Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

RIENECK/GEMÜNDEN: Warnhupen der Bahn rauben Sinngrund den Schlaf

RIENECK/GEMÜNDEN

Warnhupen der Bahn rauben Sinngrund den Schlaf

    • |
    • |
    Rottenwarnanlage: Die gelben Tröten an der Bahnstrecke sichern die Bauarbeiter und rauben Rieneckern nachts den Schlaf.
    Rottenwarnanlage: Die gelben Tröten an der Bahnstrecke sichern die Bauarbeiter und rauben Rieneckern nachts den Schlaf. Foto: Karl-Heinz Wiesenfelder

    Wolfgang Fecher ist mit den Nerven am Ende – aus seiner Pension Spessart-Kristall in Rieneck sind vorige Woche die Gäste vor der Zeit ausgezogen, er selbst kann nicht mehr schlafen. Der Grund: die Gleisbauarbeiten rund um die Uhr seit 7. November.

    Genauer gesagt: Es ist das automatische Warnsystem, das mit mehreren Hupen und Blinklichtern entlang der Bahnstrecke im Sinntal die Bauarbeiter auf nahende Züge hinweist. Und die passieren nachts alle 15 bis 20 Minuten Rieneck.

    Das durchdringende Zweiton-Hupen reißt nicht nur Familie Fecher und ihre Gäste in der Bahnhofsgegend aus dem Schlaf bzw. lässt sie gar nicht erst einschlafen, sondern auch gegenüber im Schellhof-Wohngebiet auf der anderen Talseite leiden die Anlieger seit fast zwei Wochen. „Die Belastung ist extrem für die Leute“, bestätigt Bürgermeister Wolfgang Küber. Bei ihm wie auch bei den Bauarbeitern hat sich Wolfgang Fecher mehrfach beschwert und sich schließlich an die Main-Post gewandt.

    Die Gleiserneuerungen zwischen den Bahnhöfen Gemünden und Burgsinn sollen noch bis zum 7. Dezember dauern, teilt namens der Deutschen Bahn AG ein Pressesprecher der DB Mobility Logistics AG in München mit, der nicht namentlich genannt sein möchte. „Diese Baumaßnahmen sind aufgrund der hohen Kapazitätsauslastung und der Aufrechterhaltung der Streckenverfügbarkeit notwendig“, schreibt der Pressesprecher.

    Hupe übertönt Maschinen

    Und weiter: „Weil die Strecke nicht vollständig gesperrt werden kann, passieren Züge die Baustelle – auch in der Nacht. Das Herannahen dieser Züge wird teilweise mit akustischen Warnsignalen eines ,Automatischen Warnsystems (AWS)‘ angekündigt. Für die erhöhte Lärmbelastung der Anwohner bitten wir um Entschuldigung. Allerdings ist das Warnsystem nicht nur notwendig, sondern auch vorgeschrieben, um die im Gleisbereich tätigen Mitarbeiter zu sichern. Das Warnsystem muss drei Dezibel lauter sein als die lauteste Baumaschine, die gerade eingesetzt wird, damit die Mitarbeiter im Gleis die Warnung vor dem herannahendem Zug auch hören.“

    Wolfgang Fecher sagt, er habe die Lautstärke in seinem Wohnzimmer gemessen: über 100 Dezibel. Das sei weder gesund, noch zumutbar und vermutlich auch nicht zulässig. In Gemünden wunderte man sich am vergangenen Sonntag über die Bauarbeiten am Totensonntag, der gesetzlich als „stiller Tag“ eingestuft ist.

    Allerdings hat die Deutsche Bahn Sonderrechte. Der Artikel 11 des Bayerisches Lärmschutzgesetzes, der eine Genehmigungspflicht vorgesehen hatte, ist 1998 aufgehoben worden. In der Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung wurden Schienenwege von Eisenbahnen des Bundes von den strengen Nacht-, Sonn- und Feiertagsverboten beim Maschinenbetrieb in Wohngebieten und weiteren Sondergebieten ausdrücklich ausgenommen. Auch vom Bayerischen Feiertagsgesetz ist der Betrieb der Deutschen Bundesbahn, jetzt der Deutschen Bahn AG, ausgenommen, wozu auch Instandhaltungs- und Unterhaltungsarbeiten gehören.

    Keine Beschränkung?

    Ob es nun gar keine Obergrenze für Schallemissionen der Bahn und auch keine Lärmüberprüfung der Baustellen gibt, auf diese Fragen der Redaktion ging der Bahnsprecher nicht ein.

    Als im April vorigen Jahres Arbeitszüge am Gemündener Bahnhof stationiert waren und nachts dort durch Be- und Entladen erheblicher Lärm entstand, hatten mehrere Bewohner der Siedlung gegenüber bei der Polizei Anzeigen wegen Ruhestörung erstattet. Im Juli verlegte die Bahn die Arbeitszüge auf ein Rangiergleis hinter dem Bahnhofsgebäude, das den Schall milderte.

    Aktuell seien noch keine Anzeigen gegen den Bahnbaulärm eingegangen, teilt die Polizeistation Gemünden auf Anfrage mit. Auch bei Bürgermeister Küber hat sich bislang nur Wolfgang Fecher beschwert.

    Die derzeitigen Bauarbeiten der DB Netz unterteilen sich in zwei Bauabschnitte, schreibt der Münchner Pressesprecher:

    Zwischen Gemünden und dem Zollberg wird ein 2000 Meter langes Gleis erneuert (Ausbau von 3300 Metern Altschienen und Einbau von Neuschienen, Austausch von 2400 Holzschwellen gegen neue Betonschwellen, Austausch von 5300 Tonnen Schotter).

    Zwischen dem Zollberg und dem Sinnberg betrifft es eine Strecke von 1400 Meter (Ausbau von 2630 Metern Altschienen und Einbau von Neuschienen, Erneuerung von 4700 Betonschwellen, Erneuerung von 280 Brückenschwellen, Austausch von 8600 Tonnen Schotter).

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden