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Main-Spessart: Wenn die Künstliche Intelligenz die Hausaufgaben übernimmt: So gehen Schulen in Main-Spessart mit ChatGPT um

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Wenn die Künstliche Intelligenz die Hausaufgaben übernimmt: So gehen Schulen in Main-Spessart mit ChatGPT um

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    Künstliche Intelligenzen können beim Lehren und beim Lernen unterstützen. Im Landkreis Main-Spessart arbeiten die Schulen daran, Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Programmen wie ChatGPT zu vermitteln. Auch dieses Symbolbild wurde mithilfe einer KI erstellt. 
    Künstliche Intelligenzen können beim Lehren und beim Lernen unterstützen. Im Landkreis Main-Spessart arbeiten die Schulen daran, Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Programmen wie ChatGPT zu vermitteln. Auch dieses Symbolbild wurde mithilfe einer KI erstellt.  Foto: Nikola Biscan, mithilfe der KI Midjourney

    Das Programm ChatGPT, das Künstliche Intelligenz (KI) einsetzt, stellt Schulen und Lehrkräfte stehen vor eine besondere Herausforderung – wie vermitteln sie ihren Schülerinnen und Schülern einen verantwortungsvollen Umgang mit der KI? Gegen ein KI-Verbot, wie es in Italien zeitweise galt, sind zum Beispiel die Schulleiter Alexander Lutz (Rexroth–Realschule Lohr) und Gerald Mackenrodt (Johann-Schöner-Gymnasiums Karlstadt). Mackenrodt: "Wenn man gar nicht reagiert, ist ChatGPT eine Gefahr für die Schule." Welche Rolle spielt die Künstliche Intelligenz im Schulalltag in Main-Spessart?

    Was ist ChatGPT?

    "ChatGPT ist ein Werkzeug, das verwendet werden kann, um menschenähnliche Interaktionen in verschiedenen Kontexten und Anwendungen zu simulieren." So stellt die Künstliche Intelligenz sich selbst vor. Das Programm ist ein Chatbot: Der Nutzer kann eine Frage eintippen und bekommt eine Antwort, die das Programm mithilfe einer Künstlichen Intelligenz erzeugt. Das Programm kann sich mit Menschen auf Augenhöhe unterhalten, Texte schreiben, übersetzen und umformulieren. ChatGPT ist mit einer großen Menge an Texten trainiert worden, jedoch nur mit Quellen, die bis zum Jahr 2021 erschienen sind. Woher es seine Informationen hat, gibt das Programm bei seiner Antwort jedoch nicht an, auch auf Nachfragen nicht.

    Wie thematisieren Lehrkräfte aus Main-Spessart ChatGPT im Unterricht? 

    Christoph Merklein ist Lehrer an der Realschule Gemünden. Er sagt, dass im Kollegium über ChatGPT gesprochen wurde und die Thematisierung im Unterricht individuell sei. Er hat ChatGPT nicht nur alleine, sondern auch mit seinen Schülerinnen und Schülern ausprobiert.

    Auch Matthias Schüßler, Lehrer an der FOS BOS Marktheidenfeld, hat das Programm mit seinen Schülern getestet und eine alte Abschlussprüfung von der KI bearbeiten lassen. Das Ergebnis hätte wohl eine Schulnote drei bis vier bekommen. Denn hierbei wurde deutlich, dass ChatGPT teils falsche Ergebnisse oder Statistiken liefert. Auf Korrektur der Schüler nannte der Chatbot die richtige Lösung. "Im tiefergehenden Wissen liegt die Fehlerquote sehr hoch", ist Schüßlers Beobachtung. 

    "Die KI ist nur so gut, wie die Vorgaben, die man macht."

    Alexander Lutz, Schulleiter der Georg-Ludwig-Rexroth-Realschule in Lohr

    Ähnliches berichtet Lutz von der Realschule Lohr. Er hat die Aufgabenstellung einer Erörterung für eine neunte Klasse bei ChatGPT eingegeben und ein "ganz ordentliches Ergebnis" bekommen. "An den Überleitungen mangelt es allerdings."

    Haben Schülerinnen und Schüler in Main-Spessart den Chatbot schon für Hausaufgaben benutzt?

    Mackenrodt erzählt, dass es "Verdachtsfälle" gab: Lehrer hätten gemerkt, dass einige Schüler plötzlich sehr gute Leistungen abgegeben haben. In solchen Situationen würden Lehrkräfte Rückfragen zur Arbeit stellen, um herauszufinden, ob der Schüler die Aufgabe wirklich selbst bearbeitet hat. Für die Abiturvorbereitungen hatten die Vorfälle größere Konsequenzen: So mussten die Übungsaufsätze im Fach Deutsch in der Schule geschrieben werden, statt wie üblich teilweise zu Hause. 

