bis 500 Euro. Rund 2000 Euro, so erklärt die Vorsitzende des Vereins, Gertraud Beißer, auf Anfrage dieser Zeitung, hat der Verein bereits erhalten. Im Gegenzug seien 318 Bären an drei verschiedene Kliniken geliefert worden. Darunter auch die 106 nicht bestellten Ralphis für die Uni-Kinderklinik.

    „Keine Klinik hat uns gesagt, dass sie nicht beliefert werden will“, sagt Gertraud Beißer. Eine besonders gute Verbindung habe der Verein zur Geomed-Klinik in Gerolzhofen. „Die haben schon 750 Bären bekommen und auch wieder Bedarf angemeldet.“

    Auf die Frage, ob es sinnvoll sei, eine Klinik mit rund 100 Betten und vergleichsweise wenigen Patienten im Kindesalter mit 750 Kuscheltieren auszustatten – und dafür Spendengelder in Höhe von 7500 Euro auszugeben (für einen Teddy muss ein Sponsor zehn Euro zahlen), antwortet Beißer: „Doch, doch, die freuen sich immer sehr über die Teddys. Das ist eine sehr gute Zusammenarbeit.“

    Hoher Bedarf an Kuscheltieren

    Auch die Main-Klinik in Ochsenfurt hat mit 300 Kuscheltieren offenbar einen hohen Bedarf, ebenso die Würzburger Kinderklinik am Mönchberg. „Jetzt haben sie in der Kinderklinik aber gesagt, sie brauchen erstmal keine Bären mehr“, räumt Beißer ein.

    Das allerdings ist dumm, denn ausgerechnet der größte Sponsor aus Würzburg hat gerade für 500 Euro Teddys just für diese Klinik gespendet. Was nun? Wenn doch dort gar kein Bedarf besteht? „Die bekommen die 50 Teddys jetzt natürlich trotzdem“, sagt Beißer.

    Clownauftritte und Lieferungen von Bastelmaterial an Kindergärten indes gab es in Würzburg nicht. „Dafür waren die Sponsorengelder nicht ausreichend.“

    Viele Klinik-Verantwortliche sehen die Sache mit den Trösterbären mittlerweile kritisch: „Wer konkret etwas spenden möchte, sollte sich direkt an seine Wunschklinik wenden. Dann kann das Geld dort auch sinnvoll verwendet werden.“

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