Der Neue ist ein „viel gereister Mann“. Als solchen begrüßte ihn Wolfgang Bloch, der stellvertretende Schulleiter. Und das völlig zu Recht. Denn bevor Conradi sich auf die Stelle an der Spitze des Lohrer Gymnasiums bewarb, war er viele Jahre im Ausland an verschiedenen Schulen tätig. Unter anderem neun Jahre in Simbabwe und zuletzt vier Jahre in der Leitung der Deutschen Schule in Guatemala.
Weswegen er sich zum Wechsel von Guatemala nach Lohr entschieden hat, erklärte Conradi damit, dass er nach den Jahren des Weltenbummelns den „Wunsch hatte, eine Schule in einer kleinen Stadt zu führen“. Als seine Frau erkannt habe, wie nah Lohr an ihrer hessischen Heimat liege, sei die Bewerbung ganz schnell auf den Weg gebracht gewesen. Conradis Stationen im Bayerischen Schuldienst lagen bisher alle in München.
Dass er sich nun dauerhaft in Lohr niederlassen will, machte der Pädagoge mit diesen an seine Frau gerichteten Sätzen deutlich: „Danke für die Weltenbummlerei. Jetzt soll Schluss sein, wir bleiben hier.“ Auf den ersten Blick, das gab Conradi unumwunden zu, habe er sich jedoch nicht in sein neues berufliches Zuhause verliebt. Als er sich von Guatemala im Internet informiert habe, sei er in einem Luftbild „auf diesen Rostblock zugeschossen“. „Oh Gott, wie sieht das denn aus“, habe er sich da gedacht. Mittlerweile habe er jedoch festgestellt, dass „das Innenleben der Schule das Herz höherschlagen lässt“, so der Schulleiter nach den ersten Wochen im Dienst.
In den Fluren des Gymnasiums wehe „ein Duft von Engagement und Freude“. Man könne Dynamik und gute Ideen förmlich mit den Händen greifen. Die Umgebung Lohrs sei da nur noch das „Sahnehäubchen“. Conradis Fazit: „Es gibt für mich erstmal nichts zu meckern.“ Als Schulleiter sei es sein Bestreben, in Fortführung der Arbeit seiner Vorgänger den humanistischen Anspruch des traditionsreichen Gymnasiums zu pflegen und mit modernen Unterrichtsinhalten zu kombinieren.
Schulprofil im Wandel
Dass gerade Letzteres nötig ist, machte Rudolf Schmitt deutlich. Der Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken mahnte eindringlich, dass den Schulen der Spagat zwischen klassischem Bildungsauftrag einerseits und der Vorbereitung junger Menschen auf eine sich rasant wandelnde Welt andererseits gelingen müsse. Es gebe außerhalb der Schulen weltweit eine „Revolution von nichtgekannten Dimensionen“, sagte Schmitt mit Blick auf Internet, technische Fortschritte und weltweite Verschiebungen in Gesellschaftsstrukturen.
Manche Gymnasien würden noch dem alten Bildungsideal „hinterherträumen“, andere seien bereits mittendrin, sich in die Entwicklung einzuklinken. Schmitt forderte insbesondere eine stärkere individuelle Förderung der Schüler.
Viel Lob für den Neuen
Der Ministerialdirektor zeigte sich überzeugt davon, dass Conradi der richtige Mann für die nötige zeitgemäße Schulausrichtung ist. Durch seine bisherigen Tätigkeiten in Gymnasien, im Ministerium und im Ausland seien dem Neuen alle Facetten des „Schulleitergeschäfts“ bekannt. „Das ist eine seltene und wirkungsvolle Ausgangssituation“, so Schmitt.
Auch von allen anderen Rednern erhielt Conradi reichlich Vorschusslorbeeren. Sowohl die Elternbeiratsvorsitzende Susanne Waschinger als auch Schülersprecher Stephan Herteux lobten Conradis offene Art und das aktive Zugehen auf andere. In die gleiche Kerbe schlugen Franz Wolf als Rektor der Hauptschule und Lothar Ködel als Vertreter der Grundschulen im Raum Lohr.
Egon Birkenmeier, Leiter der gewerblich-technischen Ausbildung bei der Bosch Rexroth AG, lobte die bisherige enge Zusammenarbeit von Schule und Unternehmen und unterstrich die Bereitschaft, die Kooperation weiter auszubauen und zu pflegen. Wolfgang Weismantel verwies als Vorsitzender des Vereins „Freunde des Gymnasiums“ auf große Tradition und Aufgaben der Schule. Conradi komme genau richtig zur Generalsanierung des Schulzentrums.
Ernst Prüße lud als Bürgermeister und Vorsitzender des Nägelsee-Zweckverbandes den neuen Chef des Gymnasiums zu einer „Tour de Main-Spessart“ ein und versprach: „Sie werden schnell verliebt sein in dieses herrliche Land.“ Gottes Segen wünschten dem neuen Schulleiter Dekan Michael Wehrwein und Kaplan Christoph Schnellbacher. Für den musikalischen Willkommensgruß sorgten zum einen das Kollegium des Gymnasiums und verschiedene Schüler mit ihren Beiträgen.
Zur Person
Christian Conradi ist seit 1986 im Schuldienst. Nach fünf Jahren an einem Münchner Gymnasium ging der Biologie- und Sportlehrer nach Simbabwe, wo er an einer High-School unterrichtete und im Entwicklungsdienst ein Umweltprogramm leitete. Nach weiteren vier Jahren an einem Münchner Gymnasium war Conradi Ministerialbeauftragter für die Gymnasien in Ost-Oberbayern. 2005 ging er dann nach Guatemala, wo er zuletzt die Deutsche Schule leitete. Der 53-Jährige ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und wohnt jetzt in Sackenbach. Als Hobbys nennt Conradi Sport (Marathon, Tennis, Volleyball), Lesen, Wandern und Kultur.