    Kann man einen Unterschied zwischen KI-Texten und Texten der Schülerinnen und Schüler erkennen?

    "Ich würde es im Deutschen oder Englischen in meiner Klasse erkennen", sagt Merklein. Auch Mackenrodt bestätigt, dass die Sprache nicht perfekt sei und man deshalb teilweise erkennen könne, wenn ein Schüler einen Text von ChatGPT abgeschrieben hat: Entweder, weil der Text auf ein mal viel besser oder auch schlechter ist als die letzten Arbeiten.

    Welche Gefahren und Vorteile sehen die Lehrkräfte bei der Benutzung von ChatGPT in oder für die Schule? 

    "Nicht alles, was glänzt, ist Gold", sagt Merklein. Denn bei dem Chatbot werden die Quellen nicht überprüft und auch nicht angegeben. Außerdem kann es sein, dass er Falschinformationen produziert.

    Das bestätigt auch Lutz. Ihm habe der Chatbot mitgeteilt, dass Jesus Christus in einem Stall aufgewachsen sei. Deshalb müssten die Informationen von ChatGPT immer geprüft werden. "Die KI ist nur so gut, wie die Vorgaben, die man macht." Deswegen sei es hilfreich, dem Chatbot eine ausführlichere Formulierung der Frage zu liefern. Lutz und Merklein sagen aber auch, dass ChatGPT ein gutes Werkzeug sei und Zeit einsparen könnte: zum Beispiel als Grundlage einer Themenrecherche, Ideengeber, beim Korrigieren eigener Texte oder um ein objektives Feedback oder ein Grundgerüst für Bewerbungen zu bekommen. "So lange Prüfungen und Leistungsmessungen sich an den geltenden Regelungen orientieren, besteht meiner Ansicht nach keine Gefahr", sagt Lutz. "Es ist nur ein anderes Medium als die bisher Bekannten zur Informationsgewinnung."

    "Man meint immer, die Schüler kennen sich besser aus mit Medien, als wir. Aber dabei wissen viele nichts über die Hintergründe und Gefahren."

    Christoph Merklein, Lehrer der Staatlichen Realschule Gemünden

    Verwenden Lehrkräfte im Landkreis Main-Spessart ChatGPT, um zum Beispiel Unterricht vorzubereiten?

    Merklein und Lutz benutzen die KI teilweise zur Vorbereitung einer Unterrichtsstunde oder als Ideengeber für Themen. Einige Lehrkräfte der Realschule Lohr verwenden ChatGPT zur Erstellung von Arbeitsmaterialien und Gebrauchstexten, sagte Lutz. Hier ist die einzige Regel des Schulleiters, dass auf personenbezogene Daten verzichtet wird und die Vorschläge des Chatbots inhaltlich immer geprüft werden müssen. 

    Worauf legen die Schulen den Fokus beim Umgang mit Künstlichen Intelligenzen? Welche Veränderungen könnte es in Zukunft geben?

    Alle befragten Lehrer sind sich einig: Ziel ist, die Medienkompetenz der Schüler zu fördern und in den Unterricht zu integrieren. "Wichtig ist, dass die Schüler sehen, was ChatGPT kann und was nicht. Man meint immer, die Schüler kennen sich besser aus mit Medien, als wir. Aber dabei wissen viele nichts über die Hintergründe und Gefahren", sagt Merklein. Er wünsche sich ein Fach wie "Digitales Leben", in dem Medienkompetenz erlernt wird. Die Schüler würden damit noch zu sehr alleine gelassen werden, findet Merklein.

    Die Entwicklung sei noch nicht absehbar, jedoch werde Künstliche Intelligenzen in Zukunft starke Auswirkungen haben, ist sich Schüßler von der FOS BOS. So müssten die Formulierungen von Hausaufgaben und Aufsätzen eventuell überdacht oder Quellen auch bei den Hausaufgaben angegeben werden. Bei Referaten, sagt Lutz, müsse man mehr die Vortragsweise und weniger den Inhalt bewerten. Außerdem könne er sich vorstellen, dass ChatGPT irgendwann in Leistungsnachweisen bei der Recherche zu einer Erörterung benutzt werden darf und die Schüler anschließend Stellung zu Argumenten der KI beziehen müssen.

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