Der 35-jährige Christian Steidl, Doktor der Chemie und von Beruf Marketing-Manager bei AllessaSyntec in Frankfurt-Höchst, hatte sich bereits im Herbst 2008 für die Nachfolge Zöllers beworben. Nachdem der stellvertretende Vorsitzende der CSU/CDU-Bundestagsfraktion dann aber erklärt hatte, es noch einmal wissen zu wollen, war es um Steidl ruhig geworden.
Die Kandidatur von Kurt Schreck (wir berichteten) hatte ihn nun offenbar ermutigt, sich am Freitag ebenfalls direkt an viele Delegierte zu wenden und um deren Stimme für seine Bewerbung zu bitten. Er wolle ein Signal setzen und stehe für einen Generationenwechsel. Das prompte und deutlich negative Echo vieler Adressaten hatte Steidl nach Informationen von Insidern allerdings nachdenken lassen. Am Montagmorgen erklärte er in einer E-Mail an Wolfgang Zöller, dass er seine Kandidatur wieder zurückziehe.
Dass der Stadt- und Kreisrat aus Erlenbach/Main am Wochenende seine Kandidatur ankündigte, hat Wolfgang Zöller überrascht, gesteht der Bundestagsabgeordnete im Gespräch mit der Main-Post. Die Art und Weise, wie das geschah, bewertete er als „befremdlich“. Ansonsten sehe er der Wahl am Freitag gelassen entgegen. Die CSU-Kreisvorstände von Miltenberg und Main-Spessart hätten sich klar für ihn ausgesprochen. Das sei auch Kurt Schreck bekannt, der ihm seine Kandidatur bereits vor einigen Wochen auf der Klausur der Main-Spessarter CSU in Coburg angekündigt hatte.
„Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig“, kommentiert Wolfgang Zöller Gerüchte, er wolle womöglich die vierjährige Mandatszeit nicht zur Gänze ableisten. Ohnehin sei es ein Denkfehler, wenn behauptet werde, er wolle nach zwei Jahren den Weg für einen Nachrücker aus dem Main-Spessart-Kreis freimachen. „Wenn ein Abgeordneter ausscheidet, dann rückt jemand von der Liste nach und das wird sicher keiner aus Unterfranken sein“, erklärt Zöller.
Seine erneute Bewerbung ums Mandat hat laut Wolfgang Zöller, abgesehen vom Reiz der politischen Arbeit, ganz handfeste Gründe: „Ich glaube, für die CSU in der jetzigen Situation die meisten Stimmen zu holen.“ Die neue Legislaturperiode wird definitiv Zöllers letzte sein. Der 66-Jährige ermuntert schon jetzt die Kreisverbände, sich hinsichtlich seiner Nachfolge in ein, zwei Jahren „voll in die Arbeit zu stürzen“. Nachdem die Main-Spessarter den größeren Stimmkreis stellen, geht Zöller „davon aus, dass im Main-Spessart der berechtigte Wunsch da ist, hier den Vorzug zu bekommen“.