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Marktheidenfeld: Werner Jannek: "Es übernimmt keiner mehr Verantwortung"

Marktheidenfeld

Werner Jannek: "Es übernimmt keiner mehr Verantwortung"

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    "Scheiss-liberal seit über 45 Jahren": Werner Jannek, FDP- Bundestagskandidat für Main-Spessart/Miltenberg, im Innenhof seines Hotels.
    "Scheiss-liberal seit über 45 Jahren": Werner Jannek, FDP- Bundestagskandidat für Main-Spessart/Miltenberg, im Innenhof seines Hotels. Foto: Werner Jannek

    Gelbe Brille, gelbe Schuhe, gelbe Jacke – zur Zeit an der Garderobe: Auch wenn die Wahl der Brillenfarbe laut Werner Jannek eher zufällig fiel. Gelb ist bei dem Marktheidenfelder Programm. Auch politisch: Der 64-Jährige tritt bei der diesjährigen Bundestagswahl als FDP-Kandidat für Main-Spessart/Miltenberg an. Umgeben von – natürlich gelbem – Fachwerk sitzt er im Innenhof seines Apartment-Boutique-Hotels und erzählt, wie er "gelb" wurde, was ihn antreibt und was er bewegen will. 

    Zur Politik gekommen ist er auch durch sein Elternhaus. "Bei uns am Mittagstisch wurde immer diskutiert", erzählt der gebürtige Marktheidenfelder. Der Vater: Stark liberal, aber auch ein klassischer Wechselwähler, der nie parteiorientiert war, so Jannek. Er selbst trat mit 16 Jahren zunächst in die Junge Union ein. "Alle Gleichaltrigen waren dort", begründet er. Als er dann pünktlich an seinem 18. Geburtstag seinen CSU-Ausweis zugeschickt bekam, kündigte er ihn sofort wieder. Den Anstoß dazu gab der Spruch seiner damaligen Freundin. "Warum bist du eigentlich immer so Scheiss-liberal?", schmetterte sie ihm in einer Diskussion irgendwann entgegen. 

    Aus dem Spruch im Affekt wurde sein heutiger Wahl-Slogan: "Scheiss-liberal seit über 45 Jahren" schreibt Werner Jannek über sich selbst auf seiner FDP-Homepage. Geprägt hätte ihn hier auch seine Studien-Zeit in Stuttgart, dem "Herz der Liberalen", wie er beschreibt. Mitglied in der gelben Partei wurde er aber erst 2014, mit 57 Jahren. Der Hauptgrund: Das Wahl-Debakel 2013, als die FDP bei der Bundestagswahl mit 4,5 Prozent den Einzug nicht schafft. "An diesem Punkt wollte ich nicht mehr nur Mitläufer sein", so Jannek.

    Was ihn seit dem politisch umtreibt? Zum Beispiel ein Grundpfeiler der FDP: Sein Leben selbst zu gestalten. "Es übernimmt keiner mehr Verantwortung. Politiker müssen Dinge entscheiden, nicht nur absichern", sagt er. Zum Beispiel beim Thema Bürokratieabbau. Inhaltlich nennt er unter anderem die Themen Bildung und Integration. So müsse seiner Meinung nach jedem Kind ein Bildungszugang gewährt werden – unabhängig vom Elternhaus. Nur so bekäme man eine stabile Gesellschaft. Und auch beim Thema Migration hat Jannek eine klare Haltung: "Wir brauchen die Zuwanderung, da gibt es kein Pardon", sagt er. 

    Ungleichheit im Gehaltsgefälle zwischen Akademikern und Handwerkern

    Die FDP sieht er nach wie vor als "Partei für den Mittelstand". Aber dieser werde mehr und mehr gegängelt durch immer höhere Verwaltungsauflagen. "Ich sitze selbst drei bis vier Stunden pro Monat nur für den Steuerberater", moniert er. Hier müsse dringend entschlackt werden. Eine Ungleichheit sieht er auch in dem Gehaltsgefälle zwischen Akademikern und Handwerkern. "Der Meister muss soviel verdienen wie der Master", so Jannek. Das fange schon in der Ausbildung an: Warum koste das Studium nur ein paar Euro Studiengebühren, während für den Meisterlehrgang und die Meisterprüfung hohe Gebühren anfallen? Verantwortlich für diese Misere sieht er auch die fehlende Lobby in den politischen Gremien: "Es gehen kaum mehr Unternehmer in die Politik", bemängelt er. 

