Gerade an den Faschingstagen war die Sonne im Raum Marktheidenfeld kaum am Himmel zu sehen. Und auch den Winter über gab es lange Phasen von trübem Wetter. Das hat Auswirkungen auf die Stimmung, viele Menschen fühlen sich müde und antriebslos. Sie plagt vielleicht eine "Winterdepression".
Schuld daran kann das Hormon Melatonin sein, das bei wenig Licht verstärkt ausgeschüttet wird. Der Gegenspieler von Melatonin heißt Serotonin, auch "Glückshormon" genannt. An seiner Bildung ist unter anderem Vitamin D beteiligt. Das kann im Winter vom Körper allerdings nicht hergestellt werden, da die Sonneneinstrahlung in unseren Breitengraden zu dieser Zeit nicht stark genug ist. Der Körper bedient sich dann an den Vitamin-D-Reserven, die im besten Fall im Sommer gebildet wurden. Es kann aber sein, dass davon nicht genug vorhanden ist: Rund 60 Prozent der deutschen Bevölkerung sind nicht optimal mit Vitamin D versorgt, wie das Robert-Koch-Institut mitteilte.
Bewegung im Freien kann helfen
Kleinere Defizite könnten durch die Nahrung ausgeglichen werden. Deshalb ist es wichtig, dass man auf die Ernährung achtet. "Fisch, Pilze, Eier oder Käse enthalten viel Vitamin D, deshalb empfiehlt es sich, diese Lebensmittel regelmäßig zu verzehren", schlägt Günter Meyer von der Laurentius-Apotheke in Marktheidenfeld vor. Von Vitamin D-Mangel sind hauptsächlich ältere Menschen und Frauen nach den Wechseljahren betroffen. Meyer ist ein Befürworter von Vitamin D und sagt, dass man dieses übers ganze Jahr hinweg regelmäßig einnehmen solle, um den täglichen Vitaminbedarf decken zu können.

Der Bioladen "Kornblume" verkauft Vitamin D-Nahrungsergänzungsmittel zusammen mit Vitamin K. So könne das Vitamin besser vom Körper verwertet werden, erklärt eine Mitarbeiterin. "Die meisten Kunden fragen eher im Herbst oder Winter nach dem Nahrungsergänzungsmittel", sagt sie. Außerdem schlägt sie vor, auch, wenn die Sonne nicht scheint, an die frische Luft zu gehen, da Bewegung für den ganzen Körper wichtig sei und die Stimmung heben kann. Bei Bewegung wird vermehrt Serotonin ausgeschüttet, das das müde machende Melatonin verdrängt.
"Früher hat es ohne zusätzliche Vitamine funktioniert"
Marion Grün von der Spessart-Apotheke empfiehlt, so oft wie möglich Zeit draußen zu verbringen. "Ich bin kein Fan von Vitamin D. Natürlich sind Präparate für Babys und ältere Menschen in Ordnung, da sie nicht ausreichende Zeit an der frischen Luft verbringen. Früher hat es auch ohne zusätzliche Vitamine funktioniert. Man sollte sich mehr Zeit für die eigene Gesundheit nehmen. Beispielsweise schon ein Spaziergang in der Mittagspause wäre sinnvoll", sagt sie.
Laut Eric Martin, dem Geschäftsführer der Hubertus-Apotheke, ist es im Winter schwierig, den Vitamin D-Bedarf zu decken. "Die Vitamin D-Produktion wird heutzutage nicht ausreichend gefördert, da man kaum vor die Tür geht", so Martin. Dieser Lebensstil führe mit zugehendem Alter zu einer Abnahme an Vitamin D-Bildung. Zur Förderung der Vitaminproduktion rät Martin, zu natürlichen Maßnahmen zu greifen, also mehr Zeit im Freien zu verbringen.
Inge Böger und ihr Mann aus Marktheidenfeld machen das so: Sie gehen jeden Tag spazieren, um ihre Gesundheit zu schützen und wollen dem kalten Wetter nicht entfliehen. "Der Körper braucht auch Abwechslung", sagt Inge Böger. Auch Helen Stengel fühlt sich von Sonnenmangel nicht betroffen. An diesem Tag geht sie am Mainufer spazieren. Auch sie wandert regelmäßig und achtet auf eine vitaminreiche Ernährung – so braucht sie keine Vitamin D-Präparate, die frische Luft reicht ihr.
"Winterdepression" oder SAD? Antriebslosigkeit im Winter wird umgangssprachlich oft als "Winterdepression" bezeichnet. Nicht zu verwechseln ist diese mit der "Seasonal Affective Disorder" (SAD), also einer von der Jahreszeit abhängigen Depression. Anzeichen dafür sind neben Antriebslosigkeit ständige Gereiztheit, Heißhunger auf kohlenhydratreiche Nahrungsmittel, ein erhöhtes Schlafbedürfnis und grundlos negative Stimmung. Behandelt werden kann die Depression zum Beispiel mit einer Lichttherapie.