Die Gemündener Scherenberghalle, die einst größte Veranstaltungshalle im Landkreis, wird es wohl nicht mehr lange geben. Nachdem man seit dem Beschluss des Stadtrats im März vergangenen Jahres, sie nicht zu sanieren, kaum mehr etwas gehört hat, hat die Redaktion im November bei Bürgermeister Jürgen Lippert nachgefragt. Noch muss die marode Halle etwas durchhalten, sagte Lippert zum Sachstand. Denn im Moment wird sie noch von der Schulkindbetreuung genutzt. Der Plan für die Betreuung sei, dass sie künftig in den bisherigen Kindergarten St. Martin zieht – allerdings muss bis dahin erst der neue Kindergarten, für den im Dezember die Planung beauftragt wurde, gebaut werden.
Am Ende, so sagte Lippert sibyllinisch, "könnte der Abriss der Halle stehen". "Die Fläche hat auf jeden Fall Potenzial." Sie befinde sich in einem Mischgebiet und könnte für einen kleineren Gewerbebetrieb oder auch die Stadt selbst genutzt werden. "Ich würde ohne Not diese Fläche nicht aus der Hand geben wollen."
Noch läuft die Heizung in der Scherenberghalle
In welchem Zustand ist die 1983 eingeweihte Halle? Die Heizung, hieß es vergangenes Jahr, sei in keinem guten Zustand. Aber sie funktioniere, kleinere Reparaturen würden gemacht, so Lippert. Aber: "Wir werden da keine neue Heizung mehr einbauen wollen." Sollte etwas mit der Heizung sein, könnte eventuell auch eine mobile Lösung helfen. Auch wenn etwas mit den sanitären Anlagen oder den Wasserleitungen sein sollte, könnte es eine Lösung geben. Das alles sei kein Hinderungsgrund, die Halle weiter zu nutzen. Nach Informationen der Redaktion ist an manchen Stellen jedoch das Dach undicht, Eimer fangen den Regen auf.
Gerne hätte sich die Redaktion vor Ort selbst ein Bild von der Situation gemacht. Im Gespräch vor einigen Wochen sagte Lippert dies auch zu, ein Mitarbeiter des Bauamts sollte dabei sein. Ein Termin war nach einer längeren Hängepartie für kurz vor Weihnachten dann auch ausgemacht, allerdings schrieb Bauamtsleiter Jörg Breitenbach am Morgen nach der Jahresabschlussitzung des Stadtrats überraschend: "Die Stadtverwaltung ist der Ansicht, dass eine Berichterstattung zur Scherenberghalle derzeit nicht geboten ist. Der aktuelle 'Frieden' ist für alle beteiligte Parteien eine einvernehmliche Situation, welche nicht durch eine Berichterstattung ggf. gestört werden sollte."
Anwohner fühlen sich durch die Scherenberghalle nicht mehr gestört
Seit einigen Jahren schon ist die Nutzung aus Gründen des Lärmschutzes nur eingeschränkt möglich. Anfang November hatte Lippert zu möglichen Punkten, an denen die Anwohner der Halle Anstoß nehmen könnten, noch gesagt: "Das Thema Lärm und große Veranstaltungen gibt es nicht mehr", es gebe nur noch eine Tagesnutzung, "insofern sollte es aus meiner Sicht kein Problem sein". Früher gab es in der Halle Konzerte und türkische Hochzeiten. Lärmgeplagte Anwohner schlossen sich einst zur Interessengemeinschaft (IG) Schulstraße zusammen und klagten 2011 auf die Einhaltung von beim Bau gemachten Zusagen. Das Landratsamt erließ 2013 eine teilweise Nutzungsuntersagung und weitere Auflagen, etwa für Raucher.

"Als Anwohner stört uns die Halle überhaupt nicht", sagt Reinhold Weber, der die IG Schulstraße mitgegründet hatte, auf Anfrage. "Das Ding ist tot." Als Bürger finde er es nur "unveranwortlich, dass offenbar keine Planung stattfindet", wie es weitergehe, so Weber, der als Zuhörer seit vielen Jahren kaum eine Stadtratssitzung verpasst. "Wenn es absehbar ist, dass es zu Ende geht, brauchen wir natürlich ein Konzept", sagte Lippert. Ein Abriss würde "auf jeden Fall" eine Million kosten. Weber stört sich auch daran, dass unklar sei, was aus dem Hotel Atlantis daneben wird, das nach zwei Bränden und langem Leerstand mehr und mehr einer Ruine gleicht.
Eine mögliche Generalsanierung der Halle hätte, so die Planer vergangenes Jahr, knapp 17 Millionen Euro gekostet – ursprünglich war die Stadt von sechs Millionen ausgegangen. Einstimmig fasste der Stadtrat daraufhin den Beschluss, die Halle nicht zu sanieren, was einer Entscheidung zum Abriss gleichkam.