Aus Sicht der Karlstadter Polizei habe es sich um einen "einsatzmäßig äußerst ruhigen Fasching" gehandelt, sagte der stellvertretende Dienststellenleiter Peter Rettinger. Sowohl beim Karlstadter Umzug als auch in Retzbach habe es "keine größeren Vorkommnisse" gegeben. "Wir waren vor Ort präsent, das beruhigt einige Gemüter", so Rettinger.
In Himmelstadt gab es dagegen zwei Vorkommnisse: Eine ehemalige Telefonzelle wurde umgeworfen und bei der Party in der Turnhalle wurde einem 15-Jährigen per Faustschlag der Kiefer gebrochen. Beide Täter wurden von der Polizei gefasst. Insgesamt fällt Rettingers Urteil dennoch positiv aus. "Wir hatten auch keine besonderen Auffälligkeiten in Sachen Alkohol im Straßenverkehr. Es ist bekannt, dass wir intensiv kontrollieren und das zeigt Wirkung."
Beim Züchle in Gemünden sowie bei den weiteren Schwerpunkten der Gemündener Polizei, den Faschingszügen in Burgsinn, Gräfendorf und Rieneck, verlief alles relativ friedlich. Während die Züchle-Bilanz ähnlich wie in den Vorjahren ausfiel, war bei den weiteren Faschingszügen dieses Jahr, im Gegensatz zu früheren Faschingsveranstaltungen, kaum etwas zu beanstanden. „Die Veranstalter arbeiten immer gut mit uns zusammen“, lobt der Gemündener Polizei-Dienststellenleiter Martin Deisenroth. Außerdem hätten die Veranstalter ihren Ordnungsdienst.
„Das war letztes Jahr genau dasselbe, ich dachte, ich trau meinen Ohren nicht.“
Martin Deisenroth, Polizei Gemünden
In Gemünden fiel eine 14-Jährige mit 1,56 Promille in den Mühlgraben und eine 17-Jährige mit 2,44 Promille auf. „Die 2,44 Promille waren ein Rekord", sagt Martin Deisenroth. Ein Déjà-vu hatte Deisenroth, als gemeldet wurde, dass an der Schule im Hofweg Betrunkene mit einem Abfalleimer Fußball spielen würden. „Das war letztes Jahr genau dasselbe, ich dachte, ich trau meinen Ohren nicht.“ Wieder wurden zwei ertappt – allerdings waren die "Fußballer" nicht dieselben wie im Vorjahr.
Dass es in diesem Jahr beim Züchle offenbar mehr Wildpinkler als sonst gegeben hat, führen Leser auf fehlende Toiletten zurück. In der Vergangenheit habe es mehr gegeben. Ein Anwohner schrieb auf Facebook, er habe im "Zwei-Minuten-Takt" Wildpinkler ansprechen müssen, damit sie nicht gegen eine Hauswand pinkeln. Ein 30-jähriger Anwohner wehrte sich rabiat gegen einen 23-Jährigen, der gegen eine Hauswand urinierte, und verpasste diesem laut Polizeibericht mehrere Faustschläge ins Gesicht.
"Gräfendorf war absolut problemlos", so Deisenroth. Bei Kontrollen gab es nichts zu beanstanden. In Rieneck wurden zwei Jugendliche mit Alkohol und Zigaretten aufgegriffen, in Burgsinn hat jemand einen Eimer Fett, der an einem Restaurant gestanden hat, auf ein Postfahrzeug gekippt.
Bei einigen Zügen hat Andrea Schön vom Amt für Jugend und Familien mit Polizeibeamten Jugendschutzkontrollen durchgeführt. "Unter 16-Jährige dürfen keinen Alkohol trinken, 16- bis 18-Jährige keine Schnapsgetränke", erklärt sie. Die regelmäßigen Kontrollen in den vergangenen Jahren zeigen Wirkung, so Schön. Insgesamt habe sich die Situation verbessert. "Natürlich haben wir auch alkoholisierte Jugendliche angetroffen. In der Regel werden sie dann aufgefordert, ihre Eltern zu verständigen. Die kommen dann, um sie abzuholen." Wer nicht mehr ansprechbar ist, wird ins Krankenhaus gebracht. Das sei früher häufiger nötig gewesen als in diesem Jahr, erklärt Andrea Schön.
Nur ein Vorfall im Raum Lohr
"Ruhig, erfreulich ruhig", ging es laut Wolfgang Remelka, dem Polizeichef in Lohr, bei den Faschingsveranstaltungen in seinem Revier zu. Einzig bei der After-Zug-Party am Samstag in Frammersbach waren seine Beamten gefragt: Dort hatte ein alkoholisierter Jugendlicher (1,47 Promille) mit der bloßen Faust die Seitenscheibe eines geparkten VW eingeschlagen und gegen einen geparkten BMW getreten. Die Folgen: 1100 Euro Schaden, eine blutende Hand und eine Anzeige wegen Sachbeschädigung.
