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Lohr: Was der neuen Frauenseelsorgerin unter den Nägeln brennt

Lohr

Was der neuen Frauenseelsorgerin unter den Nägeln brennt

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    Die aus Lohr stammende Religionspädagogin Sabine Mehling-Sitter leitet seit Beginn dieses Jahres die Frauenseelsorge der Diözese.
    Die aus Lohr stammende Religionspädagogin Sabine Mehling-Sitter leitet seit Beginn dieses Jahres die Frauenseelsorge der Diözese. Foto: Pat Christ

    Dass eine Frau Polizistin oder Soldatin wird, ist nicht mehr ungewöhnlich. Frauen können heute jeden Beruf wählen. Naja, fast. Priesterin werden, das geht noch nicht. "Und das ist schade", sagt Sabine Mehling-Sitter: "Denn es gibt genug Frauen, die zur Priesterin berufen wären." Zu ihr selbst sagte neulich eine Seniorin: "Sie wären eine gute Pfarrerin!" Das ist die gebürtige Lohrerin nicht. Will sie auch nicht sein. Etwas anderes ist sie jedoch seit Januar, und zwar mit großer Passion: Frauenseelsorgerin der Diözese Würzburg.

    "Mannsein" ist für den Priesterberuf nach wie vor obligatorisch und das stört immer mehr Frauen. Zu Recht. Wobei es Themen gibt, die aktuell viel stärker unter den Nägeln brennen. Frauen mit Kindern waren in den vergangenen Monaten durch die Corona-Pandemie stark belastet, sagt Sabine Mehling-Sitter: "Besonders schlimm war es für Alleinerziehende." Unter welchem Stress die Frauen standen, erfuhr die 52-jährige Religionspädagogin kürzlich bei einem Wochenende für Alleinerziehende: "Die Frauen mussten im Homeoffice arbeiten und gleichzeitig bis zu drei Kinder daheim betreuen." Das sei eine extrem harte Zeit für sie gewesen.

    Angebot für Alleinerziehende

    In den letzten zehn Jahren ist die Quote der Alleinerziehenden stark gestiegen. Darauf hatte das Referat Frauenseelsorge bereits unter Sabine Mehling-Sitters Vorgängerin mit vielfältigen Angeboten reagiert. Künftig will sich die Familienseelsorge um Ein-Eltern-Familien kümmern. Wobei es jeder Alleinerziehenden freisteht, die von Mehling-Sitter organisierten Workshops, Besinnungs- und Bildungstage wahrzunehmen. Grundsätzlich überlappen sich die Fachreferate der Diözese: "Viele Frauen, die seit Jahren an unseren Angeboten teilnehmen, sind inzwischen im Seniorinnenalter." Dennoch wechseln sie nicht zu den "Senioren". Sondern bleiben den "Frauen" treu.

    Diese Frauen gehören einer Altersgruppe an, die als nicht besonders netzaffin gilt. In der Corona-Pandemie war das etwas problematisch. Denn als Sabine Mehling-Sitter bei einigen Veranstaltungen von "präsent" auf "online" switchen musste, blieben diese Teilnehmerinnen weg: "Dafür nahmen plötzlich mehr jüngere Frauen teil als sonst." Sabine Mehling-Sitter hat vor, auch in Zukunft Online-Formate anzubieten. Um dadurch neue Zielgruppen für die Frauenseelsorge zu gewinnen. Sie selbst brennt für das Thema seit Langem. Einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung zu leisten, ist der in der Pfarrei Sendelbach sozialisierten Christin wichtig.

    Dass der kirchliche Raum ihr die Chance auf einen spannenden Beruf eröffnen könnte, darauf kam die Lohrerin durch den Pastoralreferenten ihrer Pfarrei: "Was er tat, klang für mich interessant." Seit ihrer Firmung war Sabine Mehling-Sitter in der Pfarrei aktiv: "Damals wurden wir Mädchen gefragt, ob wir einen Jugendgottesdienst mitgestalten wollten." Das war etwas Neues gewesen: "Denn Mädchen durfte bei uns noch nicht ministrieren." Bis zur Firmung standen Mädchen also in der zweiten Reihe. Waren sie, was Sabine Mehling-Sitter als Jugendliche jedoch nicht so formuliert hätte, ausgegrenzt. Umso größeren Wert legt die Seelsorgerin heute auf Partizipation und Offenheit.

