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LOHR: Wolf im Spessart überfahren

LOHR

Wolf im Spessart überfahren

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    Prophezeiung überholt: Was Experten für die nähere oder fernere Zukunft vorhergesagt haben, ist früher als erwartet Realität geworden. Bei der Wiederbesiedlung Deutschlands hat der erste Wolf nachweisbar den Weg in den Spessart gefunden. Allerdings endete der Besuch für ihn auf der Autobahn bei Bad Soden-Salmünster tödlich. Unser Archivbild zeigt einen Wolf im Gehege des Wolfscenters von Dörverden/Niedersachsen.
    Prophezeiung überholt: Was Experten für die nähere oder fernere Zukunft vorhergesagt haben, ist früher als erwartet Realität geworden. Bei der Wiederbesiedlung Deutschlands hat der erste Wolf nachweisbar den Weg in den Spessart gefunden. Allerdings endete der Besuch für ihn auf der Autobahn bei Bad Soden-Salmünster tödlich. Unser Archivbild zeigt einen Wolf im Gehege des Wolfscenters von Dörverden/Niedersachsen. Foto: Foto: Ingo Wagner/DPA

    Die Realität hat die Prognosen der Experten überholt: Während in Lohr am vergangenen Donnerstag eine Ausstellung eröffnet wurde, die die Menschen auf die bevorstehende Rückkehr des Wolfes in den Spessart vorbereiten soll, war der Wolf schon da. Wie am Freitag bekannt wurde, ist bereits am vergangenen Montag bei Bad Soden-Salmünster ein Wolf überfahren worden. Die 40 Kilometer, die der Ort im Nordspessart Luftlinie von Lohr entfernt liegt, stellen für einen Wolf gerade mal eine Tagesdistanz dar.

    Die Nachricht vom ersten im Spessart – wenn auch tot – nachgewiesenen Wolf verbreitete sich in Fachkreisen wie ein Lauffeuer. Das Tier war am vergangenen Montag auf der Autobahn A66 bei Bad Soden-Salmünster überfahren und später von der Autobahnpolizei gefunden worden.

    Die genetische Analyse ergab dann eindeutig, dass es sich um einen Wolf handelt. Das gab Priska Hinz, die hessische Umweltministerin, am Freitag bekannt.

    „Das ist der Wahnsinn“, sagt Jochen Raue über die Nachricht vom ersten im Spessart nachgewiesenen Wolf. Der Frammersbacher ist Bezirksvorsitzender des Ökologischen Jagdvereins. Der hat die Ausstellung „Die großen Vier - Vom Umgang mit Bär, Wolf und Luchs“ in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern erstmals nach Lohr geholt hat.

    Bei der Ausstellungseröffnung wurde gesagt, dass der Wolf „morgen oder in zehn Jahren“ in den Spessart kommen könne. Dass er zu diesem Zeitpunkt womöglich schon da war, ahnte wohl niemand. Dass der Wolf überfahren worden sei, sei natürlich „schade“, so Raue. Dennoch sei der Fall die Bestätigung, dass sich die Menschen auch im Spessart mit der Rückkehr des Wolfes befassen müssten. Die Ausstellung komme daher keinen Moment zu früh.

    Der Wolf breitet sich seit dem Jahr 2000 von Osten kommend zunehmend in Deutschland aus. Mittlerweile sind 29 Rudel und etliche Einzeltiere bekannt. Die Gesamtzahl der Wölfe in Deutschland schätzen Experten auf rund 300, wobei sich die Vorkommen bisher hauptsächlich auf Ost- und Norddeutschland beschränken.

    Allerdings wurden auch in Bayern und Hessen in den vergangenen Jahren einzelne Wölfe gesichtet. Bei Gießen wurde 2011 ein Wolf angefahren und verletzt. Das Tier wurde danach noch mehrfach gesehen und 2012 in Rheinland-Pfalz von einem Jäger erschossen. Der Nachweis der Verbindung zu dem bei Gießen angefahrenen Wolf gelang per genetischer Analyse.

    Ebenfalls 2011 war im Reinhardswald bei Kassel ein zuvor länger bekannter Wolf unverletzt tot gefunden worden. In Bayern gab es erst Ende Januar 2015 aus dem Landkreis Miesbach die Nachricht, dass nach dem Fund einer gerissenen Hirschkuh der dringende Verdacht bestehe, dass ein Wolf der Verursacher sei.

    Für den Forstmann Raue ebenso wie für Wolfsexperten steht außer Frage, dass sich der Wolf in den kommenden 20 bis 30 Jahren in Deutschland ausbreiten wird. Wie Raue am Wochenende gegenüber der Main-Post sagte, habe er schon länger damit gerechnet, dass ein einzelner Wolf im Spessart gesichtet werden könnte. Er sei sich sogar ziemlich sicher, dass der 2011 bei Gießen angefahrene Wolf zuvor durch den Spessart gewandert sei. Denn einige Zeit vor dem Vorfall habe er in seinem Forstrevier bei Frammersbach über mehrere hundert Meter durch den Schnee eine Fährte verfolgt, wie sie typisch für den Wolf sei.

    Auf die Frage, ob er glaube, dass die Spessartbevölkerung schon bereit für die Rückkehr des Wolfes sei, sagte Raue, dass man sich mit Skeptikern argumentativ auseinandersetzen könne. Er habe vielmehr Angst davor, dass manche Menschen zu euphorisch auf die eventuell bevorstehende Wiederbesiedlung des Spessarts durch den Wolf reagieren und versuchen könnten, ihn zu füttern.

    Denn wie der Wissenschaftler und Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky in einem Vortrag bei der Ausstellungseröffnung in Lohr erklärt hatte, geht für den Menschen eigentlich nur dann Gefahr vom Wolf aus, wenn dieser sich an Menschen gewöhnt und die Scheu verloren hat.

    Während Naturschützer nach dem Tod des Wolfes bei Bad Soden-Salmünster kritisieren, dass das Bundesland Hessen endlich einen Managementplan für die Rückkehr Isegrims erarbeiten müsse, gibt es einen solchen Plan in Bayern bereits. Erstellt hat ihn das Bayerische Umweltministerium.

    Die interaktive Ausstellung „Die großen Vier“ ist bis zum 19. März in der Aula des Nägelsee-Schulzentrums in Lohr zu sehen, wobei die Öffentlichkeit nur nachmittags Zugang hat. Vom 20. bis 31. März kann man die Ausstellung dann in der Filiale der Sparkasse am Lohrer Marktplatz besuchen.

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