In Steinfeld hatte die Polizei auf Wunsch der Veranstalter Präsenz beim Faschingszug gezeigt, auch Wagen inspiziert. Fazit dort: "Alles gut!" Remelka kann zwar nicht ausschließen, dass der ein oder andere Vorfall "unter der Hand" geregelt wurde. "Aber ich kann nur ein positives Fazit ziehen."
Gewalt im Umfeld des Marktheidenfelder Faschingszugs
Weniger erfreulich war das Verhalten einiger Besucher bei manchen Faschingszügen im Raum Marktheidenfeld, "die sonst vorbildlich organisiert waren", sagte Michael Kleinfeller, stellvertretender Dienstellenleiter der Polizeiinspektion Marktheidenfeld. Nach Hafenlohr kam es auch in Marktheidenfeld bei der "After-Zug-Party" zu unschönen Szenen auf dem Adenauer Platz. Hier mischten sich der Polizei zufolge bereits bekannte Personen unter die Feiernden und es dauerte nicht lange, bis es zu Gewaltausbrüchen kam.
Im Bereich des Busbahnhofs versetzte ein 19-jähriger Marktheidenfelder gegen 15.15 Uhr einem 16-Jährigen einen Schlag ins Gesicht. Der Täter flüchtete, eine Zivilstreife nahm ihn aber kurz darauf in der Altstadt fest. Anschließend landete er in einer Ausnüchterungszelle, ein Alkoholtest ergab einen Wert von rund 1,1 Promille. Bei den Ermittlungen kam heraus, dass das Opfer auch am Vortag in Lengfurt bereits nach dem Umzug tätlich angegangen wurde. Der 19-Jährige prügelte dort zusammen mit einem 15 Jahre alten Mittäter auf den 16-Jährigen ein. Von diesem Vorfall habe die Polizei zunächst nichts erfahren.
Die Ermittlungen gegen den 19-jährigen Beschuldigten würden nun mit Hochdruck geführt, nachdem er an drei aufeinander folgenden Tagen wegen Rohheitsdelikten aufgefallen sei. "Frühere Ermittlungsverfahren haben den Heranwachsenden bislang offenbar wenig beeindruckt. Die Akten sollen so schnell wie möglich an die Justiz übergeben werden", so Kleinfeller in der Pressemitteilung.
Einen Polizisten mit einem Fußtritt verletzt
Als die Party nach dem Faschingszug in Marktheidenfeld vor der Gaststätte Hotvolee dem Ende zuging, wurde eine Polizeistreife gegen 18.30 Uhr tätlich angegriffen. Ein 18-Jähriger war dem Veranstalter wegen seines aggressiven Verhaltens aufgefallen. Den von der Polizei erteilte Platzverweis wollte der "alkoholisierte Halbstarke", so die Polizei, aber nicht befolgen wollte. Stattdessen wurde er gegenüber der Streife handgreiflich und verletzte einen der Beamten mit einem Fußtritt. Dieser sei wegen einer Verletzung am Knie voraussichtlich mehrere Tage dienstunfähig, erklärt Kleinfeller. Der Randalierer konnte sich zunächst in den absperrten Hof der Firma Lermann flüchten. Der Polizei gelang es, die Identität des Beschuldigten zu ermitteln. Bereits gegen 19.15 Uhr standen zwei Streifen bei dem jungen Mann in der Wohnung, die sich unweit des Tatortes befindet. Auch er ist der Polizei bekannt und hatte zur Tatzeit rund 1,5 Promille.
"Wir müssen da sein, wo es wirklich nötig ist, wie man gesehen hat."
Michael Kleinfeller, Polizei Marktheidenfeld
"Die Polizei Marktheidenfeld blickt mit einiger Sorge auf den Umstand, dass es häufig immer die gleichen Personen sind, die bei Veranstaltungen in der Öffentlichkeit handgreiflich werden", so Kleinfeller. Dabei würden Alkoholkonsum und die Anonymität in der Masse eine entscheidende Rolle spielen. In Sicherheitsgesprächen mit den Ordnungsämtern soll in den nächsten Wochen überprüft werden, wie diese Personen künftig von Großveranstaltungen ferngehalten werden können.
Den Alkoholkonsum bei manchen Faschingszügen sieht Kleinfeller mit Sorge. "Etliche Jugendlichen saufen hemmungslos", sagt er. Die Polizei hätte aber bei solchen Veranstaltungen leider nicht die Zeit und Kapazität, sich um 40 oder 50 betrunkenen Minderjährige zu kümmern. "Wir müssen da sein, wo es wirklich nötig ist, wie man gesehen hat." Das wüssten die Jugendlichen, sagt Kleinfeller, "und nutzen das eiskalt aus".