    Wunsch: Mehr Interkulturalität

    Auch eine Frau, die evangelisch oder muslimisch ist, dürfte an ihren Angeboten teilnehmen. Etwa am Ferienworkshop für Mütter mit ihren Kindern, der für Ende Oktober geplant ist. Faktisch kommt dies kaum vor. Sabine Mehling-Sitter fände mehr Interkulturalität jedoch deshalb schön, weil sie selbst von 2006 bis 2018 mit ihrem Mann im Ausland lebte, in Ecuador. Diese Zeit hat sie stark geprägt: "Die extremen Gegensätze zwischen Arm und Reich machten mich am Anfang sprachlos." Zurück in Deutschland bringt sie nun das, was sie hier erlebt, zum Nachdenken. Denn auch bei uns spitzen sich die Gegensätze zu. Wächst die Entfremdung.

    Für den letzten Samstag dieses Monats hatte sich Sabine Mehling-Sitter ein beklemmendes, aber sehr wichtiges Thema vorgenommen: Sie wollte einen Tag für Eltern anbieten, deren Kind tot zur Welt kam oder kurz nach der Geburt starb. Daraus wurde nichts: "Es meldeten sich zu wenig Interessierte an." Das sind Lernschritte, die gegangen werden müssen: "Offenbar gibt es in Würzburg Organisationen, die bereits Angebote etabliert haben." Umgekehrt hat sie in ihrem Referat Formate, die seit Jahren auch ohne jede Werbung boomen: "Dazu gehören etwa unsere Bildungstage für Frauen aus Main-Spessart."

    Anrufen und aussprechen

    Frauen, die sich einmal Luft machen müssen, können unabhängig von den Veranstaltungen bei Sabine Mehling-Sitter anrufen, ihren Ärger schildern und Mut tanken. Auch dafür ist Frauenseelsorge da. Allerdings hat Sabine Mehling-Sitter nur eine halbe Stelle. Denn sie ist gleichzeitig Gemeindereferentin im Kreis Kitzingen. Auch dort hat sie es mit Frauen zu tun – oft älteren, die sie zum Beispiel besucht, wenn sie krank sind. Schade ist es für sie, dass die Frauen bei ihr nicht beichten können. Und dass sie keine Krankensalbung spenden darf. Obwohl Sabine Mehling-Sitter nicht als Priesterin arbeiten möchte, hätte sie diese Funktionen gern. Für die Kranken.

    Unter dem Motto "Ein Raum für die Seele" feiern Frauen verschiedener Konfessionen aus Unterfranken fünfmal im Jahr an einem Freitagabend gemeinsam in Würzburg Gottesdienst. Im Anschluss ist es möglich, miteinander bei Brot und Wein ins Gespräch zu kommen. Die Frauenseelsorge der Diözese gestaltet die ökumenische Frauenliturgie mit. Diese und weitere Termine sind über die Homepage des Referats Frauenseelsorge abrufbar: frauenseelsorge.bistum-wuerzburg.de

    Sabine Mehling-SitterSabine Mehling-Sitter (52), gebürtige Lohrerin, ist seit Januar 2021 Referentin für Frauenseelsorge des Bistums Würzburg. Nach dem Fachabitur, das sie an der FOS in Marktheidenfeld ablegte, studierte sie Katholische Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit an der Katholischen Universität Eichstätt. Gemeinsam mit ihrem Mann arbeitet sie von 2006 bis 2018 zunächst im Centro Biblico der Steyler Missionare in Ecuador, danach für die Partnerschaft zwischen Ecuador und der Erzdiözese München-Freising. Während dieser Zeit absolvierte sie den Masterstudiengang "Angewandte Ethik".(pat)

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