Zwischen alter und neuer Mainbrücke, etwas abseits des Radweges, inmitten idyllischer Landschaft lebt eine Biberfamilie am Main. Die Schülerinnen und Schüler wanderten zusammen mit ihrer Lehrerin Susanne Gese und Lehramtsstudentin Carina Hablawetz von der Grundschule aus Richtung Fluss. Dort wartete bereits Erich Perchermeier, Vorsitzender des Bund Naturschutz (BN) Main-Spessart, auf die gut gelaunte Kinderschar. Als fachkundige Unterstützung begleitete ihn der BN-Biberberater für Nordbayern, Jens Schlüter.
Bevor sich die Schüler auf den Weg zur Biberburg machten, zeigte Schlüter ihnen einen ausgestopften Biber als Anschauungsmaterial, da der Biber nachtaktiv und häufig auch menschenscheu ist.
Doch bevor es losgehen konnte, wurden erst einmal Jacken und langärmelige Pullover ausgepackt. Trotz des herrlichen Wetters waren dies wichtige Voraussetzungen, um den Weg zum Biberbau anzutreten, denn es ging durch hohes Gras, Brennnesseln und Gebüsch unter Führung von Perchermeier Richtung Main. Der abenteuerliche Weg lohnte sich für die Kinder, denn vor ihnen lag zwischen abgenagten Bäumen halb im Wasser der Biberbau. Je näher man dem Bau kam, umso mehr Baumstümpfe, die von den Bibern wie angespitzt zurückgelassen wurden, konnten die Kinder entdecken. Faszinierend war für sie, wie neben diesen Baumstümpfen seitlich ein kleiner neuer Baum wächst. An der Biberburg angekommen meinte ein Schüler, es seien „63 abgenagte Bäume“ gewesen.
Bevor die Grundschüler die Gelegenheit hatten, den Biberbau selbst zu erkunden, erklärte Jens Schlüter viel Wissenswertes über das Tier. So ließ er neben Bildern auch einen Biberschädel durch die Reihen der lauschenden Kinderschar gehen.
Das Gebiss des Bibers wurde bestaunt sowie die Tatsache, dass dieses Tier seine stark belastbaren Zähne selbst schärfen kann. Der Biber als reiner Vegetarier ernährt sich von Pflanzen und Rinde, weshalb ein solch gutes Gebiss vonnöten ist, denn das Holz ist mitunter sehr hart. „Wenn ihr mal einen Baum annagt, merkt ihr es“, meinte Schlüter.
In einem kleinen Fläschchen mit einer Flüssigkeit, in der auf den ersten Blick nur schwarze Punkte zu erkennen waren, befanden sich einige Exemplare des Biberkäfers, der sich von den Hautschuppen des Bibers ernährt. Auch die Biberlosung wurde den Kindern gezeigt, und nach kurzem Zögern fanden sich Mutige, die diese einmal selbst in die Hände nahmen und überrascht über die „Harmlosigkeit“ waren.
Die Marktheidenfelder Biberfamilie scheint auch Nachwuchs zu haben, der bereits die elterliche Burg verlassen hat. So erzählte Perchermeier, dass in der Gegend um Lengfurt und sogar bis nach Wertheim Biberfamilien leben. Es sei gut möglich, dass deren Wurzeln in Marktheidenfeld liegen.
Die Schüler wollten wissen: „Wann müssen junge Biber von zu Hause ausziehen?“ Dies ist schon nach etwa einem Jahr möglich, wenn die Kleinen alles Lebensnotwendige gelernt haben. Trotz des herrlichen Sommertages wurden auch Fragen zum Überwintern gestellt. „Wie kommt er in den Bau bei Eis und Schnee?“ Hierzu benutzt der Biber seinen Kopf, indem er solange gegen das Eis schlägt, bis dieses den gewünschten Weg freigibt.
Und was macht der Biber, wenn er zu neuen Bäumen will, die weiter weg stehen? Hier handelt er noch dem Motto „Ist der Baum nicht am Bach, muss der Bach eben zu ihm fließen“. Durch Staudämme lässt der Biber neue Seitenarme des Baches entstehen, um an Nahrung zu gelangen.
Für die Schüler ging es von der Biberburg aus weiter am Main entlang, vorbei an einem „Pfad“, der wie von Menschen gemacht wirkte und im Fluss endete: die Schleifspur des Bibers, die beim Transport von Ästen und Zweigen entsteht.
Zweites Ziel dieses Ausfluges war eine Gruppe von drei Bäumen, die stark angenagt waren. Hier wurde deutlich, dass der Biber auch eine Schlüsselfunktion für eine reichhaltige Artenvielfalt hat. So leben in der Rinde des angenagten Baumes nicht nur Käfer, sondern auch Fledermäuse suchen hier Schutz.
Nach diesem für die Kinder lehrreichen Ausflug kam auch gleich die Frage an Erich Perchermeier, wo und wie man beim Bund Naturschutz mitmachen kann.