Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

Arnstein: Windpark in Arnstein: Bürgermeister Sauer sagt, wie alle Bürger vom gewonnenen Strom profitieren können

Arnstein

Windpark in Arnstein: Bürgermeister Sauer sagt, wie alle Bürger vom gewonnenen Strom profitieren können

    • |
    • |
    Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld. Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer ist ein Vordenker bei der Nutzung des Stroms aus Windkraft.
    Die Höhenzüge um das Werntal sind bestens geeignet für Windkraftanlagen. Hier der Blick von einem Windrad bei Binsfeld. Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer ist ein Vordenker bei der Nutzung des Stroms aus Windkraft. Foto: Günter Roth (Archivfoto)

    Zusammen mit dem Markt Werneck plant die Stadt Arnstein einen Windpark südöstlich von Schwebenried und östlich von Gänheim. Bis zu zwölf Windräder der neuesten Generation werden sich dort vermutlich ab 2027/28 drehen und große Mengen Strom produzieren. Der Windpark wird im Besitz der Kommunen sein, eine Investorengemeinschaft wird gegründet, an der sich die Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Aber was dann? Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer denkt schon weiter und entwickelt für seine Stadt Konzepte für eine sinnvolle Nutzung dieser gewonnenen Energie. 

    Frage: Herr Sauer, was haben Sie vor mit dem Strom, den die Windräder liefern? 

    Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer
    Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer Foto: Elisabeth Eichinger-Fuchs

    Franz-Josef Sauer: Es ist nicht wirtschaftlich, den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen und ihn dann wieder teuer einzukaufen. Viel besser ist es, wir nutzen den Strom gleich selbst, bauen damit unsere Nahwärmeversorgung in den Dörfern auf, laden damit unsere E-Autos und versorgen unsere Betriebe mit günstiger Energie. 

    Das klingt einleuchtend. Sicher gibt es aber auch Bürgerinnen und Bürger, die dem skeptisch gegenüberstehen . . .

    Sauer: Wir müssen weg von Öl, Kohle und Gas, das ist Konsens, aber ich bin der festen Überzeugung, die Energiewende kann nur gelingen, wenn diese wirtschaftlich machbar, ökologisch vertretbar und auch sozial ist. Zur sozialen Frage gehört, dass von den Windparks nicht nur die profitieren, die ihren Anteil in der Investorengemeinschaft haben, sondern jeder Bürger. Nicht jeder mag rotierende Windräder. Aber auch Windkraftgegner sollen einen Nutzen von ihnen haben.

    Wie wollen sie das machen?

    Sauer: Nehmen wir als Beispiel unseren Stadtteil Schwebenried. Dort sind wir schon weit. Es wurde eine Energiegenossenschaft gegründet. Mit ihr bauen wir ein Nahwärmenetz auf. Das wird, ähnlich wie schon seit vielen Jahren in Binsfeld, von einer Hackschnitzelanlage betrieben. Aber auch Holz ist ein endlicher Rohstoff. Also brauchen wir große Wärmepumpen, die mit dem Strom unserer Windräder die Wärme produzieren. Das rechnet sich. Mit den Wärmepumpen und dem Einsatz von Strom bekommen wir ein Vielfaches an Wärme zurück.

    Die Bürger machen dabei mit?

    Sauer: Die Genossenschaft hat 110 Mitglieder, ihr Anteil ist mehr als die Hälfte des Dorfes. Manche sind noch zurückhaltend, sind aber möglicherweise später dabei. Der Appetit kommt beim Essen. Die Genossenschaft kümmert sich auch um einen Handwerkerhof. Acht Betriebe haben sich zu einer neuen Betriebsstätte zusammengeschlossen, die dann mit günstigem Strom versorgt werden. Es ist auch daran gedacht worden, Schnellladeportale für E-Autos aufzubauen. Dort können die Mitglieder dann sehr günstig ihr Auto aufladen. 

    Wo sehen Sie die größten Probleme?

    Sauer: Naja, das geht nicht von heute auf morgen, die Transformation ist eine Generationen-Aufgabe. Aber die Energiewende zwingt uns, vollkommen anders zu denken. Früher haben große Kraftwerke den Strom geliefert. Er wurde von oben nach unten verteilt. Die Energiewende hat dieses Prinzip auf den Kopf gestellt. Ein Hausbesitzer, der eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hat, überlegt sich, wie er den selbst produzierten Strom nutzt. Er kauft sich möglicherweise ein E-Auto, stellt die Heizung um. Diese Überlegungen müssen wir auf das Dorf, auf die Stadt, auf den Landkreis übertragen. In einem großen Hochhaus werden 500 Menschen von einem Heizungssystem versorgt. Ein Dorf kann man auch als ein waagerechtes Hochhaus sehen.

    Das heißt, das Modell Schwebenried ist für Sie ein Modell für den ganzen Landkreis?

    Sauer: Ja, so würde ich das sehen. Mit weiteren Verbesserungen ist zu rechnen, beispielsweise in der Speichertechnologie. Mit ihr überstehen wir die Dunkelflaute, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht. Auch die komplizierten Fragen im heutigen Strommarkt müssen noch gelöst werden. Wir haben ein öffentliches Netz und da darf bei der Einleitung niemand bevorzugt oder diskriminiert werden. Das macht es schwierig, unseren selbst produzierten Strom zu nutzen. Eine Lösung wäre, eigene Kabel zu verlegen. Aber ich bin überzeugt, die Energiewende wird den ländlichen Raum stärken. Sie kann gelingen, aber nur mit uns. Jetzt kommt unsere Zeit.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden