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Karlstadt: Wärmepumpe auch im Altbau? Hausbesitzer Peter Wegner aus Gemünden sagt: "Ich würde es wieder machen!"

Karlstadt

Wärmepumpe auch im Altbau? Hausbesitzer Peter Wegner aus Gemünden sagt: "Ich würde es wieder machen!"

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    Moderne Wärmepumpen sind effizient, platzsparend und machen mittlerweile bis zu 50 Prozent der Neuanlagen aus. (Symbolbild)
    Moderne Wärmepumpen sind effizient, platzsparend und machen mittlerweile bis zu 50 Prozent der Neuanlagen aus. (Symbolbild) Foto: Günter Roth

    Die Wärmepumpe im Altbau – wo liegen die Grenzen? Das war Thema eines Onlinevortrags des Landratsamts Main-Spessart in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) Marktheidenfeld. Unter der Moderation des Klimaschutzbeauftragten des Landkreises Michael Kohlbrecher referierte der Fachmann für Wärmepumpen, Alexander Sperr, über das grundsätzliche Für und Wider.

    Der Gemündener Hausherr Peter Wegner berichtete zudem über seine persönlichen Erfahrungen nach zwei Jahren Heizen mit Wärmepumpe in seinem 1979 errichteten Altbau. Zugeschaltet hatten sich für diesen Vortrag fast 200 Zuhörer und Zuhörerinnen.

    "Ja, ich würde es wieder machen", war das abschließende Fazit Wegners. Aber kein Altbau sei wie der andere. Sein Wohngebäude wurde in konventioneller Bauweise mit 30 Zentimeter dicken Porotonsteinen errichtet und hatte bis zum Umbau doppeltverglaste Fenster.

    Wie genau Peter Wegner aus Gemünden seinen Altbau heizt

    In den Jahren 2019 und 2020 erneuerte der Gemündener die Fenster auf eine dreifache Verglasung und brachte sechs Zentimeter Außendämmung auf. Die Hauptwohnung im Erdgeschoss hat Fußbodenheizung und Flächenheizkörper, die Einliegerwohnung im Keller ausschließlich Flächenheizkörper. Geheizt hat Wegner bislang mit Öl. Auf dem Dach ist zudem eine Photovoltaikanlage (PV) mit knapp unter zehn Kilowatt Spitzenleistung installiert.

    Jetzt ist eine Luft/Wasser-Wärmepumpe mit 15 Kilowatt Leistung dazugekommen, die auch bei kalten Temperaturen unter minus zwölf Grad gut arbeitet. Wenn es kälter wird, liefert ein elektrischer Heizstab mit neun Kilowatt zusätzliche Wärme – dieser kam aber laut Peter Wegner noch nie zum Einsatz.

    Rechnet sich die Wärmepumpe?

    Die Gesamtkosten gab Wegner mit 63.000 Euro an. Von staatlicher Seite gab es eine Förderung über 28.000 Euro. Die PV-Anlage auf dem Dach lieferte 2020 rund 10.000 Kilowattstunden, wovon 3150 selbst verbraucht wurden. Für den Heizstrom mussten 3000 und für den Haushaltsstrom 1600 Kilowattstunden gerechnet werden, die Wärmepumpe hatte ihrerseits einen Ertrag von 17.000 Kilowattstunden.

    Bei den Strompreisen von 2021/22 entstanden somit Heizungkosten von 800 Euro im Jahr – deutlich weniger als zuvor mit der Ölheizung. Mittlerweile muss das derzeitige Strompreisniveau berücksichtigt werden, wobei sich andererseits auch Heizöl und Erdgas stark verteuert haben. Die geringen Kosten müssen allerdings auch im Licht der hohen Anschaffungspreise gesehen werden.

    Mit einer eigenen Photovoltaikanlage wird die Wärmepumpe deutlich wirtschaftlicher und unabhängiger von Energiepreisen.
    Mit einer eigenen Photovoltaikanlage wird die Wärmepumpe deutlich wirtschaftlicher und unabhängiger von Energiepreisen. Foto: Günter Roth

    Peter Wegner betonte jedoch, die Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe müsse mit einer Einzelfallbetrachtung durch Fachleute abgeklärt werden. Gebäudebedingungen und Verbraucherverhalten spielten dabei eine große Rolle. Das Gerät selbst arbeite störungs- und weitgehend wartungsfrei, die Lärmbelastung sei sehr gering.

    Wärmepumpen-Experte Sperr: Korrekte Planung unabdingbar

    Fachreferent Sperr erläuterte das Funktionsprinzip einer Wärmepumpe, die im umgekehrten Kühlschrankprinzip dem Boden, dem Wasser oder der Außenluft Wärme entzieht, verdichtet und ins Haus abgibt. Dadurch ist das Verfahren eigentlich äußerst günstig, durch den Betrieb der Ventilatoren und Kompressoren ist aber einiges an elektrischem Strom nötig.

    Um die Wärmepumpe effizient zu nutzen, ist laut Sperr eine korrekte Planung mit hydraulischem Abgleich und einer Heizlastberechnung nötig. Außerdem sollten alle Arbeiten durch erfahrene Fachinstallateure erfolgen und die Anlage ist jährlich zu überprüfen. Wichtig sei auch, das Nutzerverhalten anzupassen: Dabei geht es um die richtige Lüftung und die Einstellung der Innentemperaturen. Die Klimafreundlichkeit, gemessen an den CO₂-Emissionen, hänge vom Anteil der regenerativen Energien in der Stromerzeugung ab. Eine eigene PV-Anlage sei optimal.

    Hohe Wärmeverluste der Außenhaut, unbekannte Gebäudedetails, kleine Heizkörper und womöglich Einrohrheizungen: Für Sperr ist die effektive Nutzung einer Wärmepumpe im Altbau durchaus eine Herausforderung. "Es ist gut, wenn der Installateur eine Ahnung hat." Oftmals seien im Altbau Hybridanlagen, bei denen fossile Energieträger mitarbeiten, eine gute Lösung.

    Welche Fragen geklärt werden müssen

    Als Voraussetzungen sollten durch Fachkräfte die Wärmebedarfsberechnung, die notwendigen Systemtemperaturen und der zu erwartende Aufwand abgeklärt werden. Außerdem: Muss die Hülle gedämmt werden? Sind größere Heizflächen nötig? Und wie soll das Trinkwasser erwärmt werden? Wärme aus Grundwasser und Boden sind bei meist begrenzten Altbauumgriffen selten die bessere Lösung. Weil Wärmepumpen bis zu minus sieben Grad gute Ergebnisse liefern, sollte man auch vor einem zusätzlichen Heizstab nicht zurückschrecken. Auch im Winter würden die Temperaturen bei uns selten unter diesen Werten liegen, so Sperr.

    Zu beiden Vorträgen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, per Chat Fragen an die Referenten zu stellen. Dabei ging es unter anderem um den Denkmalschutz, die mögliche Überlastung der Stromnetze bei verstärkter Nutzung von Wärmepumpen und um die verwendeten Kältemittel. Zu Fragen der Lärmbelastung gaben sowohl der Fachmann als auch der Hausbesitzer Entwarnung: Die neuen Anlagen würden hier keinerlei Probleme bereiten. 

    Nähere Informationen zur Vortragsreihe gibt es im Internet unter www.main-spessart.de/themen/bauen-wohnen.

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