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Lohr: Möglicher Windpark im Spessart: "Wenn man hier keine Windräder baut, wo dann?"

Lohr

Möglicher Windpark im Spessart: "Wenn man hier keine Windräder baut, wo dann?"

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    Blick über das Maintal vom Margarethenof. Auf Lohrer Gemarkung, hinter dem Margarethenhof (links im Bild) könnten bald Windenergieanlagen entstehen. Die Windräder auf der Gemarkung Rothenfels und Neustadt werden von hier aus vermutlich nicht zu sehen sein.
    Blick über das Maintal vom Margarethenof. Auf Lohrer Gemarkung, hinter dem Margarethenhof (links im Bild) könnten bald Windenergieanlagen entstehen. Die Windräder auf der Gemarkung Rothenfels und Neustadt werden von hier aus vermutlich nicht zu sehen sein. Foto: Liam Schwaiger Leroux

    In Main-Spessart soll künftig mehr Strom aus Windenergie gewonnen werden. Dazu weist der Regionale Planungsverband neue Vorrangflächen aus. Eine davon liegt im Wald auf dem Gebiet der Gemeinden Rothenfels, Neustadt und Lohr. Die Bürgermeister Stephan Morgenroth und Michael Gram erklären im Gespräch, was dort entstehen könnte.

    Auf der Höhe zwischen Bergrothenfels, Aurora und Margarethenhof könnten künftig Windräder stehen. Sie wollen sicherstellen, dass die Kommunen bei diesem Windpark mitreden können. Wie stellen Sie sich das konkret vor?

    Stephan Morgenroth: Die Flächen sind fast ausschließlich im Besitz der Stadt Rothenfels, der Stadt Lohr und der Gemeinde Neustadt. Dadurch haben wir weitgehende Kontrolle über die Entwicklung. Wir haben hier den Vorteil, dass es sich um ein Premium-Windgebiet handelt, also eine Region mit besonders hoher Windhöffigkeit. Das macht einen Windpark an dieser Stelle äußerst attraktiv.

    Mit dem Thema befassen Sie sich aber nicht erst seit der Bekanntgabe der neuen Vorranggebiete im Januar...

    Stephan Morgenroth: Das stimmt. Schon nach unserem Amtsantritt im Jahr 2014 haben Michael Gram und ich uns zusammengetan und versucht, über verschiedene Antragsverfahren Windkraftprojekte in diesem Bereich voranzubringen. Zunächst wollten wir Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet herausnehmen lassen. Seit 2021 sind wir aktiv an der Fortschreibung des Regionalplans beteiligt. In den letzten drei Jahren wurden die Flächen umfassend geprüft, insbesondere unter naturschutz-, artenschutz-, wasser- und militärrechtlichen Gesichtspunkten. Aber auch Gesichtspunkte wie beispielsweise der Einfluss auf das Landschaftsbild sind berücksichtigt worden. Ursprünglich waren rund 1400 Hektar im Gespräch, nun sind davon 435 Hektar für Windkraft verfügbar.

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    Was hat Sie motiviert, sich proaktiv für Windräder einzusetzen? Die Windkraft im Spessart wird ja nicht von allen positiv gesehen.

    Michael Gram: Wir müssen unseren Beitrag zur Energiewende leisten. Gleichzeitig ist das eine große finanzielle Chance für die Kommunen. Die Einnahmen aus der Windkraft sind für Neustadt und Rothenfels die einzige Möglichkeit, Einnahmen zu generieren, denn für Gewerbeansiedlungen ist kein Platz.

    Stephan Morgenroth: Jeder will Ökostrom, aber niemand will Windräder oder Stromtrassen vor der eigenen Haustür. Wir können den Klimawandel nicht mehr aufhalten, aber wir können ihn verlangsamen. Deshalb ist es wichtig, jetzt zu handeln. Zudem wollen wir die Wertschöpfung in der Region halten, sodass die Bürgerinnen und Bürger direkt profitieren. Letztendlich sollten wir auch stolz darauf sein: Wenn wir ein Windrad aus unserem Fenster sehen, wissen wir, dass wir aktiv etwas zur Energiewende beitragen.

