Vor Ort informierten sich die SPD-Bundestagsabgeordneten Bernd Rützel und Takis Mehmet bei den Mainfränkischen Werkstätten in Wernfeld über Themen, Impulse und Perspektiven der inklusiven Arbeitswelt für Menschen mit Behinderung. Schwerpunkte der Informationsrunde bildeten unter anderem auch aktuelle Informationen zum Bundesteilhabegesetz und zur anstehenden Werkstättenreform die Mehmet, als Beauftragter der der SPD-Bundestagsfraktion für Belange von Menschen mit Behinderung, gab.
"Im Verbund der Mainfränkischen Werkstätten GmbH sind rund 1200 Menschen mit Behinderung im Bereich Arbeit und berufliche Bildung integriert", erläuterte der Geschäftsführer Dieter Körber. Zusammen mit Inklusionsfirmen beschäftige man ungefähr 1500 Menschen und dazu nochmals rund 850 fest angestelltes Personal. Davon seien etwa 400 Menschen im Rahmen des Projektes "Inklusiv! Gemeinsam arbeiten" bei 120 Firmenkooperationen in der Region angestellt. Kontakt bestehe zu mehr als 300 Firmen. Man versuche so, möglichst umfassend das komplette Ziel der Teilhabe zu fördern, unterstützen und umzusetzen.
Zehn Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland
"Es gibt ungefähr zehn Millionen Menschen mit anerkannter Behinderung", verweis Bernd Rützel auf die Bedeutung der Inklusion und Teilhabe. Theoretisch könne jeder betroffen sein. Denn nur drei Prozent der Benachteiligten sind mit einer Behinderung geboren. Demnach bekommen rund 97 Prozent dieser Menschen erst im Laufe ihres Lebens, beispielsweise durch Autounfall, Krankheit und weitere Ursachen ihre Beeinträchtigungen. Damit sei "kümmern" und Teilhabe besonders wichtig. Auch der Arbeitsmarkt benötige jeden Einzelnen.
Takis Mehmet erinnerte an die Verabschiedung des Bundesteilhabegesetz, einer der großen sozialpolitischen Reformen der vergangenen Jahre, derer Umsetzung in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich weit vorangeschritten ist. Deshalb könne man auch den Frust der Menschen mit Behinderung verstehen, weil diese merken, dass sich im Alltag an manchen Stellen noch nicht viel verbessert habe. Aber es gebe auch einige sehr gute positive Entwicklungen, vor allem bei der Eingliederungshilfe.
Die angestrebte Werkstättenreform diene dazu, die die Bedingungen der Arbeit in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen grundlegend weiterzuentwickeln. Dazu zähle auch die Entgeltstudie zur Einkommenssituation von Werkstattbeschäftigten und die Unterstützung für die Übergänge in den ersten Arbeitsmarkt.
Wie sich die Mainfränkischen Werkstätten als Arbeitgeber verstehen
"Wir sehen und als normalen Arbeitgeber für Menschen mit Behinderung, aber auch als Partner und Unterstützer für die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt", erkläre der Geschäftsführer der Mainfränkischen Werkstätten. "Seit sieben Jahren haben wir gemeinsam mit der Don Bosco Berufsschule und in Abstimmung mit der Agentur für Arbeit als Pilotprojekt eine echte duale Berufsbildung laufen", sagte Dieter Körber. Die Teilnehmer erhalten dadurch eine Bildung, die an den aktuellen Arbeitsmarkt angepasst ist, beispielsweise dem Programmieren einer CNC-Maschine. Am Ende stehe eine offizielle IHK-Prüfung zur Teilqualifizierung an.
Es sei endlich notwendig, dass die berufliche Bildung in den Werkstätten auch im Berufsbildungsgesetz (BBiG) anerkannt werde. Um diese Möglichkeiten dann zu erweitern und umzusetzen bedürfe es weiterhin entsprechender Strukturen und finanzieller Unterstützung.
Ein zweiter großer Wunsch sei, dass sich auch ein Mensch mit Behinderung in einem gewissen Rahmen sein eigenes Einkommen für sein Leben erwirtschaften und damit bestimmte notwendige Ausgaben und Hilfen selbst bestreiten kann. Die Werkstatträte Deutschland sehen hier das "Basisgeld aus einer Hand" als eine der Möglichkeiten zur Förderung der Gleichstellung der dauerhaft voll erwerbsgeminderten Menschen an.