Der Lohrer Stadtpfarrer Sven Johannsen erinnert sich ganz genau an den Tag Ende Juni, als bei Starkregen ein richtiger Bach in die St. Michaelskirche hineinfloss. Am abschüssigen Kirchplatz hatte das Wasser einen Weg durch das Sackenbacher Eingangstor an der Nordseite gefunden und war von hinten hinein bis in den Altarraum geströmt. Auf den Buntsandsteinplatten im Seitenschiff ist der Wasserschaden noch gut zu sehen.
"Es war das Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft, das Spiel Deutschland gegen England", berichtet Johannsen. "Gegen 18 Uhr kam unsere Küsterin Elisabeth Schmidt in die Kirche, um für den Abend vorzubereiten. Da sah sie, dass Wasser von hinten in Strömen durch das komplette Mittelschiff bis zum Altarraum lief."
Wasser läuft unter Tür durch
Schmidt benachrichtigte sofort den Pfarrer, der einen Hilferuf an den Pfarrgemeinderat absetzte und schnell in die Kirche lief. Obwohl es sogar zwei Abläufe am betreffenden Hinterseiteneingang gibt, konnten diese das Wasser nicht fassen, das vom abschüssigen Pflaster des Kirchplatzes dort hinlief. "Die Gullys waren verstopft und haben es nicht geschafft; das Wasser lief direkt unter der Türe hindurch in die Kirche hinein", so der Pfarrer.
"Eine kleine Erhebung in Richtung Mitte genügte offenbar, dass das Wasser dort nicht weiter lief, sondern sich nach vorne einen Weg Richtung Altar suchte. Dort war sofort Land unter", so der Pfarrer. Schnell sei weitere Hilfe da gewesen. Sie hätten dann versucht, von vorne das Wasser wieder zurück zu schieben, aber sofort sei es wieder zurückgelaufen. Auch Versuche, den verstopften Kanalschacht zu reinigen, seien gescheitert.
"Florian Schüssler vom Pfarrgemeinderat und unser Kirchenpfleger Christian Maier wollten den Unrat rausholen, aber da war gleich eine Krümmung, da sind wir nicht hineingekommen", berichtet Johannsen. So sei das Wasser immer weiter in die Lohrer Kirche gelaufen. "Am meisten Angst hatten wir, dass es unter das Holz der Bänke gelangt."

Mit Pumpen und Sandsäcken an der Türe seien die Helfer schließlich einigermaßen Herr der Lage geworden.
Zum Glück habe dann auch der Regen nachgelassen. "Unter die Bänke ist auch nichts gelaufen, das haben wir kontrolliert. Ein wenig vom Wasserschaden kann man noch auf den Bundsandsteinen im Seitenschiff erkennen, aber das bekommen wir noch hin", so der Stadtpfarrer.
Dass die Kirche noch einmal bei Regen vollaufen könnte, befürchtet der Pfarrer eher nicht. "Der Lohrer Bauhof hat am nächsten Tag gleich die Gullys gereinigt, damit sie beim nächsten Starkregen das Wasser auch aufnehmen können. Zum Glück ist das Ganze ja noch einmal glimpflich abgelaufen und wir haben es gemeinsam schnell in den Griff bekommen."