Über so viel Interesse am Preußischen in Unterfranken schmunzelte Michael Günther beim jüngsten Homburger Schlosskonzert zufrieden, schließlich blickte er am Sonntagabend beim Konzert „Musik um Friedrich den Großen“ auf viele Zuhörer im ausverkauften Stucksaal.
Der Hausherr und Sammler historischer Tasteninstrumente hatte die Frankfurter Flötistin Betty Nieswandt eingeladen. Mit ihrer Barock-Traversflöte lud sie zu Günthers Begleitung auf einem thüringischen Pantalon aus dem Jahr 1770 und einem Stuttgarter Hammerflügel aus dem Jahr 1815 an den Hof Friedrichs des II. vom Preußen (1712-1786) ein. Der interessierte sich sehr für Komposition sowie die Entwicklung der Musikinstrumente. So holte er gerne die neu entwickelten Hammerklaviere des Sachsen Gottfried Silbermann in seine Schlösser.
Die Sätze aus einer von Friedrich II. selbst komponierten Sonate sowie aus einer Sonate seiner bei Hofe lebenden Schwester Anna Amalia von Preußen (1723-1787) verdeutlichten zu Beginn, dass es die adligen Herrschaften jener Tage in Sachen Kompositionskunst zu beachtlichen Fertigkeiten brachten. In Friedrichs Fall war dafür der Flötist, fleißige Komponist und Lehrer Johann Joachim Quantz (1697-1773) verantwortlich. Betty Nieswandt spielte solo auf ihrer sanft und warm tönenden Traversflöte vier Sätze einer Suite, deren vielleicht ursprünglicher Übungscharakter nicht zu überhören war.
An Johann Sebastian Bachs Besuch am Hofe Friedrichs des Großen im Mai 1747 erinnerte die Sonate in C-Dur, die für Flöte und Klavier in dessen Zeit ungewöhnlich klingt und vermutlich bei Carl-Philipp Emanuel Bachs (1714-1788) späterer Abschrift etwas weiterentwickelt wurde. Ein Höhepunkt des Abends war das Rondo aus der Sonate, opus II, Nr. 5 des von Friedrich II. umworbenen Flötisten an der Pariser Oper, Michel Blavet (1700-1768). Carl Philipp Emanuel Bachs Flötensonate D-Dur (WQ83; H. 505) schien am Ende den Weg in jüngere musikalische Epochen aufzeigen zu wollen. Zum virtuosen Flötenspiel Nieswandts konnte deshalb auch ihr Begleiter Michael Günther die Melodieführung am Klavier aufnehmen, so dass ein wirklicher Dialog der beiden Instrumente entstand.