Sie werden Hexenbesen genannt, taugen aber nicht zum Fliegen. Ein bisschen magisch sind sie aber schon. Ungewöhnliche, kurztriebige Wuchsformen an Gehölzen werden in der Gärtnersprache als Hexenbesen bezeichnet. Die Mitarbeiter der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim erklären, was es mit dem Phänomen auf sich hat:
„Hexenbesen wachsen als abgeflachte oder besenartige Gebilde auf den Bäumen. Unerklärlich und wundersam für jeden, der sie entdeckt. Vereinzelt sieht man sie in den Wipfeln von Fichten und Kiefern in den Wäldern. Diese Wuchsanomalien bilden eigenständige ,Bäumchen‘ auf den Gehölzen. Hexenbesen entstehen meist an Seitentrieben. Schlafende Augen treiben dort dicht an dicht nebeneinander aus. Dieser Zustand wird auch als Zweigsucht bezeichnet.
Die Forschung versucht schon seit einiger Zeit diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Mittlerweile ist man der Meinung, dass Fichten und Kiefern die Anlage zur Knospenmutation vererben. Somit kann man davon ausgehen, dass die Hexenbesen dort tatsächlich spontan auftreten.
Bei Tannen und Birken lösen Pilze diese Wuchsanomalien aus. Dringt der Pilz in das Gewebe einer Knospe ein, verändert er vermutlich durch Ausscheidungen die Wuchseigenschaften seines Wirtes. Erstaunlich ist, dass der Pilz das Gewebe des Gehölzes nicht zerstört, dort über Jahre überdauert und der so entstandene Hexenbesen sich noch mehrere Jahre weiterentwickelt.
Bei anderen Baumarten werden aber auch Viren und Phytoplasmen als Auslöser vermutet.
Spezialisierte Baumschulen, die Zwerggehölze vermehren und sammeln, schätzen die Wuchsanomalien als Vermehrungsmaterial. Viele Zwerggehölze stammen tatsächlich von Hexenbesen ab. Die Spitzen dieser mutierten Triebe wurden entnommen und auf ,normale‘ Gehölze der ursprünglichen Art gepfropft.
Genetisch stabile Exemplare der Hexenbesen lassen sich auf diese Weise gut vermehren. Diese Minigehölze bilden jährlich nur kurze Neutriebe und bleiben über viele Jahre hinweg in einer handlichen Größe. Dabei sind sie genauso winterhart wie ihre großen Artgenossen.
Die ,Naturbonsais‘ bleiben ihr Leben lang schwachwüchsig und sind deshalb vielseitig einsetzbar. In kleinen Gärten, als Friedhofsgehölze und in winterfesten Kübel- oder Balkonbepflanzungen zeigen sie ihre Stärke, indem sie über viele Jahre ihr Aussehen und ihren Platzbedarf kaum verändern.“