Alexander von Humboldt wurde 1769 geboren, Charles Darwin 40 Jahre danach. Im gleichen Jahr gründete Wilhelm von Humboldt die Berliner Universität, die später nach den beiden Brüdern benannt wurde und nun jährt sich zum 251. Mal der Todestag des Naturforschers Alexander von Humboldt.
Dessen Position vertrat Professor Dr. Dieter Mollenhauer im Wechselgespräch, während Dr. Gerhard Ermischer seinen Schwerpunkt mehr auf Darwins Lebenslauf legte. Doch die Übergänge waren fließend; sie spielten sich die Bälle zu, fielen sich aber auch ins Wort: Heute werde oft von „dem“ Humboldt gesprochen, wo es doch zwei gab.
„Wenn Naturwissenschaftler von Humboldt sprechen, meinen sie Alexander, die Geisteswissenschaftler Wilhelm“, sagte Ermischer. „Früher gab es nicht die scharfe Trennung zwischen den Wissenschaften“, aber heute werde halt alles in Schachteln gepackt. Aber die Denkmäler vor der Berliner Universität könne man ganz einfach zuordnen: „Wenn man davor steht, geht's rechts zum Alexanderplatz und links zur Wilhelmstraße.“
So erfuhren die Zuhörer auf unterhaltsame Weise einiges aus dem Leben der beiden Forscher. Darunter Gemeinsamkeiten, wie das aufgeklärte Elternhaus, den Unwillen sich formalisiertes Wissen anzueignen und stattdessen die Natur zu erforschen, aber auch Unterschiede: Alexander von Humboldt nutzte sein Studium sehr planmäßig für seine Reisen. Er suchte sich Geldgeber und stand sogar in Verhandlungen mit dem spanischen König. Dieser erhoffte sich von der Expedition nach Süd- und Nordamerika Zugriff auf Bodenschätze. Humboldt hatte so auf seiner Forschungsreise (1799 bis 1804) alle Freiheiten und veröffentlichte nach seiner Rückkehr eine Reisebeschreibung, die zum „Bestseller“ wurde.
Auch Darwin packte sie sich ins Gepäck als er 1831 zu seiner einzigen großen, aber berühmt gewordenen Reise mit dem Vermessungsschiff „Beagle“ aufbrach. Von den fünf Jahren die er unterwegs war, „kennt man heute eigentlich nur die fünf Wochen, die er auf den Galapagos-Inseln verbrachte“, so Ermischer.
Sie bestimmte aber sein ganzes weiteres Leben. Darwin zog sich zur Auswertung seiner Sammlungen zurück. Erst als er sich seiner Sache sicher war, publizierte er 1859 „Die Entstehung der Arten“, sein wichtigstes Werk, die Grundlage der modernen Evolutionsbiologie. Darwin stellte damit die Naturwissenschaft auf den Kopf: „Wir wissen, dass die Welt früher anders war, und morgen anders sein wird, aber nicht, warum und wo das Ziel dieser Entwicklung ist“, fasste Ermischer zusammen.
Die Schlussfolgerung, dass nach Darwins Theorie nur der (körperlich) Stärkere überlebe, beruhe auf einer Ungenauigkeit bei der Übersetzung, stellte Ermischer klar. „Survival of the fittest“ bedeute eine optimale Anpassung einer Art an seine Umwelt: „Für Darwin gab es keine Rasse, sondern nur einen Menschen.“