    Welche Auswirkungen auf das Landschaftsbild erwarten Sie?

    Stephan Morgenroth: Das lässt sich aktuell schwer einschätzen, da die geplanten Standorte noch nicht endgültig sind. Wir werden aber auf einer Informationsveranstaltung verschiedene Perspektiven präsentieren. Klar ist: Ein Windrad kann man nicht verstecken, auch nicht im Wald. Aber aus vielen Blickwinkeln wird es wenig auffallen. Wer am Margaretenhof spazieren geht, wird die Windräder im Wald vielleicht gar nicht wahrnehmen. Von der Fränkischen Platte aus werden sie aber sichtbar sein, so wie wir seit Jahren vom Margarethenhof die Windenergieanlagen dort sehen.

    Gibt es Beteiligungsmöglichkeiten für die Bevölkerung?

    Michael Gram: Wir planen mit unserem Betreiber ein Regionalstrom-Modell und eine Genossenschaft, an der sich Bürger finanziell beteiligen können.

    Stephan Morgenroth: Insgesamt geht es um eine Investition von etwa 150 bis 200 Millionen Euro. Bis zu 25 Prozent der Investitionssumme, also bis zu 40 Millionen Euro, könnten von Bürgerinnen und Bürgern getragen werden.

    Tragen die Kommunen ein finanzielles Risiko?

    Stephan Morgenroth: Nein, die Kommunen tragen keinerlei Risiko und müssen auch keine Vorleistungen erbringen. Sie profitieren vor allem durch Pachteinnahmen, den Wind-Cent und spätere Gewerbesteuereinnahmen.

    Die Kommunen werden die Windräder aber nicht selbst bauen. Wie wird das Projekt umgesetzt?

    Stephan Morgenroth: Es gibt einen privatwirtschaftlichen Partner aus der Region, der das Projekt mit uns gemeinsam entwickelt und anschließend betreiben wird. Details werden wir in einer Informationsveranstaltung Anfang April vorstellen.

    Wie viele Windräder könnten insgesamt entstehen?

    Stephan Morgenroth: Um wirtschaftlich tragfähig zu sein, sollte der Windpark mindestens 15 Windräder umfassen.

    Michael Gram: Das klingt viel, aber die Fläche erstreckt sich von Rothenfels bis Lohr. Wir haben eine der besten Windlagen Bayerns. Wenn man hier keine Windräder baut, wo dann?

    Werden die Windräder nach aktuellem Stand der Technik gebaut?

    Stephan Morgenroth: Früher hatten Windräder eine Leistung von bis zu 2,5 Megawatt, heute sind es 7,2 Megawatt. Die höheren Anlagen drehen langsamer, wodurch sie leiser sind. Die Nabenhöhe wird etwa 170 Meter betragen.

    Wie sind die bisherigen Reaktionen aus der Bevölkerung?

    Michael Gram: Bei einer Begehung mit Bürgern gab es keine negativen Reaktionen. Wichtig ist, dass wir vor allem Flächen mit Fichtenbeständen nutzen, die ohnehin gerodet werden müssen.

    Stephan Morgenroth: Kritische Fragen gibt es natürlich: Lärm, Flächenverbrauch, Schattenwurf, Recycling der Anlagen. Aber diese Punkte werden wir in der Informationsveranstaltung offen ansprechen.

    Wann findet die Informationsveranstaltung statt?

    Stephan Morgenroth: Anfang April in Neustadt, der Termin wird in den nächsten Tagen offiziell bekannt gegeben. Vorgesehen ist ein Infomarkt mit einzelnen Themenbereichen, besetzt mit Experten, damit sich alle gezielt informieren und Fragen stellen können.

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