Wenn das Geschenk größer ausfällt als erwartet, ist die Freude besonders groß. Die Dr.-Gustav-Woehrnitz-Stiftung hat kürzlich mit insgesamt 30.000 Euro die höchste Spendensumme seit Jahren an die vier örtlichen Sozialeinrichtungen Lebenshilfe Main-Spessart, Sozialstation St. Rochus, Lohrer Tafel und den Verein Goldenes Herz ausgeschüttet. Die Stiftung sei überzeugt von deren Arbeit vor Ort für Menschen in Lohr, erklärte Stiftungssprecher Wolfgang Schmitt.
Jede der vier Einrichtungen erhält 7500 Euro. Schmitt erinnerte bei einem Treffen in der Sozialstation daran, dass das Quartett seit Jahren von der Stiftung bedacht wird. Weil die Stiftung ein gutes Jahr gehabt habe, sei die Spendensumme angehoben worden. Man könne nicht davon ausgehen, dass jedes Jahr die selbe Summe ausgeschüttet werde: "wir hatten auch Jahre, die nicht so schön waren."
Der Stiftungsvorstand sei "tief davon überzeugt, dass es gut angelegtes Geld ist und die Stiftung im Sinne von Gustav Woehrnitz handelt." Dem Lohrer Ehrenbürger und früheren Inhaber der Glashütte (heute Gerresheimer) sei es darum gegangen, mit seiner Stiftung Menschen vor Ort zu helfen.
Läuft auch das Jahr 2024 gut?
Das gute Jahr der Stiftung beruhte auf den gestiegenen Zinsen, die bereits wieder am Sinken sind. Auf die Frage nach der Nachhaltigkeit der finanziellen Entwicklung erklärte Joachim Herrmann, laut Schmitt der "Finanzminister" der Stiftung, man habe gute Verbindungen zur Hausbank und versuche, "alle Register zu ziehen." Auch in diesem Jahr werde es wohl gut laufen.
Von der Höhe der Summe zeigte sich Ernst Prüße, Vorsitzender des Vereins Goldenes Herz, überrascht. Der Vorteil des Vereins sei es, unbürokratisch helfen und sich die Situation vor Ort ansehen zu können. "Wir haben von einem Notfall gehört, am Tag später waren wir schon da", schilderte er einen Fall.
Laut Prüße hat sich bei den Empfängern der Vereinsgelder eine merkliche Veränderung ergeben. Nicht mehr eine Vielzahl kleiner Hilfen stehe im Mittelpunkt, sondern einige Einzelfälle, die dramatisch seien. Prüße schilderte mehrere Fälle von Familien, die schwere Schicksalsschläge hinnehmen mussten.
Die Sachbearbeiter in den Behörden seien oft überlastet, so dass es dauere, bis staatliches Geld bei den Betroffenen ankomme. Vorstandsmitglied Ulla Menzel berichtete, dass der Verein beispielsweise die Nachzahlung von Energiekosten oder das Geld für Schulausflüge oft direkt an die zuständigen Stellen überweise, weil die Hilfesuchenden "viele Baustellen" hätten.
Die Lebenshilfe Main-Spessart hat nach den Worten ihres stellvertretenden Vorsitzenden Herbert Schuhmann "zwei verlustreiche Jahre 2022 und 2023 hinter sich". Deshalb habe er als Verantwortlicher für die Finanzen oft den "Daumen senken müssen", wenn es um Investitionen gegangen sei. Nun gebe es aber zwei Fälle, die keinen Aufschub duldeten.
Zwei dringende Baustellen
Schuhmann erläuterte, beim Brand in einer Tiefgarage in Marktheidenfeld sei an einem Fahrzeug der Lebenshilfe, das neben dem Brandherd gestanden habe, Totalschaden entstanden. Der Transporter des Wohnheims in Steinbach habe nur noch TÜV bis Jahresende und müsse dringend ersetzt werden. Er hoffe, dass die Bilanz 2024 positiver ausfalle.
Die Zahl der Bedürftigen, die zur Lohrer Tafel kommen, ist nach Angaben von Logistiker Hubert Beck konstant hoch. Vor drei Wochen sei die Ausgabestelle der Tafel aus Platzgründen an die Pommernstraße in der Lindig-Siedlung umgezogen, was einiges gekostet habe. Die Zusammenarbeit mit den Lohrer Geschäften sei gut, aber die Großspenden von Lebensmitteln hätten abgenommen.
Dekan Till Roth, Vorsitzender des Tafelträgers Diakonie, sprach von knapp 400 Bedarfsgemeinschaften mit knapp 900 Personen, die zurzeit versorgt würden. Die Ausgaben der Tafel, für die circa 140 Ehrenamtliche arbeiteten, würden zum Großteil über Spenden finanziert. Der Rückhalt in der Lohrer Bevölkerung sei groß, was man etwa bei der Weihnachtsbratenaktion merke.
Pflege als Dauerthema
Die Pflegearbeit der Sozialstation ist laut Geschäftsführer Sebastian Puglisi "eine Dauerbaustelle, jeder Tag ist ein Kampf". Die Sozialstation habe in den vergangenen Jahren in die Tagespflegeeinrichtungen in Steinfeld und Frammersbach, das Qualitätsmanagement, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Neubau an der B26 viel investiert. Ein großes Risiko seien die Lohnkostensteigerungen.
Die Spende will die Sozialstation für ein Projekt zur Wundversorgung einsetzen, das Pflegedienstleiterin Julia Zachrau vorstellte. Es gebe eine hohe Dunkelziffer von Menschen mit Wundproblemen. Derzeit laufe die Schulung eines Teams, das mehrmals in der Woche auf "Wundtour" gehen solle. Joachim Salzmann, stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins, kritisierte in diesem Zusammenhang die Entlasspolitik der Krankenhäuser: "Die Leute werden früh heimgeschickt, die Angehörigen haben die Probleme."