Die Karlstadter Gastronomieszene ist in Bewegung. „Chez Michel“, „Hotel zur Eisenbahn“, „Batzenärrle“, „Liesl Karlstadt“ und „Oberes Tor“ – überall sind Veränderungen geplant, bereits erfolgt oder kündigen sich an.
Am Montag haben Michel Schulze und Birgit Spies das „Hotel zur Eisenbahn“ mit geladenen Gästen offiziell wiedereröffnet. Tatsächlich betreiben sie es schon seit 1. März. Den ganzen Februar über wurde renoviert. Die Zimmer haben neue Holzböden, die Flure neue Teppiche, die Wände sind neu gemacht. Neue Möbel wurden für die Zimmer angeschafft. Teilweise wurden die Badezimmer erneuert. Der Empfang wurde umgestaltet.
Bis zu 31 Personen kann das Hotel beherbergen. Es verfügt über neun Doppelzimmer, zwei Einzelzimmer sowie ein Appartement, in dem bis zu acht Personen unterkommen können, und ein Appartement für drei Personen. Birgit und Spies und Michel Schultze betreiben das Haus als Hotel garni, also nur mit Übernachtung und Frühstück.
Wie berichtet, hatte sich Michel Schultze vorgenommen, mit 60 Jahren nicht mehr bis spät in die Nacht in der Küche zu stehen. Mit dem „Hotel zur Eisenbahn“ haben die beiden genau das gefunden, was sie sich vorgestellt hatten: Ein Hotel garni, in dem es lediglich ein Frühstücksbuffet und kleinere Speisen gibt. Das Hotel hat auch einen Tagungsraum. Auch Familienfeiern oder geschlossene Gesellschaften können hier stattfinden. Eigentümerin ist Familie Heinze.
Zuvor hatten Birgit Spies und Michel Schultze 19 Jahre lang das „Bistro Chez Michel“ in der Hauptstraße geführt. Dieses wurde bereits Anfang November vom Team des schräg gegenüber gelegenen Restaurants „Da Franco“ um Petra Weißhaar sowie Katarzyna und Franceso Zedda übernommen. Sie führen es im selben Stil und mit demselben Namen weiter. Selbst die Speisekarte ist geblieben.
Parallel dazu betreiben sie derzeit noch das „Da Franco“ weiter – aber nur noch bis Ende August. „Das Lokal ist zu klein“, begründet Francesco Zedda, weshalb sie das Gebäude verlassen werden. Das Team wird dafür das „Batzenärrle“ übernehmen. Dort soll es dann neben italienischen auch typisch fränkische Speisen geben, also zum Beispiel Blaue Zipfel oder Leberknödelsuppe. Petra Weißhaar: „Es ist Zeit für etwas Neues.“ Statt bisher nur abends soll das „Batzenärrle“ auch mittags geöffnet sein.
Das Gebäude des Restaurants „Da Franco“ gehört ebenfalls der Familie Heinze. Sie berichtet, sie habe bereits zwei „ernsthafte, starke Interessenten“ für das Lokal. Es sei aber noch offen, wer es letztlich bekommen werde.
Linda Freund gibt das „Batzenärrle“ aus Altersgründen ab. Sie ist 62 und war 15 Jahre lang Inhaberin der Weinkellergaststätte. „Ich hatte immer gehofft, dass jemand aus dem Familienkreis die Nachfolge antreten würde.“ Das ist nun nicht eingetreten. Weiterführen will sie aber die „Lilien Lounge“ im Erdgeschoss desselben Gebäudes, die sie nun seit zehn Jahren hat. Eigentümer der „Lounge“ ist Familie Reiss, das „Batzenärrle“ gehört Konrad Horstmann.
Nicht weit entfernt vom „Batzenärrle“ ganz am Ende der unteren Hauptstraße befindet sich die „Liesl Karlstadt“. Jörg und Andrea Schneider geben sie auf. Sie haben zum 31. Dezember bei der Distelhäuser Brauerei gekündigt, würden aber auch eher gehen, wenn es vorher einen Nachpächter geben sollte. Eigentümer Walter Hirsch hat das Gebäude an die Brauerei vermietet.
Jörg Schneider führt private Gründe an. Er ist wieder in seinem früheren Beruf als Messebauer tätig. Seine Frau macht ihr Hobby zum Beruf und arbeitet bereits Teilzeit bei Harley-Davidson und Buell in Hettstadt im Verkauf. Beide hatten die Liesl seit sechs Jahren und außerdem von 2007 bis 2010 den Kiosk am Schnellertor. Schneider ist sich sicher, dass es kein Problem sein wird, einen Nachfolger für die Liesl zu finden. „Das ist eine Kultkneipe.“
Und am anderen Ende der Hauptstraße – in der Nähe des Katzenturms: Hier liebäugeln Kurt und Klara Kuhn damit, im „Oberen Tor“ kürzerzutreten. „Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag mache ich heuer nicht mehr auf und an Silvester auch nicht mehr“, sagt Kurt Kuhn mit Bestimmtheit. Mit diesem Jahre hat auch seine Frau Klara das Rentenalter von 65 erreicht. Und von den vier Kindern werde keines die Wirtschaft übernehmen. Kuhn: „Die sind alle berufstätig und gut untergebracht. Im Moment schaut‘s nicht danach aus, als würde eines das Gasthaus übernehmen.“
Eventuell sollen weiterhin noch Familienfeiern stattfinden und die Gartenwirtschaft offen haben. Auf jeden Fall sollen die Fremdenzimmer weiter betrieben werden – es handelt sich um vier Doppelzimmer. Ihre Gastwirtschaft, die auch ihr Wohnhaus ist, wollen die beiden nicht verpachten.