Die deutschen Autoversicherer haben die Regionalklassen für die Zulassungsbezirke neu eingeteilt. 1,7 Millionen Autofahrer in Bayern könnten sich für 2025 über eine günstigere Einstufung bei der Haftpflichtversicherung freuen, heißt es beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Von günstigeren Klassen profitieren in Unterfranken Kfz-Halter in der Stadt Würzburg und im Landkreis Schweinfurt. Dass die Versicherungstarife für die Kunden deshalb sinken, ist aber angesichts von Preissteigerungen an anderer Stelle unwahrscheinlich.
Je kleiner die Regionalklasse in der Haftpflichtversicherung, desto weniger Unfälle mussten die Versicherer in der Vergangenheit regulieren - und desto günstiger fallen in der Regel die Tarife aus. Main-Spessart liegt in der Klasse drei, das ist der Spitzenwert in Unterfranken. Tendenziell eher vorsichtige Autofahrer sind demnach auch in den Kreisen Kitzingen und Bad Kissingen zu Hause. Ihre Haftpflicht-Tarife werden nach Regionalklasse vier berechnet.

Inwieweit eine kleinere Klasse tatsächlich auch für niedrigere Tarife ab dem kommenden Jahr sorgt, hängt derweil auch von vielen anderen Faktoren an. So spielt bei der Preisgestaltung natürlich der Kfz-Typ eine Rolle: je größer das Auto, desto teurer die Versicherung. Und dann ist auch die Person des Halters preisbildend: Junge Fahrer zahlen mehr, wer mehr fährt, zahlt auch mehr. Wer eine abschließbare Garage hat, kann sparen - und mit Rabatt wird belohnt, wer länger schon unfallfrei fährt.

Last, but not least stehen die Versicherungen untereinander im Wettbewerb. Da ist die reine Online-Police meist billiger als die der Versicherung, die Ansprechpartner vor Ort hat. Aber auch bei gleicher Leistung variieren die Tarife unter den Anbietern manchmal gewaltig.
Prämienvergleich zwischen Schweinfurt und Karlstadt
Trotz solcher Unwägbarkeiten hat die Redaktion einen Rechenversuch gestartet - und beim Internet-Vergleichsportal "Check 24" einen VW Golf, 66kW (99 PS), Baujahr 2019 und einen 50-jährigen Halter mit jährlich 12.000 Kilometern Fahrleistung eingegeben. Lediglich beim Wohnort wurde unterschieden: einmal die vermeintlich teure, in Klasse zehn eingestufte Stadt Schweinfurt, einmal das in der Regionalklasse drei liegende Karlstadt (Lkr. Main-Spessart). Tatsächlich fährt der Karlstadter in diesem Beispiel gegenüber dem Schweinfurter bei der Autohaftpflicht im Jahr rund 30 bis 40 Euro günstiger.

Ist das Auto teilkasko- oder vollkaskoversichert, könnte der Preisvorteil aber schnell wieder aufgehoben sein. Die Tarife sind überall dort höher, wo die Versicherungen für mehr Teilkasko- und Vollkaskoschäden aufkommen müssen. Unfallschäden am eigenen Auto spielen hier eine Rolle, aber auch die Diebstahl-Quote oder Unwetter-Schäden. Dabei ergibt sich laut GDV-Sprecherin Ulrike Schulz ein Nord-Süd-Gefälle. Im Süden Deutschlands müssten die Versicherer deutlich häufiger für Hagel- oder Hochwasserschäden aufkommen als im Norden. Entsprechend wurden in Bayern viele Städte und Kreise in der Kaskoversicherung heraufgestuft.
Ersatzteilkosten lassen Versicherungsprämien steigen
Dass die Versicherungsprämien insgesamt im kommenden Jahr sinken, damit rechnet kein Versicherungsanbieter. Denkbare Preisvorteile durch günstigere Regionalklassen würden durch eine massive Steigerung der Reparaturkosten, für die die Versicherungen aufkommen müssen, vermutlich mehr als aufgefangen, sagt Ulrike Schulz.
Neben Lohnkosten sind laut der GDV-Sprecherin vor allem Kfz-Ersatzteile vom Scheinwerfer bis zum Kotflügel ein Preistreiber. Durchschnittlich seien die Preise im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent gestiegen. Im Zeitraum 2013 bis 2023 betrage die Steigerung 70 Prozent, während die allgemeine Inflationsrate bei lediglich 28 Prozent gelegen habe.