Zum ersten Mal seit 15 Jahren ist der Zirkus Renz mit seinen Kamelen wieder im Raum Gemünden. Vergangenes Wochenende war er in Gössenheim, jetzt in Rieneck auf dem Festplatz. Mit dabei sind zwei Kamele, die damals in Gemünden geboren wurden und die der Gemündener Lothar Fuchs damals mit je einer Flasche Sekt taufen durfte. Das Wiedersehen von Kamelhengst Bayambaa und seinem Paten Fuchs in Rieneck war von gegenseitigem Respekt geprägt. "Er hat dich gleich wiedererkannt", befand Zirkusinhaber Karl-Heinz Renz.

Zirkus Renz ist keine genaue Bezeichnung, denn davon gibt es mehrere, schließlich stammt Karl-Heinz Renz aus einer alten Zirkusfamilie. Sein Vorfahr Ernst Renz hatte sich schon 1842 mit einem Zirkus selbstständig gemacht. So sind seine Brüder auch mit Zirkussen mit dem Namen Renz unterwegs, sein Cousin hat in Holland sogar Elefanten. Deshalb nennt sich der nun in Rieneck gastierende Zirkus, damit es keine Verwechslung gibt, "Kult Circus Renz".
Fast die ganze Familie ist beim Zirkusprogramm dabei

Bei einem so kleinen Familienzirkus wie dem von Karl-Heinz und Angela Renz arbeiten alle mit, zehn Leute insgesamt, darunter drei ihrer Kinder und ein Enkel. "Wir sind alle Mädchen für alles", sagt Angela Renz. Karl-Heinz etwa gibt den Clown, Tochter Gina-Marie macht Reitvorführungen, Angela ist nicht nur Zirkusdirektorin, sondern verkauft auch Zuckerwatte und Popcorn. Es wird außerdem eine Wild-West-Show geben mit Messerwerfen und Lasso-Vorführung, akrobatische Einlagen, dressierte Hunde und einen bis unters Zeltdach kletternden Ziegenbock.
Der Zirkuschef betont, dass es vor allem eine Show für Familien und Kinder sei. Kinder können einen Riesenpython streicheln, von Ponys hüpfen oder in der Pause kostenlos auf den vier mongolischen Kamelen reiten. Mit dabei sind auch ein Lama und ein Alpaka – allesamt keine Wildtiere, betont Renz. 300 Leute bringe er in dem kleinen Zelt unter.
Erst Gössenheim, jetzt Rieneck und bald Karlstadt?
Eigentlich hätten sie eine Woche früher nach Rieneck kommen wollen, aber da war noch Kirb und die Leute mutmaßlich anderweitig beschäftigt. Deswegen machte der Zirkus zwischen Euerdorf und Rieneck noch eine Zwischenstation mit drei Aufführungen in Gössenheim. Ganz eigentlich hätte der Zirkus sein Zelt wieder in Gemünden aufschlagen wollen, aber von dort habe es keine Zusage gegeben. Nach Rieneck, wo der Zirkus Aufführungen von Donnerstag bis Sonntag hat, stünde Karlstadt auf dem Plan, aber von da gebe es auch noch keine Zusage. "Wir müssen kurzfristig planen", schließlich seien sie nicht die Einzigen. In Deutschland seien 250 Kleinzirkusse unterwegs, und die Abstimmung sei früher besser gewesen.
Renz sieht kein Problem darin, sich so kleinräumig zu bewegen – "weil es den Leuten gefällt". Eine Frau aus der Hammelburger Ecke sei in Gössenheim mit ihrer kleinen Tochter schon zum dritten Mal zu Gast gewesen. Insgesamt müssten zwölf Anhänger bewegt werden, und um die von einem Ort zum nächsten zu fahren, müssten sie mehrmals hin und her fahren. Auch deswegen zögen sie nur kurze Strecken weiter.
Während Corona strandete der Zirkus in der schwäbischen Provinz

Corona war eine schwierige Zeit für den Zirkus. Er gastierte gerade im 4000-Einwohner-Ort Mittelbiberach in Oberschwaben, als nichts mehr ging. Reiseverbot. Sie saßen fest. "Wir durften nicht mal mehr in unsere Heimat", erzählt Karl-Heinz Renz. Ihr Heimathafen ist eine ehemalige LPG in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Gerne wären sie im Freien aufgetreten mit viel Abstand zwischen den Gästen – ging nicht. Hoffnungsvoll hatten sie einen Lkw und einen Anhänger mit aufwendiger Werbung für eine mobile Tierschau beklebt – aber durchführen durften sie auch die nicht. Sie hätten keinerlei Zuschuss bekommen.
Über den Zirkus und vor allem die Pferde und Ponys freuen sich Ilaria, 12, aus Rieneck und ihre Freundin Lili aus Würzburg. Ein Shetland-Pony, das etwas müde schaut, hat von ihnen Zöpfe geflochten bekommen.
Aufführungen sind von Donnerstag bis Samstag um 16 Uhr, am Sonntag um 14 Uhr.