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Urspringen: Wärmepumpen-Pionier aus Urspringen: Wärmepumpen gehen zu 90 Prozent auch im Altbau

Urspringen

Wärmepumpen-Pionier aus Urspringen: Wärmepumpen gehen zu 90 Prozent auch im Altbau

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    Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechniker Roman Weimann aus Urspringen ist so etwas wie der Wärmepumpen-Pionier im Landkreis Main-Spessart.
    Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechniker Roman Weimann aus Urspringen ist so etwas wie der Wärmepumpen-Pionier im Landkreis Main-Spessart. Foto: Björn Kohlhepp

    Heizungsbaumeister Roman Weimann aus Urspringen ist so etwas wie der Wärmepumpen-Pionier im Landkreis Main-Spessart. Und er ist von der Technik immer noch überzeugt. Der 64-Jährige, der inzwischen im Ruhestand ist, sagt, ihn störe die häufig zu hörende pauschale Aussage, im Altbau gehe keine Wärmepumpe. "In jedem Altbau geht zu 90 Prozent auch eine Wärmepumpe", entgegnet er. Dabei müsse noch nicht einmal der ganze Estrich für eine Fußbodenheizung raus. "Da rege ich mich immer auf, wenn es heißt: Wärmepumpe geht nicht mit Heizkörpern", sagt Weimann, der auch Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechniker ist. Das gehe sehr wohl, es müsse nur ordentlich berechnet sein.

    "Da rege ich mich immer auf, wenn es heißt: Wärmepumpe geht nicht mit Heizkörpern."

    Heizungsbauer Roman Weimann

    Es brauche auch nicht unbedingt eine Dämmung. Er fahre die Wärmepumpe in seinem alten Haus trotz Heizkörpern im Winter auch nicht mit mehr als 40 Grad Vorlauftemperatur. Dafür hat er aber Niedrigtemperaturheizkörper aus Aluminium und in der Küche einen Gebläsekonvektor, der etwa 800 Euro koste und die Wärme zirkulieren lasse. Früher habe er seine Kunden im Altbau mit Heizkörpern testen lassen, ob eine Vorlauftemperatur von 40 Grad reiche. Und siehe da: Bei den meisten habe es gereicht, selbst wenn man sonst nichts geändert habe. Also gehe auch eine Wärmepumpe. Es gebe auch eingebaute Elektroheizstäbe, wenn etwa fürs Bad schnell Wärme gebraucht wird, oder als vorübergehende Unterstützung bei extremen Minustemperaturen. "Ich muss wegen einem Heizkörper nicht die ganze Heizung höher laufen lassen", findet Weimann.

    Weimann: Nur in wenigen Fällen ist eine Wärmepumpe im Altbau nicht geeignet

    Wann eine Wärmepumpe nicht gehe? Da müsse ein Haus schon sehr zugig sein und zum Beispiel einfach verglaste Fenster haben, das seien dann wirklich Härtefälle, sagt Weimann. Man könne auch eine Wärmepumpe einbauen, die 70 Grad Vorlauftemperatur bringt, dann seien die Energiekosten halt so hoch wie bei Öl. Aber mit einer Photovoltaik-Anlage könne man den Strom ja auch selber produzieren.

    Der Urspringer hat 1976 in Marktheidenfeld seine Ausbildung zum Heizungsbauer begonnen. In seiner Lehrzeit habe er ein einziges Mal eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe mit einer im heutigen Vergleich äußerst schwachen Leistungszahl von 1:2 eingebaut, was bedeutet, dass ein Kilowatt Strom in zwei Kilowatt Wärmeleistung umgewandelt wird. Heute gebe es derlei Wärmepumpen sogar mit einer Leistungszahl von 1:8. Ansonsten seien Wärmepumpen damals weitgehend unbekannt gewesen. Auch auf der Bundesfachschule in Karlsruhe, wo er seinen Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechniker und zugleich den Meister machte, seien Wärmepumpen Anfang der 1980er kein Thema gewesen.

    Genaue Berechnung des Wärmebedarfs ganz wichtig

    Was er aber auf der Schule intensiv gelernt habe, war die genaue Berechnung des Wärmebedarfs von Gebäuden. Damals hätten Heizungsbauer meist Überschlagsrechnungen gemacht, etwa 140 Watt pro Quadratmeter im Altbau – zum Vergleich: Bei einem Niedrigenergiehaus rechne man heute mit 30 Watt. Kollegen hätten ihm gesagt: "Du spinnst doch, das zahlt dir keiner." Weimann "Das hat mir auch keiner gezahlt." Aber so habe er es eben gelernt. Und seine Anlagen seien dafür "absolut störungsfrei" gelaufen. Anfangs habe er per Hand einen ganzen Tag für ein Gebäude gebraucht. Aber schon 1984 legte er sich eine Computeranlage zu und ließ sich ein Programm zur Wärmebedarfsberechnung schreiben.