    Welche Themen ihm in Main-Spessart am Herzen liegen? Die Infrastruktur, der Straßenausbau, das Digitale sind seine Stichworte. In seinen Augen wird der ländliche Raum vernachlässigt, Strukturhilfen werden dringend benötigt. Wie er konkret zur B26n steht? "Die Straße kommt 30 Jahre zu spät, viele Unternehmen haben schon längst ihre Lösungen gefunden", sagt er. Braucht es die Straße dann noch? "Ich persönlich sage: ja", so Jannek. Allerdings hat er beim Thema Mobilität noch einen weiteren Ansatz: Stichwort Autonomes Fahren. Die Vision hier: Außer dem Festlegen des Ziels und dem Starten des Systems ist kein menschliches Eingreifen beim Fahrzeug mehr erforderlich. "Ich kann mir vorstellen, dass in dieser Technologie vor allem auch Chancen für den ländlichen Raum liegen", sagt er. 

    Weniger Verpackungsmüll, weniger Flächenfraß, mehr nachverdichten 

    Doch Apropos Technologien: Die solle man doch bitte den Fachleuten überlassen und nicht von der Politik versuchen zu steuern. Denn die Gefahr sei, Fortschritt durch zu frühe Festlegung zu verhindern. Jannek spielt hier auf die fokussierte Förderung von E-Autos durch die Bundesregierung an. Hier gibt es seiner Meinung nach noch zu viele offene Fragen.

    Und schon ist er beim Thema Klimapolitik. Hier allerdings plädiert Jannek dafür, sich erst einmal an die eigene Nase zu fassen und zum Beispiel durch gezielten Einkauf weniger Verpackungsmüll zu produzieren. Vor allem kritisch sieht er den Flächenfraß. Nachverdichten sei das Stichwort. "Wir haben so viele schöne Leerstände", sagt er. Damit spielt er auch auf sein eigenes Hotel in der Marktheidenfelder Altstadt an, das früher eine Scheune gewesen ist. "Bei uns wohnen manchmal 40 Leute auf einer Fläche, auf der über Jahrzehnte gerade mal zwei Leute gelebt haben", beschreibt er. 

    Werner Jannek auf Instagram

    Wie er seinen Wahlkampf gestaltet? Bisher lief das meiste – coronabedingt – digital. Jetzt gehe es aber massiv los mit Podiumsdiskussionen, Straßenaktionen, sogar zum Jugendparlament ist er eingeladen. Intern freue sich die FDP über wachsende Mitgliederzahlen, darunter vermehrt junge Leute. "Das Politikinteresse nimmt wieder zu, das merken wir auch im Kreisverband", sagt Jannek. Zwei Junge Liberale, JuLis, seien hier dabei. Die seien sehr engagiert, interessiert und hätten sehr konkrete Vorstellungen. Sie sind unter anderem auch dafür verantwortlich, dass Jannek jetzt auch auf Instagram zu sehen ist. Seine Nachricht an die Netzgemeinschaft: "Es gibt viel zu tun, packen wir es an."

    Zur Person Werner JannekDer gebürtige Marktheidenfelder machte 1977 sein Abitur am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Wertheim, danach trat er den Wehrdienst an. Danach studierte er an der Hochschule für Medien in Stuttgart Werbung und Wirtschaftsingenieurwesen Druck und schloss dort 1982 mit dem  Diplom ab. 1985 gründete Jannek seine erste Werbeagentur. 1991 wurde er Gesellschafter und Geschäftsführer des Dipla-Verlags und der ufw! Immobilien GmbH & Co. KG. Seit 1997 bis jetzt betreibt Jannek die ufw! Unternehmensberatung für Marketing/Kommunikation. Zudem eröffnete er 2012 die Kunstgalerie und das Apartment-Boutique-Hotel "Anno Domini 1716" in Marktheidenfeld.Politisch ist Jannek seit 2014 Mitglied in der FDP. Hier ist er aktuell zweiter Vorsitzender des Kreis-Verbandes Main-Spessart, erster Vorsitzender des Ortsvereins Marktheidenfeld, stellvertretender Vorstand des Liberalen Mittelstands Bayern und Vorstand Finanzen der Ländlichen Liberalen Bayern.Quelle: luc

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