    1998 baute Weimann seine erste Wärmepumpe, eine Sole-Wasser-Wärmepumpe, in ein Niedrig-Energiehaus in Hafenlohr ein. Dafür wurden Sonden in den Boden gebohrt. "Die Anlage läuft immer noch wie ein Uhrwerk", sagt der 64-Jährige. Das Landratsamt habe damals noch gar nicht gewusst, was das ist mit seiner Bohrung. Er habe damals den Wärmebedarf des Hauses "tausendmal hin und her" berechnet, weil er nicht glauben konnte, dass es für 180 Quadratmeter nur 6,2 Kilowatt Heizleistung brauche – ein solcher Wert sei damals ansonsten schon für ein größeres Wohnzimmer angesetzt worden.

    "Ein Kühlschrank braucht ja auch keine Wartung."

    Roman Weimann über die Wartung von Wärmepumpen

    Damals habe er allerdings Lehrgeld zahlen müssen. Weil er unerfahren gewesen sei, habe er statt geplanten zwei 14 Bohrungen machen müssen, um eine wasserführende Schicht nicht zu durchbohren. "Da hab ich draufgelegt." Seine Frau, die die Buchhaltung machte, habe ihm gesagt: "Wir bauen nie mehr Wärmepumpen ein." Er aber habe sich nicht beirren lassen und jetzt ja gewusst, wie der Hase läuft. 1999 habe er drei Stück eingebaut, 2000 schon zehn und zuletzt nur noch Wärmepumpen, davon etwa die Hälfte im Altbau.

    Welche Vorteile eine Wärmepumpe bietet

    "Die Leute sind nach wie vor zu mir gekommen und wollten eine Ölheizung", blickt er zurück. Mit Engelszungen habe er auf sie eingeredet: "Ihr müsst euch eins merken: Strom ist die einzige Energie, die ihr auf eurem Grundstück selbst produzieren könnt." Außerdem sei das Geld in das Haus investiert statt durch den Schornstein geheizt, das Gebäude werde dadurch mehr wert, mit PV könne es sogar zum Niedrigenergiehaus werden. "Da musste ich mit den Kunden mehrere Stunden drüber reden und erklären, dass es sich amortisiert." Er habe es den Kunden berechnen und damit "beweisen" müssen, dass sie langfristig mit einer Wärmepumpe günstiger fahren. Bei zehn Angeboten habe er am Ende neun Aufträge gekriegt, am Anfang waren es nur 20 Prozent gewesen. Es habe sich herumgesprochen, dass Wärmepumpen funktionieren.

    Irgendwann habe er mit seinem Bruder für Kunden ein Excel-Programm entwickelt, damit diese verschiedene Heizungen vergleichen können. "Die Wärmepumpe war immer am günstigsten", sagt Weimann. Eine Wärmepumpe brauche auch praktisch keine Wartung, "ein Kühlschrank braucht ja auch keine Wartung." Zum Zeitpunkt, als er 2010 seine letzte Wärmepumpe einbaute, sei eine davon etwa 10.000 Euro teurer gewesen als Alternativlösungen. Schon nach sechs bis acht Jahren habe sich eine Wärmepumpe bezahlt gemacht, nach 20 Jahren hätten seine Kunden die komplette Anlage durch eingespartes Gas oder Öl wieder reingeholt – heute sei das schon nach zehn Jahren der Fall. Und: "Heute würde auch die Bank mitspielen."

    Für die Grünen habe er anfangs als "Umweltverschmutzer" gegolten, weil der Strom häufig aus Kohle stammte, erzählt er. Er aber habe praktisch alle seine Kunden zu Grünstrom überredet und versprochen: "Ich baue eine CO2-neutrale Anlage ein."

    Warum Weimann 2010 Insolvenz anmelden musste

    2010, da ist Weimann ehrlich, hat seine Firma Insolvenz anmelden müssen. Auch wegen der Wirtschaftskrise habe er hohe Außenstände gehabt, hinzu kam ein Burnout und eine Erkrankung seiner Frau. Ihm ist wichtig, dass keiner seiner Kunden einen Schaden dadurch gehabt habe, und auch seine Mitarbeiter hätten schnell wieder eine neue Stelle gefunden. In den Räumen seiner Firma in Urspringen hat inzwischen sein Schwiegersohn, den er selbst ausgebildet hat, einen Heizungsbaubetrieb.

    Roman Weimann sagt, er habe immer Wert auf neueste Technik gelegt und war auch sonst Pionier: Er hat den heute größten Heizungsbau-Einkaufsverbands Deutschlands mit aufgebaut und später den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitz übernommen. Im Ruhestand ist er weiterhin rührig. Er habe etwa der Stadt Lohr angeboten, dass er sich mal das mit der Wärmepumpe in der Stadthalle, die seit mittlerweile drei Jahren stillsteht, anschaut und sie berät. "Ich habe bis heute keine Antwort erhalten."

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